Charlotte’s Sonntagslieblinge (102)

boy drawing sales report on the wall

Danke an Fotolia

Es ist wie immer: Es braucht drei Wochen, bis ein neuer Alltag oder eine Veränderung im Ablauf zur Routine wird. Meine Arbeit in der Nachmittagsbetreuung der Schule hat sich nun mit meinen Kolleginnen eingespielt. Die letzten Altlasten aus den Ferien sind „abgearbeitet“ (Ich war sogar zur Kontrolle meiner Zähne endlich mal beim Zahnarzt, was ich lange vor mir hergeschoben hatte.). Mein Unterricht ist vorbereitet. Die Kinder verfolgen wieder ihr Nachmittagsprogramm, aber eines, was wir noch einmal reduziert haben. Und beide genießen die freie Zeit Zuhause. Möge dieser Frieden nun gerne für den Rest des Jahres anhalten. So bin ich an diesem Sonntag vor allem dankbar für diese drei Sonntagslieblinge:

  1. Maxim war in dieser Woche zum ersten Mal alleine mit einem Freund im Schwimmbad. Schwimmen kann er ja sehr, sehr gut, trainiert er doch gerade emsig für das goldene Schwimmabzeichen. Meine größte Sorge war, dass er wie so manches Mal in den Ferien vorgekommen, einfach kein maß findet und sich über die eigenen Grenzen der Erschöpfung verausgabt. Zum Glück hatten beide Jungs aber am meisten Spaß auf der Rutsche und schwarze Gewitterwolken setzten quasi von außen zum ohnehin ausgemachten Zeitpunkt ihrem Wasserspiel ein natürliches Ende.
  2. Kennt Ihr „Das Magische Mal“ von Ina Krabbe? Nadeschda tat und tut sich manchmal schwer mit dem Rechnen, auch wenn sie mittlerweile ein ganz gutes Zahlenverständnis hat. Ich wehre mich dabei vehement gegen das Vorurteil, dass Mädchen eh nicht so ein Gefühl für Zahlen haben. Ich glaube, es hat eher etwas damit zu tun, wie man diese trockenen und langweiligen Zahlen den Kindern näher bringt. Und die Geschichten von Ina Krabbe tun dies ganz wunderbar! Wir haben jetzt wie gesagt „Das magische Mal“ gelesen und beide Kinder hatten eine riesigen Spaß dabei. Die Geschichte in der Zauberschule rankt sich um die Reihen des kleinen 1 x 1 und die Rätselrechenaufgaben animieren zum Mitrechnen. Auf einmal ist das mit dem Rechnen und auch dem Auswendiglernen der 1 x 1 Reihen gar nicht mehr so schwierig. Und so nebenbei habe ich beim Vorlesen auch gemerkt, dass meine Tochter sich schon ganz gut in den 100er Zahlenraum vorgearbeitet hat.
  3. Am Freitag Abend saß ich auf unserer Terrasse und die Musik der örtlichen Kirmes schallte zu mir herüber. Da ertönte zu später Stunde von Dschinghis Khan „Moskau“ zu mir herüber: „Moskau, Moskau, wirf die Gläser an die Wand, Russland ist ein schönes Land….“ Als Jugendliche habe ich das oft gehört. Vielleicht war es damals schon eine selbsterfüllende Prophezeiung…

Habt einen wunderbaren Sonntag und einen wohlbehaltenen Start in die neue Woche.

