Maxim spricht immer noch nicht. Inzwischen haben wir uns im Alltag damit überraschend gut arrangiert. Er ist Meister der non-verbalen Kommunikation und hat es mittlerweile perfektioniert uns wissen zu lassen, was er gerade braucht oder will. Genauso verstehen wir seine wortlose Kommunikation mit jedem Tage besser. Vielleicht ist es ein Fehler, sich auf seine Sprachlosigkeit einzulassen und damit einen Umgang zu finden. Denn so schwindet für Maxim der Anreiz, überhaupt einmal an den Punkt zu kommen zu sprechen. Es besteht für ihn kaum eine Notwendigkeit sich anders als mit Mimik und Gestik auszudrücken, wenn er merkt, dass wir jeden Tag besser mit seiner Sprachlosigkeit umgehen können und dieser Zustand für uns immer mehr zu einem Stück Normalität wird. Auf der anderen Seite wissen wir, dass es für ihn genügend andere emotionale Herausforderungen und Anpassungsaufgaben gibt, die sein Sprechen lernen auf seiner Prioritätenliste nach unten schieben. Dennoch, in seinem non-verbalen Mitteilungsdrang spüren wir genauso, dass Maxim ein immer stärkeres Bedürfnis hat, sich auch anders auszudrücken. Denn gerade in Situationen, in denen wir ihn nicht sofort verstehen, spüren wir die Frustration in ihm aufsteigen, die sich in unkontrollierten Wutausbrüchen entlädt. Danach wird sein Blick starr und leer, seine ganze Körperhaltung hölzern und steif. In den vergangenen Tagen, seitdem Maxim nun den Kindergarten besucht, haben sich diese Situationen gehäuft. Es brodelt in ihm, und dennoch kann er seinem inneren Chaos keinen Ausdruck verleihen. Er kann sich nicht mitteilen, weder ohne Worte geschweige denn mit. Sein innerer Druck kann sich kaum entladen und wird für ihn zuweilen unerträglich. Der einzige Weg, ihm im Moment zu helfen, ist viel, sehr viel Bewegung. Unser therapeutisches Spazierengehen steht wieder täglich auf der Agenda. Dank Laufrad oder Roller und Kinderwagen laufen wir viele, viele Kilometer jeden Tag, egal wie gut oder schlecht das Wetter ist. Wenn ich meinen Sohn dabei beobachte oder sehe, wie mutig er inzwischen auf dem Spielplatz turnt und klettert, dann kommt es mir vor, als würde er versuchen, seine Sprachlosigkeit durch außergewöhnliche motorische Fortschritte zu kompensieren. Ich frage mich jedoch, wie lange das noch so gut geht. Noch können wir seine Frustration, sich nicht mitteilen zu können auf diese Art und Weise auffangen. Doch er wird auch im Kindergarten langfristig nicht mit seinem beharrlichen Schweigen durchkommen. Damit steigt das Potenzial von zusätzlichem Druck und Stress für ihn, der sich irgendwie entladen muss. Mit der oberflächlichen Erleichterung, mich nun vormittags für drei Stunden nur um ein Kind kümmern zu müssen, bahnen sich gleichzeitig neue Herausforderungen an, die den gewonnenen Freiraum mehr als aufwiegen.
Denke mal das wird sich mit der Zeit im Kindergarten schon legen. Da muss er ja mit den anderen Kindern irgendwie komunizieren.
LikeLike
Sspricht Maxim auch im Kindergarten nicht? Wird er denn von den anderen Kindern beim spielen eingebunden? Den ganzen Tag spielen ohne sich verbal mit zu teilen stelle ich mir anstrengend vor. Hoffentlich schafft er bald diese Barriere hinter sich zu lassen, wenn er soweit ist!
LikeLike
Ja, er wird irgendwann sprechen. Dennoch, es ist schon ein Phänomen, wie Kinder damit umgehen. Sie können tatsächlich auch über einen längeren Zeitraum non-verbal sich mitteilen. Das geht. Und den anderen Kindern macht das meist wenig aus. Zumindest in diesem Alter. Erst später, wenn Maxim zu weilen wieder in die Sprachlosigkeit zurückfiel, vor allem in Konfliktsituation, hat das andere Kinder irritiert….
LikeLike