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Charlotte’s Sonntagslieblinge (161) am Montag – Verspätete Gedanken zu den Corona-Lockerungen

boy drawing sales report on the wall

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Nun kehren wir angeblich immer mehr in eine „neue Normalität“ zurück. Neue Normalität? Was ist neu daran, wenn man sich auf einmal wieder mit mehr als 10 Personen treffen darf, wenn nun versuchsweise die Jüngsten in unserem Bildungssystem in volle Klassen in den kommenden Woche zurückkehren dürfen? Wenn Schwimmbäder wieder öffnen? Ja, da gibt es dann die viel besprochenen Hygienevorschriften und Abstandsregeln. In den Schulen werden diese aber nun auch immer mehr fallen gelassen. Öffnung der Grundschulen für die gesamten Klassen, ohne Abstandseinhaltung. – Wäre ja auch mit dem Abstand nicht möglich. Es sei denn, man stellt schnell ein paar Container auf den Schulhof und zaubert über Nacht ein paar zehntausend Lehrkräfte aus dem Hut. – Ist all das nicht eher der verzweifelte Versuch, zu einer alten Normalität zurückzukehren? Alles ist wieder gut, und nun können wir allmählich wieder so irre weitermachen wie vor der Krise. Immer höher, schneller, weiter? Und zuvor probieren wir das mal aus, ob das auch alles wirklich so wieder funktionieren kann, indem wir die Jüngsten in unserer Gesellschaft als Versuchskaninchen benutzen und sie unter dem fadenscheinigen Argument, die Familien müssten nun endlich in der Betreuung entlastet werden, für die letzten Wochen vor den Ferien in die Schule geschickt werden unter vermeintlich „normalen“ Bedingungen. Wenn es schief geht, kann man immer noch sagen: „Nun, wir wollten Euch ja wirklich entlasten. Ihr als Eltern habt das ja nicht hinbekommen mit der Betreuung, mit der Schule, mit der Bildung. Ach ja, und tut uns leid, dass Ihr nun Corona habt und 14 Tage in Quarantäne gehen müsst. Hoffentlich geht es Ihrem Kind und Ihnen bald besser. Und das nun aus dem Urlaub nichts wird, nun ja…“

Ich halte die Öffnung der Grundschulen nun in einem hektischen Schritt so kurz vor den Sommerferien für eine schlechte Idee. Im Gegenteil. Ich halte es für verantwortungslos, die Jüngsten und Verwundbarsten in unserer Gesellschaft nun als Versuchskaninchen für eine vermeidliche neue Normalität zu benutzen. Was, wenn es schief geht? Ja, es ist eine willkommene Gelegenheit, um wieder einmal Erfahrungen mit dem Virus zu sammeln. Aber müssen das nun ausgerechnet die Kinder sein? Noch dazu gerade die Jüngsten? Ketzerisch hatte ich den Gedanken, doch eher zwei Bundesliga-Samstage in vollen Stadien zu spielen. Einer würde wahrscheinlich reichen. Und dann sehen wir sehr schnell, was der Virus macht. Genau dasselbe, was er schon gemacht hat, als er noch mehr unentdeckt war: sich verbreiten. Ich halte die vielen Lockerungen für viel zu voreilig. Ja, wir müssen neue Daten sammeln, Erfahrungen machen, uns aus der Angststarre befreien. Ewig können wir nicht in der Isolation leben. Irgendwie muss es ja wieder weitergehen. Aber ausgerechnet so wie zuvor?

