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Charlotte’s Sonntagslieblinge (89)

happy family with two kids walking at sunset

Mit freundlicher Unterstützung von Fotolia

Noch ist das Haus ganz still. Richard ist mit den Kindern über’s Wochenende mit ein paar anderen Vätern und deren Kindern auf einen Bauernhof gefahren. Ich habe derweil wieder die Schulbank gedrückt. Mein letztes Wochenendseminar im Rahmen meiner Ausbildung. Schon bald ist es geschafft, in nur wenigen Wochen habe ich den Berg meiner Ausbildung überwunden und darf mich auf viele neue Perspektiven und viel geschenkte Zeit freuen. Ich bin gespannt, was das Leben für mich nach dem Sommer bereit hält. Doch jetzt bin ich erst einmal dankbar für diese drei Sonntagslieblinge:

  1. Am Freitag habe ich meine Seminararbeit präsentiert. Es war gut, dass ich mich vorher von dem Druck befreit habe, alles perfekt zu machen. In zehn Minuten Präsentationszeit kann man ohnehin nicht viel reißen. Und letztendlich wusste ich, dass ich gut im Thema drin bin. Dennoch war ich am Ende erleichtert, dass ich nun an diese Baustelle auch einen Haken machen kann.
  2. Den gestrigen freien Morgen habe ich genutzt und endlich auch meine Portfolioarbeit abgeschlossen. Irgendwann hatte ich auch hier beschlossen, es nicht zu übertreiben, sondern Nutzen und Aufwand in einem verträglichen Maß zu halten. Das tat gut. Und dennoch kann ich zufrieden sein, mit meinem Werk.
  3. Auch wenn ich selbst nicht viel Zeit Zuhause hatte, so freue ich mich nun doch, dass meine kleine Familie in den nächsten Minuten hier wieder eintreffen wird. Es war sehr still in diesen vier Wänden, und obwohl ich gerne auch einmal alleine bin, freue ich mich, wenn Richard mit Maxim und Nadeschda nun gleich die Bude wieder mit Lärm und ein wenig Chaos füllen.

Genießt noch einen erholsamen Sonntag! Und habt einen wunderbaren Start in eine erneut kurze Woche!

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Charlotte’s Sonntagslieblinge (88)

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Roberto Nickson on unsplash.com

Was für eine Woche! Ich habe seit drei Wochen bei einer Theaterproduktion an der Schule mitgearbeitet. In dieser Woche waren dann von Donnerstag bis Samstag die Aufführungen. Oh man, was für ein Ritt und für ein Abenteuer. Aber am Ende ist alles gut gegangen und die Kinder dürfen stolz sein auf ihren Erfolg! Viele haben sich dann – irgendwann nach vielen, vielen mühseligen Proben – überwunden, sind über ihre Grenzen gegangen, haben das Stück und ihre Rollen angenommen, sind in eine andere Welt eingetaucht und habe sie als ihre verinnerlicht, verdaut und wieder neu zum Vorschein gebracht. Andere sind in ihren inneren Auseinandersetzungen – wie ich sie hier ansatzweise beschrieben habe – verharrt, doch die Gemeinschaft der Klasse hat sie letztendlich auch mitgetragen. Letztendlich auch für mich alles in allem eine großartige Erfahrung, auch wenn mich heute die Müdigkeit einfach übermannt und ich sehr dankbar bin, dass Pfingsten ist und morgen noch ein weiterer freier Tag. Doch trotz all dem geht auch unser Alltag weiter. Maxim und Nadeschda haben all das in den vergangenen Wochen gut mitgemacht – trotz einiger emotionaler Höhen und Tiefen, die wir hier durchaus am Nachmittag erlebten – , und somit bin ich heute vor allem für diese drei Sonntagslieblinge dankbar:

