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Charlotte’s Sonntagslieblinge (24)

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Ben White, unsplash.com

Nach der Faschingsfeier an der Schule, sind wir einmal wieder zu einem Kurztrip in die Berge aufgebrochen. Nachdem unser jährlicher Skiurlaub ausgefallen ist, genießen wir nun für ein paar Tage den Schnee und die Berge mit meiner lieben Freundin Katharina. Der Faschingsumzug fällt dafür in diesem Jahr aus. Mit Blick auf die Schnee verhangenen Berge schaue ich zufrieden, wie jeden Sonntag, auf die schönen und erfreuenden Momente dieser Woche. Inspiriert von Mirjam von Perfektwir sind hier meine drei Sonntagslieblinge:

  1. Maxim hat einen begeisternden Ski-Vormittag hinter sich. Auch nach einer langen Pause fährt er begnadet auf den zwei Brettern die Pisten hier hinunter.
  2. Nadeschda bleibt lieber beim Schlittenfahren. Gemeinsam haben wir unseren Rodelnachmittag genossen. Am besten war dann der warme Kakao zum Abschluss.
  3. Diese Tage hier in den Bergen bringen den Abschluss zu allen Ereignissen und Restarbeiten aus dem vergangenen Jahr. Nach unserer Rückkehr ist so viel Raum in meinem Leben, damit sich Neues ausbreiten kann, nachdem ich tatsächlich in den vergangenen Wochen alles Alte abschließen konnte. Meine To Do Liste ist für den Moment leer.

Habt alle einen wunderbaren Sonntagabend und einen guten Start in die kommende Woche!

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Filmrezension: „Die Reise meines Lebens – Ruby sucht nach ihrer Mutter“

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Christopher Burns, unsplash.com

Am Dienstag zeigte das ZDF in seiner 37 Grad-Reihe „Reise meines Lebens – Ruby sucht ihre Mutter“ . Die 17jährige Ruby wurde im Alter von drei Jahren von ihren Eltern in Nepal adoptiert. Seitdem lebt sie im Hunsrück und steht kurz vor dem Abitur. Seit sie neun Jahre alt ist, beschäftigt sie die Suche nach ihrer leiblichen Mutter. Unerwartet erhält sie eines Tages eine E-Mail ihrer nepalesischen Schwester. Ruby beschließt, ohne ihre Eltern, aber mit ihrem Freund für zwei Wochen nach Nepal zu reisen, um ihre leibliche Familie kennenzulernen. Vor der Abreise sagt Ruby in einem Interview auf die Frage, was ihr Wunsch an diese Reise ist: „Ich suche mich!“

Die Reise wird tatsächlich zu einer Reise zu sich selbst. Wohlwollend und glücklich nimmt ihre nepalesische Familie Ruby und ihren Freund auf, zwei Wochen erleben sie gemeinsam den nepalesischen Alltag. Trotz Sprachbarrieren kommen sich Mutter und Tochter jeden Tag ein Stück näher, ohne Groll und Wut über das Vergangene. Nach und nach erfährt Ruby die genauen Umstände ihrer Adoption, genauso wie auch ihr tatsächliches Geburtsdatum. Man spürt als Zuschauer förmlich, wie sich im Verlauf der Reise eine Lücke in Ruby schließt. Am Ende ist es für Ruby keine Entscheidung des Entweder-Oder, sondern des Sowohl als auch. Nepal gehört zu ihr, genauso wie Deutschland, ihre Adoptiveltern sind ihre Eltern, genauso wie ihre nepalesische Mutter ihre Mutter ist und ihre nepalesischen Geschwister Teil ihrer Familie sind. Am Ende des Films sagt Ruby: „Ich habe das letzte Puzzlestück in meiner Biografie gefunden. (…) Es war das Wichtigste, was jemals in meinem Leben passiert ist, und ich möchte im nächsten Jahr zusammen mit meinen Eltern nach Nepal.“

Auch hier ist wieder eine feinfühlige Reportage über ein sensibles Adoptionsthema gelungen. Man spürt, dass die Filmemacherin Tina Radke-Gerlach selbst Adoptionserfahren ist und mit ihrer eigenen Adoptivtochter durch genau diese Wurzelsuche gegangen ist. Vor allem gelingt es ihr, den Mut und das Selbstbewusstsein, das Ruby entwickelt hat und mit dem sie an ihre Wurzelsuche geht, deutlich herauszuarbeiten. Da ist ein gefestigtes Mädchen, dass sich, wie sie ja selbst sagt, auf die Suche nach einem Stück nach sich selbst begibt. Sehr bewusst entscheidet sie auch, diese Reise ohne ihre Adoptiveltern anzutreten, die ihr diesen Wunsch auch gewähren. Am Ende ist es eine glückliche und erfüllende Wurzelsuche, in der Ruby’s Sehnsucht gestillt wird und ihr Wunsch in Erfüllung geht. Sie findet den fehlenden Teil ihres Selbst und kann die Lücken in ihrer Biografie schließen. Ja, reich beschenkt kehrt sie nach Deutschland zurück.

