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In seiner neuen Serie „Tea with Teens“ philosophieren Mike Berry’s Töchter mit ein paar Freundinnen über die Frage: „Do you like celebrating Adoption Day?“ Die Haltung und die Gedanken der vier Mädchen geben noch einmal einen interessanten Einblick, wie Adoptivkinder im Teenager-Alter mit ihrer Adoption umgehen. Mich hat der kurze Film noch einmal zum Nachdenken gebracht. Denn ein Satz ist mir beeindruckend hängen geblieben. Da sagt die eine Tochter sinngemäß: „Warum sollen wir den Tag der Adoption immer wieder feiern. Ja, Geburtstage wiederholen sich jedes Jahr. Aber die Adoption ist doch nur einmal und dann war es das.“
Auf der einen Seite musste ich wieder einmal an Sherrie Eldridge denken. Ihr Buch „Twenty Things Adopted Kids Wish Their Adoptive Parents Knew“ hatte ich bereits gelesen, bevor Maxim und Nadeschda zu uns kamen. Ein entscheidendes Thema ist dort auch der Umgang mit dem Adoptionstag – oder wie die Amerikaner es nennen „Gottcha Day“. Mag es für uns Adoptiveltern ein freudiges Ereignis sein; endlich wird der lageersehnte Traum war und unser Kind kommt endlich nach Hause zu uns und wir können es nun endlich und für immer in unsere Arme schließen. Ja, vielleicht ein Grund zu feiern und sich jedes Jahr von neuem daran zu erinnern. Aber für Adoptivkinder ist dieser Tag ein trauriges Erlebnis. Mehr noch, im Grunde ist es für sie der traurigste Tag in ihrem Leben. Sie haben alles verloren, was ihnen vertraut war. Sie sind in eine neue, fremde Umgebung mit fremden und unbekannten Personen platziert worden. Sie haben Angst vor dem Unbekannten und Ungewissen. Warum soll dies ein freudiges Ereignis sein?
In diesem Bewusstsein haben wir bis heute nie den Adoptionstag oder den Abholtag oder den Ankunftstag von Maxim und Nadeschda gefeiert. Aus all diesen besonderen Daten für uns als Familie erinnern wir uns leise und still, in vertrauter Runde immer an den Tag, an dem wir vor inzwischen so vielen Jahren Maxim und Nadeschda zum ersten Mal begegnet sind. Dies ist der Tag, an dem wir als Familie alleine etwas besonderes unternehmen, uns die alten Bilder aus dem Kinderheim anschauen und erzählen, wie das alles damals so war. Aber wir feiern kein großes Fest, es gibt keinen Kuchen und kein Feuerwerk. Vielmehr ist es ein stilles Innehalten in Dankbarkeit und Demut. Denn ja, der Abholtag und der Ankunftstag in Deutschland waren auch für unsere Kinder keine schönen Ereignisse. Wenn ich zurückdenke, erinnere ich mich an die Angst, die Maxim hatte, und an Nadeschda’s leises Weinen in der ersten Nacht in Moskau im Hotel.
Doch wieder einmal zeigt sich bei uns, dass unsere Kinder mit der Zeit ihren ganz eigenen Umgang mit ihrem Adoptionstag finden: Maxim’s sehnlichster Wunsch war es, einen Familienring zu haben, so wie Richard und ich einen Ehering tragen. Den bekam er. An der Innenseite sind seine Initialen bei Geburt mit seinem Geburtsdatum eingraviert, ebenso wie seine Initialen, die er mit der Adoption bekam. Spannend war die Diskussion mit ihm, welches Datum wir zu den „neuen“ Initialen dazu gravieren lassen. Mein Sohn hatte da eine klare Haltung: „Mama, der Tag, an dem ich zu Euch gekommen bin.“