Ich habe mich zuerst furchtbar aufgeregt, als ich von den neuen Lockerungen in einigen Bundesländern gehört habe. Wollte erst böse Briefe schreiben. Doch dann habe ich mich erst einmal besinnt, habe gelesen und bin gelaufen. Jetzt sehe ich klarer, was mich stört. Ich vermisse Ideen und Bilder, wie denn eine „neue Normalität“ tatsächlich aussehen könnte. Zu sehr scheinen wir alle gefangen zu sein in einem ständigen Reagieren auf den Virus, auf Fallzahlen, auf wirtschaftliche Entwicklungen, etc. Aber wir agieren nicht. Wir bleiben passiv und warten, was der unsichtbare Feind macht. Stattdessen gälte es jetzt, neue Ideen zu entwickeln, unter der Prämisse, dass der Virus einfach noch eine Weile unter uns bleiben wird. Um bei den Öffnungen der Grundschulen zu bleiben: Werden unsere Kinder genauso wieder unterrichtet wie vor der Coronakrise? Machen wir einfach da weiter, wo wir im März aufgehört haben? Kann ja eigentlich nicht sein. Wenn wir davon ausgehen, dass uns der Coronavirus durch eine echte Krise geschickt hat, dann muss sich nun etwas ändern. Viel ändern. Sonst war es keine Krise.

Doch vielleicht sollten wir keine Rettung und keine Vorgaben von der Politik erwarten, sondern stattdessen muss jeder von uns selbst schauen, welche Veränderungen diese Krise nun für jeden von uns mit sich bringen wird. Jeder muss selbst für sich herausfinden, was sich nun vielleicht nachhaltig ändern sollte, oder auch schon geändert hat. Das ist schwierig, denn damit verlassen wir ja die Komfortzonen unserer Gewohnheiten. Auch wenn wir diese schon in Teilen in den vergangenen Monaten verlassen mussten, so fällt es schwer, Liebgewohnenes loszulassen oder den Mut zu haben, nun eben nicht zu alten Gewohnheiten wieder zurückzukehren. Auch ich bin hier erst am Anfang eines Prozesses. Ich weiß noch nicht, wo er mich hinführen wird. Ich weiß nur, dass ich nicht mehr nur reagieren will, egal wo, Zuhause, in der Schule, im Unterricht, bei meinen Kindern,… Und so bin ich zunächst einmal dankbar für diese Sonntagslieblinge:

  1. Ich bin dankbar für ein wenig mehr Zeit, in der ich tatsächlich wieder zum Lesen gekommen bin. In den gesamten 9 Wochen des Lockdowns und der Schulschließungen habe ich vielleicht zwei kurze Bücher gelesen. Mehr war nicht drin. Nicht weil ich keine Muße hatte, sondern schlicht und ergreifend keine Zeit. Das scheint sich jetzt ein wenig zu ändern. Aus der Unzufriedenheit heraus habe ich mich tatsächlich etwas mehr mit der Coronakrise und der Zukunft danach beschäftigt. Das frisch erschienene Buch von Matthias Horx „Die Zukunft nach Corona“ hat hier denkwürdige Impulse gesetzt. Doch auch Beiträge von waldorfpädagogischen Kolleg*innen haben mir neue Ideen zu einer vielleicht anderen Unterrichtsgestaltung gegeben.
  2. Mittlerweile gelingt es mir tatsächlich drei bis viermal in der Woche wieder laufen zu gehen. Ich hoffe, das hält sich wieder so. Es ist ein gutes Gefühl, nicht mehr ständig gegen den inneren Schweinehund zu kämpfen, sondern schon im Vorfeld zu wissen, dass es gut tut.
  3. Mein dritter Liebling ist ein kleiner kinderphilosophischer Nachklapp zu meinen Lieblingen bzw. meiner Vorrede dazu aus der vergangenen Woche: Hier gibt es diese Werbung zu einem Bier, die ungefähr so lautet: „Mutter Natur, Vater Brauer…“ Meine Tochter meinte neulich dazu, als wir eines dieser Plakate passierten: „Mama, das ist ja wie im wahren Leben. Die Mutter kümmert sich um die Nahrung und stellt das Essen auf den Tisch, der Vater setzt sich und trinkt ein Bier…“ Nicht dass das Rollenmodell ist, was wir ihr hier vorleben. Dennoch: Kindermund tut doch Wahrheit kund, wo auch immer sie es her hat….

