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Von der Wut einer Adoptivmutter – über Helikoptereltern und „Rabeneltern“…

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Photo by Gabriel Matula on unsplash.com

Manchmal bin ich wütend, einfach nur wütend. Immer noch sind wir auf der Suche nach den Ursachen von Maxim’s Kopfschmerzen. Auch ein neuerlicher Termin beim Neurologen hat keine neuen Erkenntnisse gebracht. Und immer mehr läuft es darauf hinaus, dass die Kopfschmerzen durch Stress und innere Anspannung verursacht werden, so wie ich es ja schon vor ein paar Wochen vermutet hatte.

Vor ein paar Tagen war ich in Maxim’s Klasse, um mit der Klassenlehrerin eine Theateraufführung mit den Kindern vorzubereiten. Ich war entsetzt über die Lautstärke, die da herrschte. Langsam wunderte es mich nicht mehr, dass mein Sohn sich kaum im Unterricht konzentrieren kann, neuer Stoff für ihn eine immer größer werdende Herausforderung ist. Wie anstrengend muss es sein, sich in diesem lauten Chaos auch nur irgendwie ein wenig zu konzentrieren? Auch beim Mittagessen und in der Hausaufgabenbetreuung entwickelt sich die Lautstärke mittlerweile zu einem offensichtlichen Thema. Mit strengem und konsequentem Durchgreifen gelingt es uns Betreuerin langsam mehr Ruhe zu schaffen. Aber Spaß macht es nicht. Die Klassenlehrerin weiß um das Problem, ist aber langsam auch mit ihren Lösungsideen am Ende. In der Klasse sind nahezu ein Drittel verhaltensorigineller Kinder, die vor allem durch Lautstärke und respektloses Verhalten auffallen. Diese Kinder bräuchten Hilfe. Hilfe im Elternhaus und vielleicht auch externe Unterstützung, denn ihr auffälliges Verhalten ist doch nur ein lauter Schrei nach Hilfe und Aufmerksamkeit. Doch die Eltern dieser Kinder machen nichts. Im Gegenteil, selbst wenn die Klassenlehrerin schon Therapeutentermine vereinbart, dann ist es mittlerweile nicht nur einmal passiert, dass die Eltern diese Termine mit ihren Kindern nicht wahrgenommen haben.

Da stehen mir die Haare zu Berge! Nicht nur, weil es mir um diese Kinder leid tut, sondern vor allem, weil mein eigener Sohn leidet. Physisch leidet und psychisch leidet. Denn die Kopfschmerzen sind das eine, seine Frustration, dass er im Unterricht nichts mitbekommt und dann auch noch Zuhause mehr lernen und üben muss, ist das andere. Gepaart mit dem Gefühl dumm zu sein und nicht zu können. Hinzukommen die Sorgen und das Rennen von einen Spezialisten zum anderen, von Therapeuten zu Therapeuten. Und am Ende sind es im Grunde die Eltern der anderen leidenden Kinder, die die Ursache allen Übels sind, weil sie sich einfach nicht kümmern, weil es in ihren Augen die Verantwortung der Schule ist, weil es okay ist, einem Kind keine Grenzen aufzuzeigen, weil es viel bequemer ist, alles einfach laufen zu lassen. Oh ja, Zuhause findet dann nur noch „Wohlfühlzeit“ statt, bloss keine Konflikte und Probleme angehen…

