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Charlotte’s Sonntagslieblinge (105)

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Photo by Piron Guillaume on unsplash.com

Vor allem ein ereignisreiches aber auch erholsames Wochenende neigt sich dem Ende zu. Wir waren mit Freuden zusammen auf einem Bauernhof. Jedes Jahr treffen wir uns alle zusammen. Es ist schön, Zeit mit Gleichgesinnten zu verbringen, denn alle Familien teilen dieselbe „Gründungsgeschichte“. Bevor ich mich nun dem Auspacken der Taschen und dem Waschen der Berge von Wäsche widme, halte ich wie jeden Sonntag einen kurzen Moment inne, und bin heute für diese drei Sonntagslieblinge dankbar:

  1. Die vergangenen drei Tage unter engen Freunden taten gut. Die Kinder spielten wie immer glücklich und zufrieden. Da wir nun seit über fünf Jahren auf diesen Bauernhof fahren, ist es so wunderbar zu beobachten, wie alle Kinder heranwachsen. Mussten wir in den ersten Jahren noch immer bei den Kindern bleiben, genießen sie nun ihre Freiheit, spielen in der Scheune, streunen durch das kleine Dorf, das nur zwei Straßen hat, ziehen mit dem Bauern auf’s Feld und freuen sich genauso wie wir Erwachsenen darüber, dass sie für eine kurze Zeit einfach in den Tag hinein leben können und dürfen.
  2. Trotz viel Arbeit und vieler Arzttermine bekommen wir unseren Alltag im Moment sehr gut hin. Am Dienstag haben wir uns sogar ein wenig Zeit „geklaut“. Wir hatten mittags zu einer ziemlich unglücklichen Zeit einmal wieder einen Arzttermin und einen Therapietermin. Ganz ehrlich, hatte ich keine Lust, drei Mal an dem Tag zur Schule, in die Stadt und wieder zurück zufahren. So habe ich Maxim und Nadeschda nach meinem eigenen Unterricht am Morgen kurzer Hand von der Schule befreit. Gemeinsam waren wir dann erst beim Kinderarzt, von da sind wir in die Stadt gefahren, und haben nach einem Pizzaessen, endlich einmal unsere Herbstklamotten aufgeforstet. Nach einem Eis ging es dann zur Therapie. Den gestohlenen Mittag, auch wenn er mit Arztterminen verbunden war, haben wir genossen und vor allem Nadeschda freute sich über ihre neuen Kleider…
  3. Abends habe ich endlich wieder angefangen zu lesen. Irgendwann dachte ich in den letzten Tagen: „Es kann nicht sein, dass ich abends, wenn die Kinder im Bett liegen, immer noch 48 Dinge im Haushalt erledige. Und mein „Arbeitstag“ somit fast 16 Stunden hat.“ Nun übe ich mich darin, abends dann auch mit den Kindern „Feierabend“ zu machen. Melanie Raabe’s „Schatten“ hilft dabei und ist eine willkommene Abwechslung in den Abendstunden.

Habt noch einen erholsamen Sonntag und startet gut in die kommende Woche!

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„Sometimes the strength of motherhood is greater than natural laws.“ (Barbara Kingsolver)

iStock_000015941675_LargeAus dem Leben unsere Adoptivfamilie

Vor einigen Jahren haben mein Mann und ich in einem aufreibenden Adoptionsprozess zwei Kinder aus Russland adoptiert. Neben unserem Alltag als Adoptivfamilie schreibe ich hier über Themen, die Adoptionsfamilien begegnen und mich als Adoptivmutter bewegen.

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#bestofElternblogs im Februar

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Photo by Andre Hunter on unsplash.com

Die liebe Anja von der Kellerbande  hat wieder aufgerufen, die meist gelesenen Post des vergangenen Monats zu benennen und zu teilen. Und diesmal war es wieder einmal eine kleine Überraschung, als ich in meine Statistik schaute. Ja ich war mir dessen bewusst, dass in diesem vergangenen Monat viel dazu veröffentlicht wurde und ich den Post auch immer wieder gehighlightet hatte. Dass er aber dann doch tatsächlich so oft gelesen wurde, hätte ich nicht gedacht. Denn am meisten wurde von Euch  „Vom Umgang mit der „Anstrengungsverweigerung“ aufgerufen, ein „alter Post“ aus dem vergangenen Jahr, wo er schon am meisten gelesen wurde. Er ist ein erster Beitrag in einer Reihe von einigen im vergangenen Jahr, in dem ich mich mit der „Anstrengungsverweigerung“ bei meinen Kindern auseinandersetze und erzähle, wie wir damit langsam einen Umgang finden. Bald gibt es wieder mehr zu diesem Thema, auch wenn mich im Moment noch ganz andere beschäftigen.

Dicht gefolgt wurde das Thema „Anstrengungsverweigerung“ von meinem „Brief an meine Adoptivkinder“ in der Huffington Post, in dem ich eine kleine Zwischenbilanz über die vergangenen Jahre ziehe.

