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Wie oft passiert es, dass es einen Anruf der Schule gibt, oder eine unerwartete Mail des Lehrers kommt, dass sie netto gesagt unsere traumatisierten Adoptivkinder gerade nicht mehr handhaben können. Jetzt mal unterm Strich, meine Kinder sind so gut umsorgt -und therapiert möchte ich fast sagen – , dass sie nicht unangenehm auffallen. Im Gegenteil. Sie beschweren sich und es ist ihnen zutiefst zu wider, wenn sie regelunkonformes Verhalten wahrnehmen und erleben oder gar Opfer dessen sind. Das hat aber vielleicht auch etwas damit zu tun, dass meine Kinder extrem behütet, wenn nicht sogar überbehütet sind. Und ich einen sehr, wirklich SEHR engen Kontakt zur Schule halte.
Mike Berry von Confessionsofanadoptiveparent hat wieder einen wunderbaren Post veröffentlicht, wie man als Adoptiveltern gut mit der Schule zusammenarbeiten kann, um so bestmöglich für sein Adoptivkind einzustehen. Ich war beruhigt, den Post zu lesen, denn er hat mich in allem bestätigt, was ich tue. Gerade in den vergangenen Wochen kam das zum Tragen. Und es zahlte sich aus, dass ich einfach nun jeden Tag an der Schule bin und insofern auch ein intensives Networking betreiben kann. Ich bin mir dabei auch der Tatsache bewusst, dass dies eine absolute Ausnahmesituation ist, denn ich lebe nun in der Zwitterrolle auf der einen Seite Mutter an der Schule meiner Kinder zu sein – und dann auch noch nicht ohne Einfluss, denn noch sitze ich im Aufsichtsrat – und auf der anderen Seite Kollegin zu sein. Da kann ich schnell ganz viel zwischen Tür und Angel oder auf dem Pausenhof besprechen, oder einfach auch Beziehungspflege für ein gutes Miteinander betreiben.
Nadeschda war aus unterschiedlichen Gründen – Nein, nicht aus verschiedenen, sondern der eine Grund ist uns klar: Sie ist frühtraumatisiert und deshalb rauscht vieles vom Unterricht an ihr vorbei. – von ihrer Klassenlehrerin für den Förderunterricht vorgeschlagen. Das erwischte uns etwas kalt vor den Ferien, aber wir fuhren die Hinhaltetaktik mit ganz viel Beziehungsarbeit bei der Klassenlehrerin. Das funktionierte auch wunderbar, denn sie ließ sich darauf ein, erst noch einmal bis nach den Ferien abzuwarten. Nun habe ich, durch Zufall, mit der Förderlehrerin sprechen können, die mir sagte, dass meine häusliche Förderung doch viel besser und wirkungsvoller sei. Ein paar Tage später traf ich – weil ich ja nun immer jeden Tag an der Schule bin, die Heileurythmistin, die schon Großartiges bei Nadeschda bewirkt hatte, und machte mit ihr aus, dass sie ein paar Einheiten für Nadeschda im Herbst wieder vorsehen würde. Das alles schrieb ich auch der Klassenlehrerin. Richard befürchtete schon, dass sie nun „bocken“ würde. Und da nahm ich doch heute die Chance war, als sie so entspannt auf dem Schulhof saß, und betrieb einfach etwas Beziehungspflege: Lobte ihr Theaterstück mit den Kindern, ihr großartiges Malen mit den Kindern, etc. Und überhaupt, dass sie das alles ganz wunderbar macht. Im Verlauf des Gesprächs ging sie von sich aus auf meine Mails ein, sagte, dass sie dankbar dafür wäre, und sie würde das dann mit der Heileurythmie organisieren, und es wäre ja so schön, dass ich ohnehin schon mit der Förderlehrerin in Kontakt bin.
Nein, sie ist nicht bockig und es wird auch nicht zu Nadeschdas Nachteil sein, dass wir uns um die Dinge kümmern, die eigentlich die Aufgabe der Klassenlehrerin wären. Im Gegenteil, diese Lehrerin ist einfach froh, dass sie uns hat, und dass wir uns so engagieren, wie wir das tun.
Schön, wenn Eltern nicht nur von den Lehrern Hilfe erwarten. 😊
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Hallo Charlotte,
oh ja da kann ich auch ein Lied von singen. Wir hatten leider, trotz sehr viel Engagement meinerseits, Gesprächen, E-Mails, Briefen, keine gute Zusammenarbeit mit der Lehrerin. Ich glaube die war einfach mit der Klasse generell und meinem Kind, dass nicht den geradlinigen Weg läuft, überfordert. Mein Sohn ist aber ein Beziehungsmensch, stimmt diese, läuft alles andere fast von alleine. Leider steht und fällt alles mit den Menschen, an die man gerät. Bei uns ist das leider so.
Als bei meinem Sohn auch noch eine Hörschädigung diagnostiziert wurde, war es ganz vorbei. Viele ungünstige Verhaltensweisen haben sich neben denen der Traumatisierung eingeschlichen und unsere Lehrerin hat das Handtuch geschmissen. Es folgte ein schwieriger Entscheidungsprozess wie es denn nun weitergeht. Letztendlich haben wir uns für eine Schule für Hörgeschädigte Kinder entschieden. Diese ist knapp 60 km von uns entfernt. Mein Sohn hat eine lange Fahrtzeit und ist erst spät nachmittags zu Hause aber was soll ich sagen. Er ist so rundum glücklich und begeistert, dass mir wirklich das Herz aufgeht. Er ist wie ausgewechselt. Dort sind Menschen, die ihn so nehmen wie er ist, einen sehr liebevollen, lobenden Umgang miteinander haben und wo er einfach dazugehört.
Ich bin begeistert, wie mein Sohn diesen langen Tag wuppt und trotzdem jeden Tag aufs Neue gerne in diese Schule geht. Die Beziehung stimmt und das macht wahnsinnig viel aus.
Liebe Grüße von Veronika
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Ich finde toll dass du zu Hause mit den Kindern regelmässig übst und gute Beziehungen zur Schule pflegts. Was ich nicht verstanden habe, was hast du gegen Förderunterricht auch an der Schule? Macht es dieses konkrete Förderlehrerin schlecht?
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Liebe Tina, danke für Deinen Kommentar. Nein, ich habe nichts gegen diese Förderlehrerin. Und grundsätzlich ist das auch eine wunderbare Einrichtung an der Schule. Im Grunde ist es ein Luxus. Eltern bekommen inklusive sozusagen. Aber wir hatten das Gefühl, dass es nicht das ist, was unsere Tochter braucht. Inzwischen haben wir eine andere Erfahrung, aber dazu an anderer Stelle auf diesem Blog mehr….
Liebe Grüße
Charlotte
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