Und um meiner Wut nun endgültig Luft zu machen, über diese Eltern ist nichts in Presse und Literatur zu lesen. Stattdessen erobern Bücher über „Helikoptereltern“, wie gerade das aktuelle von Lena Greiner und Carola Padtberg „Ich muss mit auf Klassenfahrt – meine Tochter kann sonst nicht schlafen!“, die Bestsellerlisten, in denen überfürsorgliche Eltern, ja zugegeben durchaus unterhaltsam, auf die Schippe genommen und vorgeführt werden. Das mag ja sein, dass das Phänomen der Helikoptereltern durchaus problematisch ist und eine ganze Generation von hilflosen und überbehüteten Kindern herangezogen wird, die später im Leben vielleicht nur schwer alleine zurecht kommen. – Was ich persönlich allerdings nicht glaube. – Doch über die andere Seite der Medaille, nämlich über die Eltern, die sich zu wenig oder unzureichend um ihre Kinder kümmern, wird viel zu wenig in der Öffentlichkeit geschrieben und gesprochen. – Was ist eigentlich das Gegenteil von Helikoptereltern? Sind es die „Rabeneltern“? – Ist ja auch klar, das wäre längst nicht so unterhaltsam und belustigend zu lesen, wie ein WhatsApp-Chat einer Elterngruppe, wenn die Kinder auf Klassenfahrt sind. Nein, im Gegenteil, es wäre eher traurig und ernüchternd.

Ich stehe dazu: ich bin eine überfürsorgliche Mutter. Nach wie vor bin ich eine Helikoptermutter aus Überzeugung. Daran hat sich in all den Jahren nicht geändert. Und die Situation in Maxim’s Klasse bestätigt mich, dass dies im Falle meiner Kinder richtig ist. Denn nur so kann ich ihnen vielleicht helfen, mit den anderen herausfordernden Kindern umzugehen, sie stark zu machen und sich nicht unterkriegen zu lassen. Wenn nicht alleine, dann eben mit mir an ihrer Seite.

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#bestofElternblogs November 2018

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Photo by Bekah Russom on unsplash.com

Es ist wieder soweit: Die liebe Anja von der Kellerbande  ruft dazu auf, den meist gelesenen Beitrag des vergangenen Monats zu benennen und zu teilen. Mir ist es mittlerweile schon zu einer geliebten Tradition geworden, bei ihren Aufrufen mitzumachen. Und so beteilige ich mich nach einem nervenaufreibenden Oktober, in dem uns die Sorgen um unsere Kinder weiter beschäftigten, der aber dann doch ein gutes Ende nahm, wieder gerne. Kaum verwunderlich, dass im Oktober mein Beitrag „Angst um Nadeschda“, in dem ich über die möglichen gesundheitlichen Diagnosen bei meiner Tochter schrieb, die wie ein Damoklesschwert über uns hingen, der mit Abstand meist gelesene Beitrag war. Wir sind froh und unendlich dankbar, dass alles dann zu einem guten und „harmlosen“ Ende kam.

Habt an dieser Stelle noch einmal vielen Dank für Euer Mitfühlen und Begleiten. Ein wenig war es an manchen Tagen so, wie es Natalie aus ihrem Fundevogelnest vom Liebgewinnen in diesen Tagen geschrieben hat. Danke dafür!

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Wenn manch andere Gespenster sich auch (fast) in Wohlgefallen auflösen…

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Photo by Leen on unsplash.com

Maxim’s neurologische Ausschlussdiagnostik ist weitestgehend abgeschlossen. Nach einem unauffälligen MRT war auch sein EEG Ende der vergangenen Woche ebenso ohne klaren Befund. Der Neurologe im Sozialpädiatrischen Zentrum unserer Stadt mag dies vielleicht noch ein wenig anders sehen – muss er doch auch den wirtschaftlichen Fortbestand des Zentrums mit sichern und wohlmöglich die ein oder andere Therapie für Maxim vorschlagen. Doch physisch ist mein Sohn gesund. Bis auf den verschobenen Halswirbel, den mittlerweile Maxim’s Physiotherapeutin erfolgreich wieder ins rechte Lot bringt. Aber auch er ist nicht die Ursache für die Kopfschmerzen, unter denen mein Sohn leidet. Vielleicht ein wenig, aber nicht ausschließlich.

Nachdem der Kinderarzt uns eine neurologische Ausschlussdiagnostik nahegelegt hatte, und ich mich spätestens bei der Terminvereinbarung mit dem Sozialpädiatrischen Zentrum an alte Zeiten erinnert fühlte, wusste ich eigentlich schon, dass uns das alles nicht weiter bringt. Nicht wirklich. Vielmehr galt es, wieder die alten Register zu ziehen, die uns schon einmal geholfen hatten. Auch wenn ich es nicht wahrhaben wollte, es war wieder Zeit für eine Runde Kunsttherapie. Ich schrieb unserer Kunsttherapeutin, schilderte ihr unsere Situation und bekam sehr schnell einen Termin. Schon nach zwei Sitzungen war Maxim fast wie ausgewechselt.