Doch nicht immer oder wahrscheinlich eher selten fallen die Wurzelsuchen von Adoptierten so glücklich und erfüllend aus. Es gibt genügend Beispiele in der Fachliteratur, wo die Suche nach der leiblichen Mutter weniger erfüllend ausfällt. Und auch ich weiß, dass im Falle meiner Kinder die Suche nach ihren Wurzeln ein abenteuerliches Unterfangen werden kann. Das hängt zum einen mit den Umständen der Adoption zusammen, zum anderen mit dem Land aus dem sie stammen. Wir werden uns dieser Wurzelsuche irgendwann stellen müssen und wollen dies auch. Wie Ruby beginnt Maxim immer häufiger von Russland zu sprechen. Noch ist für ihn seine russische Mutter im Himmel und er hat kein Bedürfnis nach ihr zu suchen. Doch er möchte in seine Geburtsstadt reisen und das Kinderheim besuchen, in dem er gelebt hat. Diesen Wunsch äußert er bereits jetzt.

Auch wenn ich mir bewusst bin, dass die Suche nach ihrer Herkunft für meine Kinder nicht zu so einem glücklichen Ende führt, so macht die Reportage „Die Reise meines Lebens“ mir Mut. Eine Konfrontation mit ihren Wurzeln wird meine Kinder auf jeden Fall bestärken und selbstbewusster machen, als sie es eh schon sind. Egal wie die Suche ausgehen wird, sie werden – wie Ruby – in sich „vollständiger“ von dieser Reise zurückkehren. Auch für Maxim und Nadeschda wird es eine Reise zu sich selbst sein. Dessen bin ich mir sicher.

Die Reportage „Die Reise meines Lebens – Ruby sucht nach ihrer Mutter“ wird am 27.02.2017, 00:35 Uhr auf 3sat wiederholt und ist in der ZDF Mediathek zu sehen.

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Mein ordentliches Leben mit 3 „Cholerikern“

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Jakob Owens, unsplash.com

Neulich hatte ich einmal wieder ein ganzes Wochenende lang Seminar. Richard war mit Maxim und Nadeschda alleine Zuhause. Das Wochenende lief wie immer ab: Ich brach am Freitag Nachmittag aus einem ordentlich geputzten Haus zur Akademie auf. Gegen zehn Uhr abends kam ich zurück und fand das Haus im Chaos vor, während Richard mit einem alten Freund im Wohnzimmer saß und sich unterhielt. Schuhe, die überall im Esszimmer verstreut herum lagen, das Geschirr vom Nachmittagssnack stand auf der Spüle, die Spülmaschine war immer noch voll mit sauberem Geschirr, der Esstisch war bedeckt mit irgendwelchen Schnipseln von irgendeiner Bastelei, die Jacken lagen auf dem Boden neben der Eingangstür…. Nun Ihr könnt es Euch vorstellen… Aber das Ordnungsgefühl meiner Kinder und meines Mannes differiert gewaltig zu meinem eigenen, wie ja auch schon einmal geschrieben. „Ordnung ist eben sehr relativ“ und ein SEHR dehnbarer Begriff.

Nun, da wir Besuch hatten, scannte ich nur kurz das Erdgeschoss, schätzte, dass es mich am kommenden Morgen etwa eine halbe Stunde länger kosten würde aufzuräumen, und gesellte mich schweigend zu meinem Mann und unserem Besuch. Am Samstag folgte das gleiche Spiel. Ich stand früh auf, um das Haus in einem ordentlichen Zustand für mein Seminar zu verlassen und kehrte abends wieder in ein Chaos zurück. Diesmal kam ich erst gar nicht richtig zur Haustür hinein, da von Innen zwei Paar Schuhe Größe 48 und vier paar Schuhe in Größen etwas über 30 vor der Tür lagen. Für den Rest der Unordnung erspare ich Euch die Details und appelliere an Eure blühende Phantasie. Während Richard also noch unsere Kinder in den Schlaf begleitete und dabei dann selbst müde von den Strapazen des Tages einschlief – ich sah ihn an dem Abend nicht mehr – guckte ich stumm durch unser Haus, legte meinen Mantel ab und …. räumte auf. Ich stellte die Schuhe an ihren Platz, ich hing die Jacken auf, ich räumte die letzen Einkäufe und die Wochengemüselieferung des Biobauern weg, ich legte zwei Waschmaschinenladungen Wäsche zusammen, um es mir danach mit einem Glas Wein auf der Couch gemütlich zu machen.