  1. Jedes Mal wieder geht mir das Herz auf, wenn ich mittags in die Mensa der Schule komme und Nadeschda mir freudestrahlend entgegenrennt und mich stürmisch umarmt.
  2. Besonders freue ich mich für Maxim, der nun – auch wenn wir gerade wieder auf eine neue Art Besuch von unserer guten alten Freundin haben – sich wirklich gut in der Schule macht. Noten gibt es ja an unserer Schule nicht, dafür „Sternchen“. Um so stolzer kam Maxim in dieser Woche gleich mit zwei „Sternchen“ an einem Tag nach Hause.
  3. Für meine lieben Freunde, die es auch gerade jetzt wieder aushalten, dass ich kaum oder gar keine Zeit habe, mich zu melden oder zu kümmern, und sie dennoch da sind. Da ist die eine, die unverhofft am vergangenen Wochenende vorbeikam und wir einen lauschigen Nachmittag spontan verbrachten, während unsere Mädchen spielten. Und da ist die andere, die sich schon vor Wochen den Oberarm gebrochen hat, ich es nicht geschafft habe, sie einmal zu besuchen und die dennoch da ist. Das ist einfach ein wunderbares großes Geschenk!

In diesem Sinne habt noch ein wunderbares Pfingstwochenende, eine erholsamen Feiertag und dann einen wohlbehaltenen Start in eine „kurze“ Woche!

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Charlotte’s Sonntagslieblinge (87)

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Photo by Chloe Ridgway on unsplash.com

Eine kurze „Arbeits- und Schulwoche“ liegt hinter uns. Die ersten drei Tage waren sehr dicht. Um so mehr haben wir nun die vergangenen freien Tage genossen. Das schlechte Wetter am Feiertag lud dazu ein, endlich einmal lang liegengebliebenes im Haus zu erledigen. Das tat gut. Vor allem aber war es schön, am langen Wochenende endlich einmal wieder mehr oder weniger in den Tag hineinzuleben und keine Termine zu haben. So bin ich an diesem Sonntag sehr dankbar für diese drei Sonntagslieblinge:

  1. Die Kinder und ich haben einen wunderbaren freien Brückentag mit Museumsbesuch, Eisessen und Shoppen verbracht. Nun hat Maxim endlich wieder ein paar Hosen im Kleiderschrank, die ihm passen, und für Nadeschda ist dann doch noch das ein oder andere Kleidchen mit bei rausgesprungen.
  2. Da ich wieder an der Schule arbeite, diesmal aber morgens, haben Richard und ich mal die Rollen getauscht. Nun übernimmt er das morgendliche Aufräumen, während ich schon mit den Kindern auf dem Weg zur Schule bin. Es hat schon etwas, wenn man ohne dafür selbst einen Schlag getan zu haben, mittags in ein ordentliches Haus kommt.
  3. Besonders freue ich mich über die unerwartet hohen Aufrufzahlen meines Beitrags „Mehr arbeiten können wir uns nicht leisten…“ Das hätte ich nicht gedacht. Und umso mehr freut es mich.

Habt noch einen wunderbaren und hoffentlich sonnigen Sonntag und kommt gut in die neue Woche!

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Unter „Pubertieren“ – mal wieder eine Kolumne

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Photo by Feline Schiarelli on unsplash.com

Schon so lange habe ich sie mit mir herum getragen, meine Kolumne zu meinen Erfahrungen „Unter Pubertieren“. Vier Wochen lebte ich mit und unter ihnen im Herbst vergangenen Jahres. jetzt habe ich sie wieder besucht, und helfe ihnen bei ihrem Abschlusstheaterstück. Grenzerfahrungen haben wir jeden Tag. Ich weniger, als der Klassenlehrer, dem ich helfe. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich inzwischen so viel Verständnis und Empathie habe, für diese Jugendlichen, die sich wirklich in der größten Krise ihres Lebens befinden. Aber lest selbst….