Ein zwischenzeitliches Diagnostikgespräch bestätigte meine schon lange im Tiefen schlummernden Vermutungen und Befürchtungen. Es war nicht das alte Gespenst der Epilepsie, dass uns nach all den Jahren wieder heimsuchte. Nein, es war der Alarm im Kopf meines Sohnes, der in mehrfach belastenden Situationen in der Schule schon vor den Sommerferien immer wieder losschrillte, und genauso nach den Ferien wieder aktiviert wurde. Und wohlmöglich permanent schrillt!

Die Stimmung und das Lernklima in der Klasse müssen in den vergangenen Wochen aussergewöhnlich laut gewesen sein. Kein Wunder, dass mein Sohn vom Rechenlernstoff nichts, aber auch gar nichts mitbekam. Er konnte die Erläuterungen der Lehrerin nicht verstehen, geschweige denn ihr folgen. Es war einfach viel zu laut in der Klasse. In der Folge saß er vor seinen Rechenblättern und wusste nicht, wo er anfangen sollte. Die Frustration setzte ein und spätestens zu diesem Zeitpunkt ging der Alarm los. Wenn nicht schon längst vorher, weil allein der Lärm in der Klasse ihn überforderte und Maxim das tat, was alle traumatisierten Kinder tun, wenn sie überfordert sind, dissoziieren. Einfach aus der Situation aussteigen, weil sie anders nicht zu ertragen wäre. Von da ab rauschte das Unterrichtsgeschehen nur noch dumpf an ihm vorbei. – Wenn ich mir vorstelle, ich würde im übertragenen Sinne permanent das Geräusch eines Feueralarms in meinem Kopf hören, bekäme ich auch Kopfschmerzen.

Verstärkt wird dieses Gefühl bei meinem Sohn noch, da es unter den Jungen in der Klasse wieder Verschiebungen in den Freundschaften gibt. Unser altes Sorgenkind Leander steht ebenso einmal wieder auf dem Tapet. Maxim würde sich gerne aus dieser ganzen Gruppe, die sich zwar über den vergangenen Winter arrangiert hatte, lösen, doch die anderen lassen ihn nicht gehen. Und mein Sohn ist (noch) nicht stark genug, und hat zu viel Angst vor der eigenen Einsamkeit, um sich selbst aus dieser ungesunden Konstellation zu lösen.

Mit Beginn der Schule nach den Ferien werden wir uns damit auseinandersetzen, wie wir mit dieser Situation umgehen. Dass Maxim’s Kopfschmerzen keine physische Ursache haben, erleichtert auf der einen Seite. Die emotionalen und psychischen Ursachen der Kopfschmerzen aber zu bearbeiten, wird aber ungleich schwerer und langwieriger werden. Die Kunsttherapie werden wir weiter verfolgen. Und sicherlich steht einmal wieder ein Gespräch mit Maxim’s Klassenlehrerin an. Genauso wie wir Maxim weiter Zuhause stärken müssen, neue Freundschaften und Beziehungen einzugehen, und nur die alten Bildungen aufrechterhalten, die ihm gut tun. Und wieder einmal kreisen meine Gedanken zurück zu meiner Idee des Homeschoolings

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Der Spuk der Angst ist endlich vorbei…

Little girl holding a hand of her mother. Family relations concept.

Mit freundlicher Unterstützung von Fotolia

Seit gestern haben wir nun den pathologischen Befund der operativ entfernten Lymphknoten bei Nadeschda. Es war beziehungsweise ist eine Infektion im Lymphsystem. Es könnten noch weitere Lymphknoten befallen sein, aber im Grunde schafft es Nadeschda’s Körper nun nach dem Entfernen der am stärksten befallenen Knoten von selbst zu heilen, ohne eine weitere Therapie.