Auf einmal frustrierte mich dieses Aufräumritual, was sich seit einem halben Jahr mindestens einmal im Monat abspielte, nicht mehr. Denn während ich nachdenklich in den Kissen versank, traf es mich wie der Blitz. Es war so müssig, mich darüber aufzuregen, dass unser Zuhause immer wie nach einem Tsunami aussah, wenn ich einmal zehn Stunden oder weniger weg war. Richard und meine Kinder würden nie ordentlich sein. Zumindest nicht so wie ich. Denn alle drei hatten etwas gemeinsam: Sie sind in „Choleriker“.

Kennt Ihr die griechische Lehre der vier Temperamente?  Das Gedicht von den „Vier Temperamenten und dem Stein im Weg“  von Heinrich Peitmann macht das Naturell der vier Temperamente so schön anschaulich:

„Leicht springt über den Stein der Sanguiniker keck und mit Anmut,

Stolpert er trotzdem darob, macht er sich wenig daraus.

Grimmig stößt ihn beiseite` des Cholerikers kräftiger Fußtritt,

Und sein funkelndes Aug` freut sich des guten Erfolgs.

Kommt das Phlegma daher, so hemmt es gemäßigt die Schritte:

„Gehst du mir nicht aus dem Weg, gehe ich eben herum.“  

Aber grübelnd vor ihm bleibt der Melancholiker stehen,

Unzufrieden`nen Gesichts über sein ewiges Pech.“

Ich saß auf unserem Sofa und dachte zurück an eine Szene, die wir am Nachmittag in der Akademie gelesen hatten: „Das cholerische Kind kommt! Man hört es am Schritt! Da! Er klingelt! Kräftig! Kurzes Warten! „Kommt noch keiner?“ Nochmals klingeln: Kräftiger! „Na endlich!“ Die Tür öffnet sich etwas langsam – also von außen gegendrücken. Hinein schnurstracks! Da steht die Mutter! Ein kurzer Gruß, kaum ein Blick! Er hat es eilig! Die Schultasche auf den Boden! Die Jacke ausziehen, Schuhe abstreifen! Weiter! Neuen Zielen zu.!“ Da spricht der Tatendrang. Ich dachte daran, wie sich diese Szene an einem der letzten Wochenenden abgespielt hatte, als ich am Sonntag Mittag schon von der Akademie zurückkam, die Kinder aber noch mit Richard auf einem Ausflug waren. Ich räumte natürlich wieder auf. Da klingelte es, nicht einmal, nicht zweimal, mindestens dreimal. Oder am besten Sturm, so dass ich schon Sorge hatte, dass der Klingelknopf stecken blieb. Maxim und Nadeschda stürmten herein, gefolgt von ihrem Vater. Ein lautes aber eiliges „Hallo Mama!“ Während Kinderjacken auf dem Boden landeten, Schuhe in die Ecke geschleudert wurden, breitete Richard den Inhalt seiner Jackentaschen auf dem Esszimmertisch aus, guckte schnell auf die Nachrichten in seinem Telefon, um sich dann eine Kaffee zu machen und zu sagen: „Ich hänge jetzt noch schnell die Lampe auf.“ Maxim und Nadeschda waren längst in ihren Zimmern verschwunden und spielten.

Menschen mit einem cholerischen Temperament sind mit großem Elan bei der Sache, begeistert erledigen sie die Dinge, die ihnen wichtig erscheinen und die ihnen Spaß machen. Ja, genauso können sie auch engagiert wütend und zornig sein. Zwei Eigenschaften, die wir sofort mit diesem Temperament assoziieren. Doch vielmehr gehören zu cholerischen Menschen Stärken wie Eigeninitiative, Durchhaltevermögen, Wahrheitsliebe, Begeisterungsfähigkeit, ständiger Einsatz für das Gute und ein hohes Gerechtigkeitsempfinden. Sie sind Menschen der Tat. Und deshalb haben sie auch keine Zeit aufzuräumen. An einem Wochenende müssen eben so viele andere wichtigere Dinge erledigt werden. Ich lächlte stumm in mich hinein, entdeckte vor meinen Füßen unter dem Wohnzimmertisch einen Hammer, den Maxim wohl vergessen hatte, hob ihn seufzend auf und dachte: „Ja, ich habe Euch lieb, eben so wie Ihr seid!“

P.S.: Wer mehr über die vier Temperamente erfahren will, findet auch bei Motherbirth einen wunderbaren Post zu „Die vier Temperamente“.

