Einsam sitze ich hier und denke, was für ein bescheidener Montag dies gestern war. Ich mag es nicht, wenn die Woche so beginnt. Ich fühle mich schlecht. So als bricht jetzt alles über mich hinein. Ich habe das Gefühl, dass ich niemandem gerecht werde. Ich bin eine schlechte Mutter, eine unzureichende Ehefrau und eine Rabentochter sowieso. Da ist sie wieder die Schraube, die sich nach unten dreht, die ich nicht anhalten kann.
Eigentlich hatte ich doch einen großartigen Sonntag. Richard war mit den Kindern unterwegs mit seiner späten Väterrunde. Ich hatte fast einen ganzen Tag für mich. Das war schon lange nicht mehr vorgekommen. Viel zu spät kam er mit Maxim und Nadeschda nach Hause. Das sonntägliche Baderitual hatte ich schon geistig gestrichen, doch Richard wollte daran festhalten. Meine Entspannung schwand in Minuten. Natürlich wurde gebadet, die Kinder waren bereits völlig übermüdet, und so war es vorprogrammiert, dass es spätestens beim Abtrocknen zwischen Maxim und mir wieder einmal eskalierte. Ich kann gar nicht mehr sagen, warum. Er verweigerte sich und ich kam in Rage. Als ich mit ihm heulend das Bad verließ, und er sich auch oben im Kinderzimmer nicht beruhigen wollte, intervenierte Richard zum ersten Mal. „Ich mach das jetzt hier fertig. Kümmere Du Dich um das Abendessen.“ Ich war wohl selbst nicht mehr in der Lage, mich adäquat um meine Kinder zu kümmern. So fühlte ich mich zumindest in dem Moment.
Nachdem wir das Abendessen irgendwie über die Bühne gebracht hatten und Richard die Kinder ins Bett gebracht hatte, versuchte ich ihm meine Gefühlslage zu erklären. Doch anstatt Verständnis und Unterstützung zu bekommen, gingen mit Richard die Nerven durch. So saßen wir da, servierten uns gegenseitig unsere Unzulänglichkeiten als Nachtisch, ohne eine Lösung zu finden. Während Richard irgendwann einfach wortlos ins Bett ging, blieb ich mit meinen schlechten Gefühlen im Wohnzimmer sitzen. Unausgeschlafen machte es den nächsten Morgen auch nicht besser. Bis Maxim im Kindergarten war, durchlebten wir zwei weitere Tobsuchtsanfälle. Danach dachte ich die ganze Zeit nur, ob der liebe Gott diesen Tag einfach schnell vorüber gehen lassen kann. – Irgendwie ging es dann auch. Es muss ja immer irgendwie weitergehen. Doch gut geht es mir nicht.
Es kommt mir so vor, als würden jetzt noch einmal alle schlechten Gefühle, die sich in den letzten Wochen angestaut haben, herauskommen. Emotionen wegzudrücken, hilft nicht. Sie kommen heraus, ob ich will oder nicht. Ich muss das jetzt aushalten. Ich kann nur hoffen, dass das irgendwann vorbei geht. Aber mir fehlt eine Idee, wie ich diese negativen Gefühle los werde. Bestätigung und Wertschätzung habe ich nicht. Es ist niemand da, der mir sagt, dass ich das doch alles gut mache. Ich erfahre keine Anerkennung. Ich habe auch keinen Vergleich, aus dem ich sagen könnte: Das klappt doch hier bei uns schon ziemlich gut. Ich habe ja noch nicht einmal ein Rollenmodell, das es nach meinem Dafürhalten so gut macht, dass ich mich daran orientieren könnte. Wo ich sagen könnte: Wenn ich es so mache, dann ist es gut.
Mir wird wohl nichts anderes übrig bleiben, als diesen Zustand jetzt auszuhalten. Vielleicht gehört er einfach dazu. Ich muss dem Erschöpfungszustand Rechnung tragen, in dem ich mich befinde. Ich wollte ihn die ganze Zeit nicht wahrhaben. Doch nun hat er sich so in den Vordergrund gedrängt, dass ich ihn nicht mehr ignorieren kann. Ich sollte ihn ertragen, aushalten und dann loslassen. Vielleicht ziehen dann diese schlechten Gefühle mit all den Unzulänglichkeiten von dannen.
Ich sage Dir dass Du es gut machst! Man muss miteinander und aneinander wachsen, die Kinder haben genauso schlechte Tage und Momente wie wir, alles ist ein Prozess. Auch ich habe Tage an denen ich mich so fühle, verstehe Dich sehr gut. Liebe Grüße, Andrea
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Danke, liebe Andrea, damit hast Du ja so recht…
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