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Maxim hatte gerade in der Schule eine Epoche zu „Menschenkunde und Medienkompetenz“. Das war eine spannende Erfahrung für uns alle in der Familie. Nachdem ich auf der einen Seite zunächst überrascht und schockiert war, wie und wie viele elektronische Medien in den Häusern seiner Klassenkameraden genutzt werden, freute es mich auf der anderen Seite umso mehr, als ich im Epochenheft meines Sohnes folgenden Text unter der Überschrift „Medien bei uns Zuhause“ lesen durfte:
„Wir haben einen Fernseher Zuhause. Da dürfen wir manchmal Peter Pan oder andere Filme schauen, aber nur wenn am nächsten Tag keine Schule ist. Meine Mutter hat einen Computer. Auf dem arbeitet sie und schreibt, oder sie schaut manchmal Sachen für uns Kinder nach. Mein Papa muss manchmal auf einem Laptop Zuhause arbeiten. Ich lese Bücher. Und mehr brauche ich auch nicht. Vielleicht hätte ich gerne ein Handy, um mit meinen Freunden zu telefonieren. Aber mehr nicht. Was eine Wii oder NInetendo sind, weiß ich gar nicht. (…)“
Eingedenk unserer Erfahrungen mit Blick auf die Gedächtnisleistung von Maxim und der Auseinandersetzung mit den Ratschlägen von Bettina Bonus zum Medienkonsum von Adoptivkindern pflegen wir tatsächlich Zuhause nach wie vor einen sehr restriktiven Umgang mit jeglicher Art von elektronischen Medien. Und ich selbst habe in der Begleitung dieser Epoche in der Schule auch erst einmal lernen müssen, was es da alles gibt. Technologisch gesehen hatte ich wirklich zeitweise das Gefühl Zuhause in der Steinzeit zu leben, auch wenn die wenigen Medien, die wir haben, tatsächlich immer State of the Art sind. Ich war mir der Vielfalt der Medien, mit denen Kinder theoretisch versorgt und konfrontiert sein können, überhaupt nicht bewusst. Geschweige denn war ich mir der Tatsache bewusst, dass auch an einer Waldorfschule in vielen Elternhäusern der kontinuierliche Gebrauch von elektronischen Medien bei den Kindern immer mehr zunimmt. Das ins Bewusstsein zu rufen und auch unter den Kindern in der Klasse zu diskutieren, war wohl auch eines der Ansinnen der Klassenlehrerin.
Allerdings ist bei unserem Sohn, der nun zu der Gruppe an Kindern gehört, die alleine für sich schon einmal gar keine elektronischen Medien haben, noch nicht einmal einen CD-Spieler, das Pendel in die andere Richtung ausgeschlagen. Denn anstatt zu realisieren, dass er sich in einer recht großen Gruppe von Kindern befindet, die keine Wii und keinen Gameboy haben, hat die Auseinandersetzung mit dem Thema bei ihm dazu geführt, dass nun erstmal neue Begehrlichkeiten geweckt wurden. Vielleicht lag es auch einfach schlicht an der Tatsache, dass wir mit der Advents- und Vorweihnachtszeit uns ohnehin in einer Zeit des Wünschens befinden…Nun denn, es brauchte ein paar Diskussionen hier Zuhause, um ihm klar zu machen, dass wir bei unserer Linie bleiben und es weder ein Smartphone noch elektronisches Spielzeug zu Weihnachten gibt. Aber um so beruhigter war ich, als er danach in sein Zimmer ging und dann doch wieder seine Feuerwehrstation aufbaute, und einmal wieder seine beliebten Rettungsspiele spielte.
Ich bin gespannt, wie lange wir das noch so durchhalten können. Denn natürlich kann ich Maxim nicht vollständig von elektronischen Medien abschotten. Dessen bin ich mir bewusst. Wenn seine Freunde die Dinge Zuhause haben und er sich mit diesen zum Spielen verabredet, werde ich nicht verhindern können, dass er dann einen ganzen Nachmittag unter Umständen entweder vor einer Flimmerkiste hockt, oder am Tablet irgendwelche Spiele spielt. Und ich kann auch nicht den anderen Eltern verbieten, meinen Sohn elektronischen Medien in ihrem Hause auszusetzen. Es bleibt ein Drahtseilakt. Aber Maxim’s Text gab mir die Bestätigung, so weiter mit elektronischen Medien hier Zuhause umzugehen, wie wir es bisher getan haben.
Ich finde es sehr gut, dass auch in der Waldorfschule diese Themen behandelt werden und es gehört ja auch zur Weiterentwicklung, dass man eine Welt „außerhalb des Elternhauses“ entdeckt und sich dann „groß“ fühlt, wenn man Dinge tut, die zuhause verboten sind. 😉 Und grundsätzlich gibt es ja viele clevere Kinder und Jugendliche, die sich trotz Mediennutzung gut entwickeln… wäre dies sein erstes vorpubertäres Rebellionsfeld, hättest du Glück.
