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Es war Weihnachten und daher ruhig auf diesem Blog. Nicht weil es mir an Themen mangelt, sondern weil ich mich bewusst dazu entschieden habe, diese besondere Zeit zwischen den Jahren meiner Familie und mir zu widmen. Schön und erholsam waren die Tage.
In den frühen Morgenstunden, wenn alle anderen noch schliefen, habe ich gelesen. Maxim Biller“s „Sechs Koffer“ habe ich endlich beendet, genauso wie Melanie Raabe’s „Der Schatten“. Beide mehr als lesenswert. Jetzt wartet Michail Bulgakov’s „Meister und Margarita“ in der Neuübersetzung von Alexander Nutzberg auf mich. Ich fliege ja mit Maxim im Frühjahr nach Moskau. Zeit sich vorzubereiten. Auch literarisch… Manchmal kam Maxim morgens verschlafen ins Wohnzimmer getapst, wo ich in meinem Sessel saß und las. Meist gesellte er sich mit einem seiner Bücher zu mir und las ebenso. Neben diesen stillen Momenten habe ich das getan, was ich oft zwischen den Jahren tue: Umräumen, ausmisten, neu gestalten. Das tat gut. War irgendwie befreiend, und wenn auch nicht viel weg gekommen ist, so doch zumindest die alten Wollmäuse, die schon seit langem hinter den nicht vorgerückten Regalen und Schränken ihr Dasein fristeten.
Bevor nun mein Sohn mit einem erneuten: „Mama, was machst Du da…?“ zu mir aus dem Wohnzimmer getroddelt kommt, denke ich an diesem letzten Sonntag in diesem Jahr an all die Dinge, für die ich nach diesem doch sehr sorgenvollen und manchmal schmerzhaften Jahr dankbar bin. Aus den vielen Gedanken, die mir gerade dabei durch den Kopf gehen, sind dies meine heutigen drei Sonntagslieblinge:
- Ich bin so unendlich dankbar für meine beiden Kinder! Immer wieder und wieder! Dieses Jahr mit all seine Sorgen hat mir gezeigt, dass ich sie niemals missen möchte. Niemals!!! Erst vor ein paar Tagen habe ich mir ganz lieben Freunden zusammen gesessen, die ebenso ein Kind aus Russland adoptiert haben. Wir kamen irgendwie im Gespräch auf die Frage, ob wir heute wissend ob all der Schwierigkeiten und Herausforderungen noch einmal adoptieren würden. Und wir alle bejahten diese Frage ganz vehement. Ja, es ist schwierig und es ist herausfordernd, und es kostet mit all den Sorgen, die man sich macht, so viel Kraft. Vielleicht mehr Kraft als mit leiblichen Kindern. Doch auf der anderen Seite haben mir selbst unser zwei Kinder so viel gegeben. Erst vor ein paar Tagen stellte Richard so treffend fest: „Was für eine Entwicklung Du mit diesen zwei Kindern gemacht hast…“ Ja, und welchen Weg ich gegangen bin…. Das hätte ich mir nicht in meinen kühnsten Träumen ausmalen können.
- Viel zu selten machen Richard und ich uns bewusst, dass wir genauso dankbar sein können für unsere Zuhause, unsere kleine Familie und die wohlbehüteten Umstände, in denen wir leben, die uns viele andere Sorgen und Nöte ersparen, und uns auch die Freiheit geben, genau diesen Weg mit unseren Kindern zu gehen.
- Dankbar bin ich in diesen Tagen für unsere Freunde, die uns auch in schwierigen Zeiten die Stange gehalten haben, die für uns da waren, auch wenn wir nicht immer die besten Kontaktpfleger waren und sind. Wie stellte einer von ihnen an Weihnachten so schön fest: „Es ist doch egal, wie oft man sich sieht und wie oft man miteinander spricht. Die Hauptsache ist doch, dass man für einander da ist, in den Momenten, in denen es darauf ankommt.“
In diesem Sinne wünsche ich Euch allen ein großartiges Silvesterfest und einen wohlbehaltenen und gesunden Start in das neue Jahr! Möge es für Euch vieles bereit halten, was Ihr Euch erhofft und wünscht.