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Charlotte’s Sonntagslieblinge (86)

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Photo by Sanah Savanna on unsplash.com

Ach, so eine Woche mit einem Feiertag hat doch etwas herrliches! Kurz einmal im Alltagstrott innehalten, eine Tag ohne Termine und Pläne verbringen. Das hat schon etwas. Ich freue mich darauf, dass uns der Mai noch ein paar weiterer solcher Wochen mit einem Feiertag bescheren wird. Und es ist gut, dass ich für dieses Jahr beschlossen habe, dass wir auch die anderen langen Wochenenden nicht dazu nutzen, wie wir es in der Vergangenheit getan haben, um wegzufahren, sondern einfach die Ruhe Zuhause genießen. Dennoch waren die drei übrigen Tage der Woche arbeitsreich und am Wochenende musste ich wieder die Schulbank drücken. Doch ein Ende ist absehbar. Noch zwei Wochenendseminare und dann ist es endlich geschafft. So bin ich heute für diese drei Sonntagslieblinge dankbar:

  1. Hatte ich Euch schon erzählt, dass mein Sohn sich nun freiwillig morgens den Wecker auf sechs Uhr stellt, um genug Zeit zu haben, vor der Schule noch zu lesen oder zu spielen? Ja, in der Tat! Er selbst kam auf die Idee, als ihm klar wurde, dass er nicht lange schlafen und dann trotzdem noch vor der Schule lesen oder spielen kann. Nun steht er schon seit ein paar Wochen früh auf und macht sich dann ohne irgendeine Ermahnung oder Erinnerung von selbst rechtzeitig fertig. Seitdem ist unser morgendliches Leben um so ein Vielfaches entspannter.
  2. Nadeschda beschäftigt einmal wieder ihre Herkunft. Abends vor dem Schlafengehen kommen ihr immer mal wieder „alte“ Themen in den Sinn. Die müssen dann raus und geklärt werden. So auch in dieser Woche: „Mama, warum glaubt die Marie, dass Du nicht meine echte Mama bist?“ Als ich Nadeschda erneut erklärte, dass ich genauso ihre echte Mutter bin wie ihre russische Mutter, seufzte mein kleines Mädchen aus tiefstem Herzen, legte ihr Ärmchen um mich und sagte: „Da bin ich aber froh.“
  3. Auch meine zweite Seminararbeit ist nun so gut wie fertig. Noch einmal Korrekturlesen und dann kann auch diese in den Druck. Es ist so ein befreiendes Gefühl, dass sich meine Ausbildung nun wirklich bald dem Ende zuneigt.

Habt noch einen wunderbaren Sonntag und einen wohlbehaltenen Start in die Woche!

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„Mehr arbeiten können wir uns nicht leisten…“

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Photo by Marco Xu on unsplash.com

Gestern mittag, als ich mit Nadeschda am Bahnhof auf Maxim’s Rückkehr von einem Klassenausflug wartete, führte ich so eines dieser Müttergespräche mit einer anderen wartenden und befreundeten Mutter. Meine befreundete Mutter hatte mir schon vor ein paar Wochen erzählt, dass ihr Chef sie gefragt hatte, ob sie nicht ein paar Stunden mehr arbeiten wollte und könnte. Nachdem sie erst einmal Dampf abgelassen hatte, dass ihre Mutter sie einmal wieder als „Babysitterin“ im Stich gelassen hatte, fuhr sie weiter fort: „Und dann ging mir noch einmal durch den Kopf, dass ich ja eigentlich ein paar Stunden mehr arbeiten wollte. Aber wenn ich dafür einen bezahlten Babysitter engagieren muss… Weißt Du, ich habe zu meinem Mann gestern gesagt: Das können wir vergessen. Dass ich mehr arbeite, können wir uns nicht leisten! Ich müsste ja Geld mitbringen, um zu arbeiten und um die Betreuung unserer Kinder zu gewährleisten.“ Nach einem Moment des Schweigens fügte sie noch an: „Das ist einfach absurd….“