Wir, vor allem Nadeschda, haben noch einmal riesiges Glück gehabt. Der Spuk der Angst ist nun vorbei. Wir sind unendlich erleichtert und dankbar!

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Von der Angst (reloaded) – der Spuk geht noch ein wenig weiter…

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Photo by Evaldas Daugintis on unsplash.com

Am Dienstag Morgen wurde Nadeschda operiert. In 45 Minuten Operation wurden ihr zwei Cherry-Tomaten große Lymphknoten unter der Achsel entfernt. Aussagen zu irgendwelchen Tendenzen traf der operierende Kinderchirurg nicht. Darf er wahrscheinlich auch nicht. Nur machte er wiederholt sehr deutlich, dass die Operation und damit das entfernen der Lymphknoten keine Therapie sondern nur ein Auftrag sei, um eine weiterführende Diagnostik einleiten zu können. Eine Therapie müsse sich – wie auch immer geartet – der Operation anschließen.

Im Gegensatz zu vorangegangenen Operationen hat Nadeschda die Narkose gut überstanden. Sie war verhältnismäßig schnell wieder wach und überraschend klar. Zur Beobachtung blieben wir noch weiter in der Klinik. Doch zum Glück hat sie weder Schmerzen noch Beschwerden, so dass wir seit gestern wieder Zuhause sind.

Nun warten wir auf das Ergebnis der pathologischen und mikrobiologischen Untersuchungen. Erst im Laufe der kommenden Woche liegt dies vor. Dann erst haben wir (vielleicht) Gewissheit, was diese starken Schwellungen der Lymphknoten verursacht hat. Bis dahin müssen wir weiter mit der Ungewissheit leben und warten. Bis dahin hat die Angst um Nadeschda uns weiter fest im Griff.

Warten war noch nie eine meiner Stärken. Gepaart mit der Angst vor dem was kommt – es gibt sogar Momente, wo ich mich erwischt habe, mir zu wünschen, das Stadium der Ungewissheit nicht zu verlassen; denn vielleicht ist diese Ungewissheit besser und schmerzloser als die Gewissheit, die dann kommt…- ist dieser Zustand kaum auszuhalten. So lange wir im Krankenhaus waren, war ich in meinem Funktionsmodus, fokussiert auf den Gespräche mit den Ärzten und den Schwestern, konzentriert auf mein Kind. Nun zuhause kommt es mir, vor als würde die Angst wieder aus ihrer Ecke, in die sie sich vorübergehend zurückgezogen hatte, wieder hervorkriechen, sich genüsslich das Maul lecken und voll zynischer Freude sich erneut in unserer Mitte breit machen.

Auch Nadeschda hat Angst. Sie spricht nicht darüber. Doch ich sehe die Angst in ihren tief in gedankenversunkenen Blicken, wenn sie sich unbeobachtet fühlt. Ich spüre ihre Angst, wenn sie sich nachts an mich kuschelt, wenn sie abends beim Einschlafen meine Hand hält und tiefe Seufzer ausstößt. Und wir erleben ihre Angst in ihrer Wut, die sie erneut zeigt. Aus dem Nichts taucht die Wut wie ein kleines Monster auf und hält meine Tochter fest in ihrem Griff. Dann schreit sie, tobt, tritt um sich, bis sie verzweifelt weinend in sich zusammenbricht. Zu übermächtig ist die Bedrohung der Angst und der Ohnmacht….