2 Gedanken zu “Charlotte’s Sonntagslieblinge (102)

  1. Liebe Charlotte,

    das ist sehr schön zu lesen. Wieviele kleine Details Du Dir ausdenkst um Deine Kinder zu fördern, da spricht soviel Liebe heraus. *Iloveit*

    Ich würde Dir gerne von einem Ereignis am Freitag berichten. Ich habe derzeit keinen Klavierlehrer/in und hatte eine Probestunde bei einer „achtsamen Klavierlehrerin“. So hatte ich das auch angefragt. Sie arbeitet sogar als Klavierlehrerin/Mentalcoach und Musiktherapeutin u.a. in psychiatrischen Kliniken. Soweit, so gut. Nach einem kurzen Vorgespräch und der sehr klaren Kommunikation wie lernen bei mir funktioniert und wie nicht schlug sie mir vor ich solle improvisieren. Tja, aber selbst nach viel Klavierspielerfahrung überfordert mich das, ich brauche noch viel, viel Struktur und Vorgaben. Also sagte ich, ich wäre überfordert, ob sie mir nicht eine strukturiertere Aufgabe geben könne. Ab da kippe die Stimmung. Ich glaube sie fühlte sich zu sehr in Frage gestellt. Ich schlug vor zur Einstimmung eins meiner mitgebrachten vierhändigen Stücke zu spielen. Sie kritisierte es, ich müsse schon ihren Vorschlägen folgen. Ich erklärte ihr nochmals, es wäre die Angst vor Überforderung und vor dem Ungewissen, ob wir nicht erst etwas machen können bei dem ich mich wohl fühle, dann könne ich mich sicher auch mehr auf neue Vorschläge einlassen (aber schon an diesem Punkt versuchte ich die Beziehung zu regeln). Die ganze Stunde blieb ein Machtkampf. Ich war irgendwann so überfordert, dass ich keinen klaren Gedanken mehr hatte und ich glaube, das erste Mal in meinem Leben tat ich das was meinem Inneren entsprach: ich gab meiner Blockierung freien Lauf, saß einfach nur mit zittrigen Händen da und wartete, tat nichts mehr und sagte einfach genau das was los ist: „Ich weiß nichts mehr, ich bin überfordert und kann keinen klaren Gedanken fassen.“

    Normalerweise hätte ich versucht mich als „Erwachsene“ zu benehmen und hätte brav funktioniert – so wie die Lehrerin das eben erwartet. Ich habe mich das nur getraut, weil ich die letzten Tage viel in deinem Blog gelesen habe und sehr viel aus den Situationen, die Du beschreibst über mich verstanden habe. Aber auch die Liebe und das Verständnis mit dem Du auf Deine Kinder blickst haben mir geholfen meiner Verzweiflung auch Raum zu geben. Die gute Frau ist Therapeutin, sie muss damit umgehen können, nicht ich muss sie abholen bzw. ihr Bestätigung geben, es ist ihre Aufgabe als Lehrerin bzw. dazu noch als Therapeutin. Zusätzlich habe ich Ihr vorher ausführlich erklärt was wichtig ist, aber sie hat es nicht verstanden, denke ich.

    Ich hoffe, Du hast nicht das Gefühl, dass ich Deinen Blog „kapere“. Mich beschäftigen Deine Gedanken und Erlebnisse so sehr.

    Liebe Grüße
    Anita

    Gefällt 1 Person

    • Liebe Anita,
      hab Dank für Deine Gedanken und das Teilen Deines Erlebnisses bei Deiner Klavierstunde. Ja, auch wir haben leider die Erfahrung gemacht, dass Therapeuten nicht immer so kompetent und einfühlsam sind, wie sie es sein sollten. Mit Nadeschda haben wir – weil ich es auch zu Beginn nicht besser wusste – 10 Diagnosestunden über uns ergehen lassen mit dem Resultat, dass sie angeblich nicht therapierbar ist. Das tatsächliche Problem hatte aber die Therapeutin, denn sie hat keinen Zugang zu meiner Tochter gefunden. Und das war ihre Verantwortung, nicht die meines Kindes…
      Nein, keine Sorge, ich habe nicht das Gefühl, dass Du meinen Blog kaperst. 😉 Im Gegenteil, ich finde Deine Gedanken sehr bereichernd, da sie nicht nur viele von dem bestätigen, was ich erlebe und hier teile, sondern weil es meinen Gedanken auch noch einmal eine andere Erfahrungsperspektive gibt. Ich freue mich auf mehr davon…
      Liebe Grüße
      Charlotte

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