Kommt gut und wohlbehalten durch diese Woche! Bleibt besonnen und zuversichtlich!

 

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Yes, I am back… Charlotte’s Sonntagslieblinge (160) – Corona mit Adoptivkindern

happy family with kids walk at sunset beach

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Monatelang gehadert, gezweifelt, viel wollte, hätte, könnte, sollte… Nicht geschrieben, nicht erzählt, nicht gelesen auf anderen Blogs… Immer wieder festgestellt, dass ich es nicht mehr schaffe, mich um meinen Blog zu kümmern, weil nun andere Dinge in meinem Leben wichtiger sind (und viel Kraft und Energie kosten). Dennoch neue Follower, Nachfragen von Lesern „Wir vermissen Deinen Blog…“, Anfragen zu Artikeln und Buchbeiträgen. Dennoch so viele Ideen zu Beiträgen und die Einsicht, dass es wichtig ist, hier weiter zu machen. Erst vor ein paar Tagen in einem Austausch mit anderen Adoptiveltern, die den ganzen Abend an meinen Lippen hingen, merkte ich wieder, dass ich doch auch hier etwas mitgeben und teilen kann. Somit also ein neuer Versuch, ein erneuter Anlauf. Vielleicht auch für mich selbst, um ein Gegengewicht zu all den anderen Herausforderungen in meinem Leben zu haben. Mal sehen. Und so beginnen wir doch mit dem, was mir so oft am liebsten war und ist: Meine Sonntagslieblinge, meine wöchentliche Rückschau auf fünf Begebenheiten, für die ich dankbar bin. (Ich habe mich erst in dieser Woche an diese Übung erinnert. Unsere Konferenzen an der Schule verliefen in den vergangenen Wochen immer mit einer gewissen – im Moment wohl sehr nachvollziehbaren Anspannung. Die Stimmung war schlecht. Ich habe lange hin und her überlegt, wie wir als Lehrerkollegium in eine positive Haltung kommen, um mit einer guten Einstellung an notwendigen pädagogischen Themen zu arbeiten. Da kam sie mir die Dankbarkeit. Wie hier bei den Sonntagslieblingen, sollte jeder Kollege eine Begebenheit erzählen, für die er / sie in den vergangenen Tagen dankbar war. Es hat funktioniert…)

Doch bevor ich nun zu meinen Sonntagslieblinge übergehe, lasst Euch sagen: Es geht uns gut! Wir haben die bisherige Zeit der Isolation in der Coronakrise gut bewältigt. Wir sind gesund, wir haben keine Sorgen im Familien- oder Freundeskreis, wir bewältigen nun auch den Alltag mit der schrittweisen Lockerung. Doch alles ist sehr viel und manches Mal bin ich an meine Grenzen gestoßen. Dann war da dieser Artikel in einer großen deutschen Tageszeitung mit dem Tenor „Mutti schafft das schon…“ und dass man aufpassen muss, dass die Mütter nicht die Verlierer der Krise sind. Im ersten Moment dachte ich: Ja stimmt. Aber im zweiten Moment habe ich gedacht: „Nee, bestimmt nicht. Wenn einer die Verlierer sind, dann sind es die Männer in diesem Land, die sich nämlich am Ende der Krise eingestehen müssen, egal wie, ohne Mutti hätten sie das nie geschafft.“ Wenn wir Mütter nicht unser Schicksal durch die Krise einfach angenommen hätten und ohne Klagen Job, Homeschooling, Betreuung und Versorgung unserer Kinder über die Schule hinaus, einen deutlich aufwendigeren Haushalt und einen noch mehr erhöhten Organisationsaufwand in allen Belangen auf uns genommen hätten, dann wäre dieses Land einfach im Chaos versunken. Und die Proteste, die nun aufpoppen, hätten einen deutlich anderen Charakter gehabt. Ja, es gibt Väter, die sich nun in Zeiten der Coronakrise deutlich mehr Zuhause engagiert haben. So ist das bei uns auch. Aber grundsätzlich halte ich es mit der Aussage, die ich neulich gelesen habe: „45% der Männer sagen, sie würden sich im Homeschooling engagieren, 3% der Frauen bestätigen das.“ Die Hauptlast der Coronakrise liegt auf uns Müttern und die, die die Maßnahmen entscheiden, haben keine Ahnung von der Rolle, die wir Mütter per se erfüllen, und jetzt schon einmal gar nicht. Aber wir lassen uns nicht unterkriegen, und all das Gerede über die Rückschritte in der Emanzipation ist gelinde gesagt Mumpitz. Im Gegenteil, am Ende müssen sich die Männer und Väter leider eingestehen, dass sie diese Corona-Krise ohne uns Mütter nie hätten bewältigen können. Also, weiter geht es, getreu dem Motto: „Hinfallen, aufstehen, Krönchen richten…“ Somit hier meine drei Sonntagslieblinge für diese Woche:

  1. Allen voran bin ich dankbar für die erneute Erfahrung in den Wochen der Isolation, dass wir uns als Familie wirklich gut genug sind. Am Anfang war ich vielleicht noch mit Sorge erfüllt, ob wir die Zeit gut bewältigen können, so ganz auf uns alleine gestellt. Doch dann fiel mir irgendwann wieder ein, dass wir als Familie ja schon einmal so eine Zeit der Isolation hatten. Als wir damals vor nun gut 10 Jahren Maxim und Nadeschda aus Russland abgeholt und mit ihnen unser Familienabenteuer begonnen hatten, begaben wir uns in den ersten Wochen ebenso in soziale Isolation. Keine Besuche, keine Kontakte nach außen, keine Einkäufe – wenn dann einer von uns Eltern abends, wenn die die Kinder auf dem Weg ins Bett waren -, keine Freizeitaktivitäten, kein externes „Entertainment“. Wir kannten das also. Von dem Zeitpunkt an, wo ich mir dies wieder ins Gedächtnis rief,  freute ich mich über diese neu gewonnene Familienzeit. Tatsächlich war es auch so, dass wir schnell merkten, dass unsere Kinder diese Nähe und Enge der kleinen Familie ganz aufsogen. Die feste Tagesstruktur tat ihnen gut. Sie genossen, dass Richard Zuhause war. Das Bedürfnis nach Kontakten nach draußen gab es gar nicht. Wir vier waren uns genug. Und das war und ist nach wie vor wunderbar so!
  2. Die Coronazeit war und ist eine große Chance für meine Kinder. Dafür bin ich jeden Tag von neuem dankbar. Maxim und Nadeschda haben die Zeit Zuhause sehr genossen und wollten auch gar nicht mehr in die Schule zurück. „Mama, Du bringst uns das ja eh alles bei.“ Beide haben riesige Fortschritte gemacht. Ja, es hat sich ausgezahlt, dass wir schon vorher eine Struktur hatten, in der wir geübt und gelernt haben. Da war der Schritt in die „Zwergenschule“  nicht so groß. Ich habe meinen „Traum“ vom Homeschooling leben können, der mich in Vielem bestätigt hat. Auch wenn es anstrengend war, gerade in der Mehrfachbelastung. Doch mit ein wenig Wehmut sehe ich nun auch die langsame Rückkehr in eine neue Normalität, wie sie so schön genannt wird. Ob diese uns und vor allem meinen Kindern gut tun wird, wird sich weisen. Doch im Moment bin ich dankbar für diese Zeit, die wir in dieser Form gehabt haben.
  3. Langsam lichtet sich der Berg an Arbeit. Monatelang lebte ich nur im Homeschooling, eben nicht nur für meine Kinder sondern auch für meine über 30 Schüler*innen. Und es ging nicht darum, Arbeitspakete zu schnüren, das war noch der geringste Teil. Vielmehr bedurfte es in großen Teilen einer intensiven Betreuung und Begleitung über die Kommunikationskanäle, die uns noch blieben. Auch das war zeitintensiv und kostete viel Kraft. Social Distancing ergab sich in meinem Leben von ganz alleine, denn ich hatte noch nicht einmal Zeit mit meinen Freundinnen zu telefonieren oder mich mit ihnen auf anderen Wegen zu verbinden. Viele Kontakte lagen brach. Doch hier weiß ich, dass es vielen von ihnen auch nicht anders ging, sie nach wie vor da sind und mir mit genauso viel Verständnis begegnen wie ich ihnen.  Es tut gut zu wissen, dass es trotz aller Zwänge und Verpflichtungen noch „Räume“ gibt, wo man die Dinge einfach so laufen lassen kann, wie sie eben gerade sind.