Das ist auf der einen Seite ein gewisses „Luxusleiden“, wenn ich die aktuellen Beiträge von Claire von Mama streikt lese. Bei ihr geht es um etwas ganz anderes und bekommt mit der sich abzeichnenden existenziellen Not eine ganz andere Dimension. Claire findet keinen Job, obwohl sie super qualifiziert ist, da sie durch die Betreuungsaufgaben für ihre Kinder als Alleinerziehende gebunden ist. Das wird ihr wahrscheinlich niemand so sagen, liegt aber auf der Hand. Und dann ist da noch die systemimmanente Ungerechtigkeit, dass der Kindesunterhalt von Hart IV abgezogen wird. Da wird es mir echt schlecht! Und ich frage mich, wer sich denn solche Regelungen ausdenkt. Genauso wie der Ausbau des Betreuungsangebots bis 22:00h, damit man der Schichtarbeit in vielen Bereichen gerecht wird. Haben wir dann auch Kindergartenbetreuung im Schichtbetrieb oder Schulunterricht im Schichtbetrieb? „Ach, von Montag bis Mittwoch habt Ihr Spätunterricht in der Schule. Der ist mit meinem Schichtplan abgestimmt…“ Das soll funktionieren? Mal ganz abgesehen davon, dass JEDER Erziehungsratgeber davon spricht, dass Kinder Rhythmus und Routine brauchen, dass sie Schlaf brauchen, um fit zu sein, um den Lernstoff aufzunehmen. Und JEDER weiß, dass wir hier eben nicht über Schlaf egal zu welcher Uhrzeit reden, sondern über den vor zwölf Uhr nachts.

Nun, unser Leben findet ohnehin fern ab von all dem statt. Muss es auch. Als wir uns vor mehr als acht Jahren in den Adoptionsprozess begaben, war mir zwar klar, dass ich mindestens für ein Jahr meinen Job an den Nagel hängen musste. Da redeten wir aber über ein Kind und über eine Großmutter nebenan. Und ich war trotz aller Fachliteratur noch so naiv, dass ich glaubte, alle Traumatisierungen könne man in einem Jahr heilen. Nun, es wurden zwei Kinder – wofür ich dem Schicksal ewig dankbar bin. Die Großmutter starb leider viel zu schnell – wofür ich das Schicksal ewig verfluche -, das hatte sie auf keine Fall verdient. Und die Traumatisierungen meiner Kinder lassen sich nun eben auch nicht in einem Jahr heilen, sondern sind auch nach sieben Jahren immer noch virulent. Wir haben akzeptiert, dass Maxim und Nadeschda mehr Förderung und Fürsorge als andere Kinder brauchen. Sie sind High-Need Kinder. Erst vor ein paar Tagen hatten wir ein Gespräch mit einer Lehrerin, die uns noch einmal sehr deutlich machte, dass Nadeschda die häusliche Unterstützung braucht. Ich habe daraufhin ein Jobangebot, in dem ich bis 16:00 Uhr hätte arbeiten müssen, abgelehnt. Das hätte nicht funktioniert. Ich kann nicht mit meinen Kindern um 16:30 Uhr anfangen, für die Schule zu arbeiten. Im Gegensatz zu Claire bin ich in der privilegierten Situation, dass ich allein aus einem Sicherheitsbedürfnis heraus gerne wieder arbeiten möchte, um nicht zu lange vom Arbeitsmarkt weg zu sein, um drin zu bleiben. Denn wer sagt uns, dass mein Mann auf immer und ewig seinen Job behalten wird. Oder was ist, wenn er ihn aus irgendwelchen Gründen nicht mehr ausüben kann. Eine Garantie auf ein sorgenfreies Leben gibt es eben nicht. Auch bei uns nicht. So verhält es sich auch bei der eingangs erwähnten befreundeten Mutter. Sie arbeitet, um den Anschluss nicht zu verlieren, um ggf. falls bei ihrem Mann etwas schief läuft, die Möglichkeit auf einen Job zu haben, der zumindest in weiten Teilen die Familie ernährt. Doch wenn es so ist, dass sie Geld mitbringen muss, um das zu bekommen, dann ist eben das Ende der Fahnenstange erreicht.

Und viel mehr noch ist das Ende der Fahnenstange erreicht, und die Zeit endlich umzudenken mehr als überschritten, wenn hochqualifizierte aber eben alleinerziehende Mütter nicht mehr die Chance bekommen, ihre Kinder so gut zu versorgen, wie es ihre Kinder brauchen. Dann haben wir kein „Luxusproblem“, sondern ein ernsthaftes. Ein wirklich ernsthaftes und existenzielles!