24. Februar – Sorgen um Oma (Teil 3)

Renate hat ihre Operation gut überstanden. Ein Wunder, wenn wir daran denken, dass vor zehn Tagen noch niemand sicher sein konnte, dass sie die nächste Nacht überlebt. Noch einmal hat sie riesiges Glück gehabt. Denn nachdem sich keine Metastasen gebildet hatten und keine weiteren Organe befallen waren, konnte der Professor in der Operation den Tumor gut großflächig entfernen und musste nur einen Teil der danebenliegenden Lymphknoten mit entfernen. Wir können es noch nicht ganz glauben. Aber nach drei Wochen scheint sich alles zu einem Guten zu wenden. Der Professor gibt Renate nach Chemotherapie und Bestrahlung gute Prognosen, dass sie den Krebs vollständig überwinden wird. Sie selbst scheint ihr Schicksal angenommen zu haben und ist bereit, den ihr vorbestimmten Weg zugehen und die Strapazen, die die nächsten Monate mit sich bringen werden, auf sich zu nehmen. Richard hat inzwischen eine Pflegerin gefunden, die ab Anfang März, wenn Renate aus dem Krankenhaus entlassen wird, sie erst einmal Zuhause begleiten wird.

Maxim und Nadeschda haben gelernt, dass die Oma nicht verschwunden, sondern nur vorübergehend im Krankenhaus ist, und bald wieder nach Hause zurückkehren wird. Ich habe mich ein Stück weit in das Schicksal gefügt, dass uns in den kommenden Wochen und Monaten erwarten wird. Wie immer im Leben, mit jedem Tag sind die Herausforderungen ein Stück leichter zu ertragen. Irgendwann kommt der Punkt, an dem man sie annimmt und sie nicht mehr so schwer wiegen, sondern sie zu einer Normalität werden. Es fühlt sich an, als sähen wir doch ein Licht am Ende des Tunnels. Wenn die Monate der Chemotherapie und Bestrahlungen vorbei sind, werden wir sehen, wie wir uns in unserem Leben mit einer mehr oder weniger pflegebedürftigen Großmutter einrichten werden. Hatte ich in den vergangenen Wochen oft das Gefühl, nicht mehr zu wissen, wie es weitergehen sollte, so wusste ich jetzt einmal mehr: Es geht immer weiter, irgendwie!

Letztendlich halfen mir dabei Maxim und Nadeschda, ohne dass sie es erahnen konnten. Denn sie zwangen mich, jeden Tag weiterzumachen, meine eigenen Befindlichkeiten und Bedürfnisse hinten an zu stellen. Meine beiden Kinder lehrten mich jeden Tag von neuem, dass sie das Wichtigste in meinem Leben waren. Sie diktierten meine Prioritätensetzung. Und die hieß: Maxim und Nadeschda an allererster Stelle zusetzen. Allein dieses Bewusstsein half mir. Zumindest für den Moment.

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