Seitdem Renate vor einer Woche gestorben ist, haben meine Prioritäten begonnen sich zu verschieben. Der Schicksalsschlag des Todes relativiert viele Themen in meinem Leben und sortiert sie für mich neu. Meine inneren Ressourcen sind sehr begrenzt. Ich muss mir gut überlegen, für wen ich sie einsetze. Maxim und Nadeschda sind der Dreh- und Angelpunkt in meinem Leben. Alle Kraft, die ich habe, gilt meinen beiden Kindern und meinem Mann. Danach kommt erst einmal lange nichts.
Vielleicht ist nun der Zeitpunkt gekommen, an dem ich die Chance habe, meine eigene Mutterrolle zu überdenken und für mich klar zu definieren. Mit ihrem Tod hat Renate sich einen langen leidvollen Weg erspart. Sie hat ihn aber auch Richard und mir erspart. Denn wir waren uns bewusst, dass die Monate der Chemotherapie und Bestrahlung nicht leicht geworden wären, sondern vielmehr eine erneute Belastung für uns alle dargestellt hätten. Ungeachtet dessen, wie sich ihr Leben danach weiter entwickelt hätte. Ob sie vollständig hätte genesen können, ihr Leben wieder selbstständig ohne Betreuung führen können, hatte immer in den Sternen gestanden. All das hätte Richard und mich viel Kraft und Energie gekostet. Kraft und Energie, die wir jetzt für uns neu nutzen können. Mein Vater und seine Frau haben mit ihrem Verhalten auf der anderen Seite mich noch einmal an den Punkt gebracht, meine eigene Kindheit kritisch anzuschauen und mich bewusst mit meinen eigenen Erwartungen an eine erfüllte Elternrolle auseinanderzusetzen. Er, meine Stiefmutter und selbst meine Mutter haben mir in den ersten Monaten mit unseren Kindern deutlich gezeigt, wie ich nicht sein will. Und ich will auch diesen alten Ballast nicht mehr mit mir herumtragen. Es ist an der Zeit, loszulassen und meinen eigenen Weg als Mutter zu gehen.
Ich wünsche dir viel kraft. Alles liebe für euch
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