Ich bin in einer sehr umweltbewussten Familie aufgewachsen und habe in der Pubertät immer Bononpapiere und Kassenzettel überall hingeschmissen. 😂🙈 Heranwachsende brauchen ja diese Loslösungspunkte… Liebe Grüße
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Für mich war es als blinde Mutter wichtig, das meine Kinder einen gesunden und anfangs betreuten Umgang mit elektronischen Medien lernen. Bei uns gab es Spielkonsolen und Fernsehen im vertretbaren Umfang. Und als meine Tochter ab der 5. Klasse mit dem Fahrrad in die Nachbarstadt zur Schule fuhr, bekam sie ihr erstes Handy, ein Teil, das nur Anrufe und SMS zuließ. Als dann irgendwann das Internet in die Welt meiner Kinder trat, gab es Regeln für die Nutzung begleitet durch Gespräche. Ich wollte, dass sie wußten warum sie keine Fotos von sich einstellen durften usw. Heute weiß ich, dass sie mit der digitalen Medienwelt achtsam und kontrolliert umgehen können. Und das ist für mich eine große Beruhigung. Denn ich kann und will das nicht mehr kontrollieren, wenn sie 19 und fast 18 Jahre alt sind.
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Liebe Charlotte, herzlichen Dank wieder für diesen Gedankenanstoß! Ja, das Thema „(Digitaler) Medienkonsum“ ist auch ein rotes Tuch für mich und ich persönlich versuche, meinen Sohn noch weitgehend fernzuhalten von TV, Tablet und Co. Da er erst drei ist, gelingt mir das in meinem Haushalt weitgehend. Im Haushalt seines Vaters sieht das schon anders aus. Da er nach unserer Trennung dort auch etwa 40% seiner Zeit verbringt, ist das Thema Medien für uns also auch schon eines und sorgt auch immer wieder für Diskussionen zwischen meinem Ex-Partner und mir. Vielleicht schreibe ich dazu nochmal einen Extra-Artikel – merke gerade, ich habe dazu auch noch einiges zu sagen…😉 Herzlichen Gruß und danke – wieder mal – für die Inspiration! Sarah/„Sunnybee“
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PS. Ich habe als Antwort auf Lydias Blogparade „Was dürfen wir unseren Kindern zutrauen?“ auf ‚lydiaswelt‘ einen Text geschrieben, in dem das Thema „Freiheit lassen und Vertrauen geben“ eine wichtige Rolle spielt: https://mutter-und-sohn.blog/2018/12/17/wurzeln-und-fluegel-was-darf-man-kindern-zutrauen/ Interessanterweise fehlt mir dieses Vertrauen in die Entscheidungs- und Einschätzungsfähigkeit meines Sohnes in Bezug auf digitale Medien. Ich werde mich nochmal fragen, warum das so ist. Danke also für diesen Gedankenanstoß! Lieben Gruß, Sunnybee
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Es mag sein, dass es Kinder gibt, denen der Umgang mit digitalen Medien nicht allzu viel anhaben kann. Doch gerade für Kinder, die sowieso schon Lern- oder Konzentrationsprobleme haben, ist der „Umgang“ mit digitalen Medien Gift. Was heißt denn „Umgang“ eigentlich? Es ist doch so, dass Kinder in aller Regel digitale Medien nicht als Werkzeuge zum Lernen benutzen. Ich bin eine Mutter, die digitalen Medien gegenüber außerordentlich kritisch gegenüber steht. Vor allem wenn es um den „Umgang“ mit digitalen Medien durch Kinder im Grundschulalter geht und auch noch ein Stück weit darüber hinaus. Was braucht ein 12-jähriges Kind ein Smartphone? Weil alle eins haben. Ja, klar. Aber ein wirklicher Grund ist das nicht. Ich kann die Bücher von Manfred Spitzer (Kinder- und Jugendpsychologe, Hirnforscher) zum Thema empfehlen.
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Liebe Martha,
da bin ich ganz Deiner Meinung. Da geht es in erster Linie noch nicht einmal darum, für welche Kinder der Umgang mit digitalen Medien Gift ist. Sondern es geht eigentlich darum, dass Kinder grundsätzlich – vor allem im Grundschulalter – erst einmal bei sich und in ihrem Körper ankommen müssen. Wenig Bewegung ist da nichts. Und dann ist es für mich auch der Punkt: Es braucht später kreative und selbstdenkende Menschen. Das lernen Kinder nicht mit digitalen Medien. Und wer weiß, wenn unsere Kinder groß sind, sehen diese Medien auch schon wieder ganz anders aus. Wer weiß, ob es dann noch Smartphones gibt…. Ja, Spitzer ist spannend und lesenswert! Wenn auch umstritten….Danke Dir für diesen Hinweis.
Liebe Grüße
Charlotte
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