Lasst es Euch nun gut ergehen, in dieser neuen Woche, die morgen beginnt. Habt einen guten und friedlichen Sonntag und startet wohlbehalten in die neue Woche. Bleibt gesund und zuversichtlich!

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Charlotte’s Sonntagslieblinge (158)

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Mehrere Wochen ist es nun her, dass ich zum letzten Mal meine Sonntagslieblinge veröffentlicht habe. Andere Dinge hatten einfach an den Wochenenden Prioritäten, und ich habe die Umstellung zur Vollzeitarbeit einfach auch unterschätzt. Da vergeht die Zeit an den Wochenenden auch mit Dingen, zu denen ich unter der Woche nicht komme. Oder Wochenenden bekommen auch eine andere Qualität. Noch einmal mehr genieße ich die Zeit mit meiner Familie, mit Freunden oder auch mit einem guten Buch, wenn ich nicht gerade Berge von Wäsche abarbeite, Unterricht vorbereite oder meinen Haushalt irgendwie auf Vordermann bringe. Unser Alltag ist unter der Woche dicht und sehr voll, was aber – ich glaube ich schrieb es schon einmal – nicht nur daran liegt, dass ich nun Vollzeit arbeite, sondern auch daran, dass Nadeschda und Maxim einfach seit diesem Schuljahr mehr Schule haben, und allein damit viel Zeit belegt ist.

Unser tägliches Üben behalten wir bei, und wenn es auch nur manchmal eine halbe Stunde ist. Doch zeigt es seine Erfolge. Nadeschda’s Rechenschwäche hat sich in den vergangenen Wochen als „Mär“ herausgestellt. In der Klasse erzählte sie auf die Frage ihrer Lehrerin, warum sie nun so gut rechnen könnte: „Nun ja, ich habe jeden Tag eine Übezeit.“ Als die Lehrerin (die das natürlich schon lange wusste) mit Blick auf die anderen Kinder in der Klasse fragte: „Aha, und wie geht das dann bei Euch so?“, antwortete meine Tochter: „Ganz einfach, ich komme nachmittags nach Hause, dann ist erst einmal Pause. Ich spiele oder bin draußen im Garten oder fahre eine Runde Fahrrad. Dann essen wir einen Snack und dann habe ich mit der Mama eine Übezeit. Da lesen wir, ich schreibe und rechne. Die Mama hat mir auch die Schreibschrift beigebracht. Und das mache ich einfach jeden Tag.“ Die Lehrerin darauf hin: „Seht Ihr, wenn man jeden Tag ein wenig übt, dann wird man ein wirklich guter Rechner…“

Doch an diesem Sonntag, an dem die Lieblingstante meiner Kinder zu Besuch ist, und wir gestern traditionell wieder unsere Lebkuchenhäuser verziert und zusammengebaut haben, bin ich ich besonders dankbar für diese drei Sonntagslieblinge, die diesmal einfach Momente aus unserem Alltag widerspiegeln:

  1. Mein Sohn, der zu mir vermeidlich genervt sagt: „Oh Mama, liest Du schon wieder ein Buch über dieses Rom????“ Ich: „Ja.“ Er: „Wann darf ich die endlich auch lesen?“ (In der 5. Klasse ist das Geschichtsthema an unserer Schule Ägypten und Griechenland. Ersteres fand er nicht so spannend, zumindest nicht seine Lektüre. Erst in der 6. Klasse kommt dann das alte Rom.) Ich denke mir: „Von mir aus gleich.“
  2. Es ist großartig, wenn ich mit meiner Tochter zu Lotte’s und Max Giesinger’s „Auf das, was da noch kommt“ laut aufgedreht im Auto sitzend tanze und singe, wir die Musik voll aufdrehen, noch ordentlich den Bässen Dampf geben und uns völlig egal ist, was die Nachbarn sagen oder denken. Meinem Sohn ist das dann eher peinlich….Aber dann singt er doch auch mit….
  3. Shoppen gehen mit meiner Tochter, das ist inzwischen einfach fantastisch. Ich hätte nie gedacht, dass das funktioniert mit Miss-„Ich probier nichts an. Und Mama, wann können wir endlich gehen.“ Jetzt auf einmal kann sie nicht genug davon bekommen. Nun, sie braucht auch alle Nase lang neue Sachen. Neulich habe ich sie dann heimlich beobachtet, als ich an der Kasse schon anstand, und sie noch gedankenverloren durch den Laden zog. Es war zu süß zu sehen, wie sie so das ein oder andere Outfit anfasste, eine Schritt zurückging, sich wohl überlegte, wie es an ihr aussehen würde, dann den Gedanken wieder fallen ließ, dann zum nächsten Kleiderständer ging, ein Oberteil rauszog und sich anhielt und auch hier das Kleidungsstück mit einem Kopfschütteln zurück hängte. Beim Verlassen des Ladens, in dem wir fünf neue Oberteile für sie erstanden hatten, sagte sie: „Mama, ich glaube, ich muss dann auch mal wieder mit meiner Lieblingstante shoppen gehen.“

Habt einen wunderbaren Sonntag! Lasst es euch wohl ergehen und kommt gut in die neue Woche!

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Charlotte’s Sonntagslieblinge (154)

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Nachdem ich eine Woche pausiert habe, folgen sie heute endlich einmal wieder: meine Sonntagslieblinge. Man hätte zwar meinen können, dass die Rückkehr in den Schulalltag eine altbewährte Routine mit sich bringt. Das tut sie aber in diesem Jahr nicht. Nicht nur, dass ich nun mehr oder weniger Vollzeit als Lehrerin arbeite, was allein schon Veränderungen mit sich bringt. Auch wenn es mir gelingt meine Unterrichtsvorbereitungen und Korrekturen in der Zeit zu machen, in der meine Kinder ohnehin selbst noch mit der Schule beschäftigt sind. Allerdings fehlen mir meine Abende, dann zur Zeit bin ich abends so müde, dass ich mich eigentlich gleich mit meinen Kindern ins Bett legen könnte. Doch vor allem habe ich unterschätzt, dass der ganze Wochenrhythmus sich nun erst einmal neu finden muss, da Maxim nun in der 5. Klasse ist und damit alleins schon schlicht und ergreifend deutlich länger Schule hat, auch nachmittags. So muss sich hier erst einmal alles neu einpendeln, neue Routinen und Rhythmen gefunden werden. Selbst wenn wir nicht die Schule und die Schulform zur 5. Klasse gewechselt haben, so ist der Übertritt in die 5. Klasse ein großer Schritt. Auch an einer Waldorfschule. Das wird wahrscheinlich noch eine ganze Weile dauern. Und so schlummern auch der ein oder andere Post für diesen Blog entweder unbeendet auf meinem Rechner oder nur in Gedanken vorhanden in meinem Kopf. So wird sich auch auf diesem Blog zeigen, wie viel Raum unser neuer Alltag mir für das Schreiben lässt. Um so mehr bin ich aber an diesem Sonntag dankbar für diese drei Sonntagslieblinge:

  1. Wieder einmal lehrt mich unser nun neuer Schulalltag, wie dankbar ich für meine beiden Kinder bin. Unsere gemeinsame Zeit ist wie ein Abschalten und Auftanken nach dann doch häufig anstrengenden und fordernden Schulvormittagen. Dies lehren mich auch, meinen Kindern noch einmal mit einem anderen Verständnis zu begegnen, wie Kräftezehrend auch für sie zu Weilen ein langer Vormittag an der Schule ist.
  2. Die langen Jahre der Begleitung meiner Kinder, das viele Auseinandersetzen mit den Folgen von Traumatisierungen und den Ursachen für verhaltensoriginelle Handlungen und Reaktionen im Unterricht hat mich recht gut gerüstet, nun herausfordernden Kindern in meiner eigenen Klasse zu begegnen und mit ihnen umzugehen. Das muss sich zwar alles noch entwickeln, aber schon jetzt nach nur wenigen Wochen merke ich, dass ich viele Schwierigkeiten nicht in meinem Unterricht habe, mit denen aber andere Lehrkräfte konfrontiert sind.
  3. Vor allem bin ich jedoch in diesem Tagen beeindruckt, wie gut meine eigenen Kinder ihren eigenen Schulalltag und die Veränderungen, die uns seit dem Ende der Ferien begleiten, jeden Tag aufs Neue meistern.

Habt einen erholsamen Sonntag und startet gestärkt in die neue Woche!

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Charlotte’s Sonntagslieblinge (153)

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Puuuuhhhh, die erste Schulwoche ist geschafft. Doch von einem Alltag und einer Routine sind wir weit entfernt. Die Veränderungen sind dann doch zu gravierend. Und heute Nachmittag ziehen dann noch unsere drei neuen Mitbewohner bei uns ein. Die drei kleinen Geschwister „Hase“ beziehen ihr Heim bei ihren Adoptiveltern Maxim und Nadeschda. Die jungen Eltern haben schon alles hergerichtet, ganz so wie wir damals, vor inzwischen so vielen Jahren. Die Hasengroßmutter, sprich ich, muss jetzt nur noch um den qualifizierten Tierarzt kümmern, der dann genau auch Zeit hat, wenn es in den engen Terminkalender von Haseneltern und Hasengroßmutter hineinpasst. Wir freuen uns, und ich wünsche mir so sehr, dass auch die Zeit im Alltag bleibt, sich weiter zu freuen und die Zeit mit den Hasenkindern zu genießen. – Im Moment noch bin ich allein an diesem jungen Sonntagmorgen. Richard ist übers Wochenende mit den Kindern zum alljährlichen Väterwochenende auf just dem Bauernhof, auf dem wir schon so oft waren, in den vergangenen Jahren, seitdem wir Eltern sind, und der uns nun auch den ersten Enkelnachwuchs beschert. Und so bin ich in der Stille dieses Sonntag Morgens dankbar für diese drei Sonntagslieblinge:

  1. Mehr als dankbar bin ich dafür, dass wir alle einen guten Start in unser „neues“ Schulleben hatten. In Anbetracht dessen, dass vieles in unserem Alltagsrhythmus neu und noch ungeklärt ist, sich erst finden muss, haben wir die erste Woche gut gemeistert. Mit Höhen und ein paar wenigen Tiefen, aber alles in allem gut. Maxim ist nun wirklich groß und auch Nadeschda wächst zunehmend mit ihren Herausforderungen. Nach fünf Jahren begleiten in den Klassenraum, trennen sich nun unsere Wege auf dem Schulparkplatz. Und so sehe ich jeden Morgen meine Kinder selbstbewusst in das Schulgebäude marschieren, während ich über den Hintereingang zum Lehrerzimmer gehe. Es ist eine Lektion des Loslassens und des Losgelassen Werdens, die vor allem Nadeschda so tapfer meistert. (Für Maxim war das schon lange überfällig, und so nimmt er die Situation mehr als dankend an, und kümmert sich, so wie das vielleicht noch notwendig ist, ganz rührend um seine kleine Schwester.)  Und wieder einmal bin ich so stolz und so unendlich dankbar für meine beiden so wunderbaren Kinder!
  2. An diesem Wochenende habe ich endlich noch einmal die Reportage „Auf meinem Weg: Siebte und achte Klasse in der Waldorfschule“ geschaut. In einer Reihe von drei Filmen wird eine Waldorfklassenlehrerin mit ihrer Klasse von der 1. bis zur 8. Klasse begleitet. Und diese Lehrerin ist ein wirkliches Vorbild. Für mich. Ich hatte die ersten beiden Teile schon vor Jahren und Monaten gesehen, den letzten Teil aber nie richtig. Nun war endlich der Moment und die Gelegenheit. Und gepasst hat es auch, habe ich doch selbst gerade eine sechste Klasse übernommen. Beinahe Tränen in den Augen hatte ich bei einem der Schluss-Sätze (sinngemäß): „Ich bin dankbar dafür, dass ich mir nie ein Bild gemacht habe…., sondern dass ich immer wieder offen geblieben bin, mich von einem Kind überraschen zu lassen.“ Möge dieser Satz in all seiner Tragweite auch mich begleiten. Als Lehrerin und auch als Mutter.
  3. Manchmal muss man auch einfach nur für den Augenblick dankbar sein. Und so denke ich an den Moment und das Gefühl, am Freitag Mittag auf den Schulparkplatz gefahren zu sein – eine volle Woche geschafft zu haben und nun meine wunderbaren Kinder abzuholen-, ganz un-Waldorf-like mit lauter Musik an, denn im Radio lief Johannes Oerdings „An guten Tagen“. Die Sonne schien, ich hatte das Schiebedach auf, ließ mich von ihr wärmen und in meinen Ohren (und auch vielen anderen, denn ich hatte die Musik laut aufgedreht) erklang:

„An guten Tagen
Gibt es nur hier und jetzt
Schau‘ ich nicht links und rechts
Vielleicht nach vorn, doch nie zurück
An guten Tagen
Ist unser Lachen echt
Und alle Fragen weg
Auch wenn’s nur jetzt und nicht für immer ist“

In diesem Sinne habt eine zauberhaften Sonntag und startet wohlbehalten in die neue Woche!

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Charlotte’s Sonntagslieblinge (152)

Back to school background  with books

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So, jetzt gilt es: Morgen beginnt das neue Schuljahr für uns. Maxim startet in die 5. Klasse, Nadeschda in die 3. und ich übernehme meine erste eigene Klasse. Alles ist vorbereitet, die Stifte gespitzt, die Ranzen gepackt, die Eurythmiekleider gewaschen und gebügelt. Mit Vorfreude und Spannung erwarten wir nun unseren neuen Alltag, der uns ab morgen erwartet. Und so bin ich dankbar für diese drei Sonntagslieblinge:

  1. Zugegeben, in mir stieg im Verlauf der vergangenen Woche die Nervosität und Anspannung, wird das nun alles so wird, bis eine gute Bekannte zu mir sagte: „Sie haben zwei Kinder adoptiert und bisher erfolgreich großgezogen. Wovor haben Sie Angst in ihrer neuen Klasse?“ Stimmt, ich bin durch eine manchmal harte Schule gegangen. So bin ich gut gewappnet für neue Herausforderungen, die mich nun erwarten.
  2. Heilsam war es auch, zwei Tage in Ruhe meinen Klassenraum vorzubereiten, einzuräumen, das Tafelbild zu malen, die Sitzordnung zu gestalten, etc. Gestern bin ich mit Zuversicht aus der Schule weggefahren und dachte: „So jetzt kann der erste Schultag kommen.“
  3. Dankbar bin ich jetzt auch für diesen Sonntag, an dem wir bewusst nichts geplant haben, in Ruhe vor uns hin wurschteln können, nachher noch einmal in die Felder fahren, um Blumen zu pflücken, und dann noch einmal schwimmen gehen.

Habt einen wunderbaren Sonntag und kommt gut und gestärkt in die neue Woche!