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Angst um Nadeschda…

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Photo by Bekah Russom on unsplash.com

Seit vier Wochen ist die Angst um Nadeschda einmal wieder unser ständiger Begleiter. Seit vier Wochen hat Nadeschda einen Walnussgroßen Knoten unter der Achsel. Er schmerzt nicht. Was in diesem Fall nichts Gutes heißt…. Entgegen dem Gängigen, wenn man Dr. Google befragt, „Warten Sie erst einmal ab. In der Regel geht eine mögliche Schwellung der Lymphknoten nach zwei bis drei Wochen bei Kindern von alleine weg.“, sind wir nach einer Woche beim Kinderarzt gewesen. Der war mächtig entsetzt und verlor auch kurz die Fassung, als er „das Ding“ sah, sortierte sich aber schnell und leierte sofort alle möglichen Untersuchungen an. In den vielen Jahren, die wir bei ihm sind, habe ich ihn als unglaublich guten Diagnostiker kennen- und schätzen gelernt. Im Ultraschall konnte man sehen, dass es wohlmöglich ein vergrößerter Lymphknoten ist. Allerdings fanden sich in Nadeschdas Blut keine Hinweise und Indizien auf irgendetwas. Jede mögliche Virusinfektion, die eine derartige Schwellung hervorrufen kann, konnte ausgeschlossen werden. Auch die Entzündungswerte waren nicht erhöht. Und andere Organe wie Milz und Leber nicht vergrößert.

Etwas „Normales“ war dieser Knoten aber nicht. So viel stand nach zwei Tagen fest. Und da unser Kinderarzt sich unsicher war, ließ er Nadeschda in die Kinderklinik und die dazugehörige hämatologische-onkologische Abteilung einweisen. „Die kennen sich am besten mit raumfordernden Prozessen aus,“ sagte noch unser Kinderarzt, „und es heißt nicht, dass jetzt das Schlimmste zu befürchten ist.“ Dennoch fiel es mir schwer, Ruhe zu bewahren. Die Angst hatte mich bereits fest im Griff.

In diesen Momenten bin ich so unendlich dankbar für meinen Mann. Er hatte sofort gesagt, dass er mit Nadeschda ins Krankenhaus fährt. Nachdem ich Nadeschdas Koffer gepackt hatte, wollte ich ihm noch ein paar Sachen einpacken. Verdutzt guckte Richard mich an und sagte: „Nein, wieso? Wir sind doch heute Abend wieder zurück.“ So war es dann auch. Nach erneuter Blutkontrolle und Ultraschall, waren die Ärzte in der Klinik davon überzeugt, dass es sich um eine Infektion eines Lymphknoten handelt. In den folgenden Tagen sollte Nadeschda zwei Antibiotika nehmen, die die Infektion behandelten. Die Angst lockerte ein wenig ihren Griff…

Doch in der folgenden Woche lernten wir, was der Kinderarzt in der Klinik mit seinem Satz „Eine Antibiose ist in diesen Fällen in der Regel der erste Schritt. Wenn das die Nerven der Eltern mitmachen…“ gemeint hatte: Der Knoten wurde nicht kleiner, die Antibiotika wirkten nicht und die Wartezeit bis zum nächsten Kontrolltermin entwickelte sich zu einem nervlichen Drahtseilakt. Die Angst griff wieder fester zu und führte mich an die Grenzen meiner Belastung.

Auch beim folgenden Kontrolltermin hielten die Ärzte an ihrer Vermutung fest, dass es sich eher um eine Infektion als um ein Lymphom – irgendwann war dann das Wort, das wir alle in den Tagen zuvor gemieden hatten wie der Teufel das Weihwasser, doch auf dem Tisch – handelte. Nadeschda zeigte ja keine der gängigen Begleiterscheinungen, keinen Nachtschweiß, kein Fieber, kein schlechter Allgemeinzustand. Wir sollten noch einmal zehn Tage warten, und beobachten wie sich der Knoten entwickelt. Um so vielleicht einen operativen Eingriff zu vermeiden. „Lassen Sie sie doch lieber noch einmal spielen und rumtoben…“ hatte eine der Ärztinnen gesagt.

Nun die zehn Tage sind morgen vorbei. Richard wird morgen wieder mit Nadeschda in die onkologische Abteilung der Kinderklinik fahren, zu einer nächsten Kontrolle. Der Knoten ist da. Unverändert. Nach wie vor so groß und bedrohlich wie vor vier Wochen. Die Angst hat sich erneut in unserer Mitte niedergelassen, und drückt hämisch grinsend ihre Klauen immer fester zu.