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„Anders Mutter werden – Das erste Jahr nach einer Auslandsadoption“

„Sometimes the strength of motherhood is greater than natural laws.“ 
(Barbara Kingsolver)

cover_anders_mutter-werden_blogNach der Adoption unserer zwei Kindern aus Russland habe ich meine Erfahrungen aus dem ersten Jahr als Adoptivfamilie aufgeschrieben. Auszüge daraus haben Euch auf diesem Blog begleitet. Als erzählendes Sachbuch schildert „Anders Mutter werden“ nun den besonderen Alltag, die unterschiedlichen Herausforderungen, Veränderungen und Schicksalsschläge sowie die Reaktionen des sozialen Umfeldes im ersten Jahr einer frisch gebackenen Adoptivfamilie. Die Suche nach dem richtigen Umgang mit der neuen Mutterrolle bildet seinen roten Faden. Es ist das erste Buch auf dem deutschen Markt, das sich intensiv mit der ersten Zeit nach einer Auslandsadoption befasst.

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Charlotte’s Sonntagslieblinge (23)

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Ben White, unsplash.com

Nach einer für mich sehr ereignisreichen und vollen Woche blicke ich zufrieden, wie jeden Sonntag, auf die schönen und erfreuenden Momente der vergangenen Tage, die meiner Buchveröffentlichung in nichts nachstehen. Inspiriert von  Mirjam von Perfektwir sind hier meine drei Sonntagslieblinge:

  1. Maxim hatte in der letzten Zeit etwas Schwierigkeiten mit seiner Aufmerksamkeit im Englischunterricht. Doch nach einem klärenden Gespräch und einer für ihn sehr motivierenden Aufführung mit seiner Englischlehrerin in der Schule habe ich nun einen begeistert Englisch sprechenden Sohn Zuhause. Sein Bühnenauftritt trieb mir wieder einmal die Tränen in die Augen. Wenn ich zurückdenke, wie schwer er sich mit dem Deutsch Sprechen und überhaupt mit dem Sprechen getan hatte, so erfüllt es mich jedes Mal wieder von neuem mit tiefer Dankbarkeit, ihn laut und deutlich auf einer Bühne sprechen zu hören. Und das auch noch in einer wieder für ihn neuen Sprache.
  2. Nadeschda hat mit vier Mädchen aus ihrer Klasse einen bezaubernden Kindergeburtstag gefeiert. Ich bewundere immer wieder ihre Weisheit, mit der sie zielsicher nur ausgewählte Kinder (und weniger als sie gedurft hätte) eingeladen hat, damit sie sich selbst nicht überfordert, sondern ihren Geburtstag noch genießen kann.
  3. Endlich, endlich habe ich wieder begonnen, jeden zweiten Tag laufen zu gehen. Das tut nicht nur meinem Rücken gut, sondern es macht auch den Kopf so herrlich frei.

Habt alle einen wunderbaren Sonntag und einen guten Start in eine verrückte Faschingswoche!

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„Anders Mutter werden – das erste Jahr nach einer Auslandsadoption“ – mein Blog als Buch

cover_anders_mutter-werden_blogHatte ich es an der ein oder anderen Stelle schon angedeutet, nun ist es soweit: Mein Buch „Anders Mutter werden – Das erste Jahr nach einer Auslandsadoption“ ist im FamArt Verlag erschienen. Viele von Euch sind mir bereits hier auf meinem Blog mit viel Unterstützung und großer Anteilnahme durch unser erstes Jahr gefolgt. Danke dafür von Herzen an all meine Leser! Das motivierte mich weiterzumachen, nicht nur hier auf diesem Blog, sondern unsere Erlebnisse, Herausforderungen, Höhen und Tiefen des ersten Jahres – detailliert und umfassend – als Buch zu veröffentlichen. Neben den Veränderungen in unserem ersten Jahr als Adoptivfamilie schildert das Buch unser Adoptionsabenteuer in Gänze und wagt einen Ausblick in die Zeit nach dem ersten Jahr bis in der Gegenwart, mit der sich die Beiträge in meinem Blog beschäftigen. Wer also Lust auf noch mehr hat, der klicke hier, mit erster Leseprobe inklusive. Und wer noch mehr über die Motivation zu diesem Buch erfahren möchte, findet hier die Pressemeldung von FamArt.