Habt wie immer großen Dank für’s Lesen, Liken und Kommentieren. Das und Ihr seid großartig!

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#bestofElternblogs im November

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Danke an Pixabay

Anja von der Kellerbande ruft regelmäßig zum 1. des Monats zu den besten Beiträgen der Elternblogs auf. Und wieder mache ich gerne mit. Im Oktober war der meist gelesener Beitrag von Euch „Adoption: Eine Privatsache?“. Hier habe ich mich damit auseinandergesetzt, warum die Adoption unserer Kinder nach wie vor unsere Privatsache ist, und weshalb wir einen schmalen Grat gehen zwischen Aufklärung auf der einen Seite und Schutz unserer Privatsphäre auf der anderen Seite.

Habt Dank für’s Lesen!

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Adoption: Eine Privatsache?

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Danke an Pixabay

Neulich sprach ich mit einer Bekannten und erzählte ihr, dass Maxim nun über seine Herkunft spricht. Die Bekannte fragte mich: „Und geht Ihr jetzt offen mit dem Thema um?“ Sie spielte dabei vor allem auf die Eltern in Maxim’s Klasse an und hinter ihrer Frage verbarg sich eigentlich die Frage, ob ich mich nun vor die Elternschaft stellen und sie proaktiv über Maxim’s Herkunft aufkläre würde. Spontan antwortete ich mit Nein. Denn ich muss nicht in einem Umfeld, in dem vielleicht jetzt hinter vorgehaltener Hand über die Adoption unserer Kinder gemutmaßt wird, mich belehrend und aufklärerisch auf die Bühne stellen. Denn trotz allem bleibt unser Weg, eine Familie geworden zu sein, unsere Privatangelegenheit. Bei Lichte betrachtet gehe ich ja auch nicht durch die Gegend und frage Mütter, sofern ich es denn gehört hätte: „Und wie war das bei Euch mit der künstlichen Befruchtung?“

Dennoch bleibt es eine Gratwanderung. Und ich gebe zu, dass in meiner Brust manchmal zwei Herzen schlagen. Denn auf der einen Seite ist da mein Bedürfnis durchaus über die Adoption und das Leben mit Adoptivkindern aufzuklären. Vor allem mit Vorurteilen aufzuräumen. Aber auch anderen Adoptivfamilien zu helfen und vielleicht mit ihnen in einen Austausch zu kommen. Denn im Privaten ist das Leben mit zwei Adoptivkindern anders. – Erst neulich wurde mir nach einem Besuch bei Freunden, die ebenso zwei Kinder aus Russland adoptiert haben, klar, wie angenehm es ist, sich unter „Gleichgesinnten“ auszutauschen. Da braucht es einfach nicht immer viele Worte und diese werden auch nicht auf die Goldwaage gelegt. Wir verstehen uns auch ohne Worte. Und vor allem wird auch nicht gewertet. – Ich für mich weiß, dass ich inzwischen recht gut vernetzt bin und insofern die Chance auf einen regelmäßigen Austausch habe. Daneben lese ich viel Fachliteratur. (Das könnte einmal wieder etwas mehr sein, aber dennoch ich lese immer noch mehr als viele andere Adoptiveltern.) Dennoch denke ich, dass es immer noch viel zu wenig Möglichkeiten für Adoptivfamilien gibt, sich kontinuierlich zu informieren, auszutauschen und zu beraten. Das war für mich letztendlich auch die Motivation zu meinem Buch und der Grund für die Initiierung meines Blogs. Dass vor allem der Blog viele Leser mit einem Adoptionshintergrund hat, zeigt mir, dass ich hier eine Informationslücke fülle. Ich würde mir wünschen, dass das Thema Adoption sich mehr und auch objektiv mehr in den Medien findet. Doch ich weiß auch inzwischen, warum das so selten passiert. Denn Adoptionsgeschichten müssen, damit sie sich für die Allgemeinheit „verkaufen“, persönlich sein, und auch – letztendlich wegen der Glaubwürdigkeit – persönlich bebildert sein. Man will das Kind sehen mit seinen Adoptiveltern, sonst wirkt die Geschichte nicht überzeugend. Das ist leider so. Die Konsequenz ist, dass wenig über Adoptivfamilien geschrieben und berichtet wird, und wenn dann immer doch sehr problembezogen. Denn auch hier, nur die „Sensation“ verkauft sich medial. Die „normale“ unaufgeregte Adoptivfamilie, die aber trotzdem sich ihren Weg durch ihren Alltag kämpft, ist eben nicht so spannend.

Auf der anderen Seite betreibe ich Buch und Blog bewusst anonym unter einem Pseudonym. Reale Bilder aus unserem Leben gibt es dort nicht. Genauso gibt es auch in unserem realen Familienleben keine Bilder von unseren Kindern im Netz. Dies tue ich zum Schutz meiner Kinder und unserer Privatsphäre als Familie. Vor allem will ich meinen Kindern ihre Entscheidungsautonomie lassen, selbst zu entscheiden, wem sie wann in welchem Umfang von ihrer Adoption erzählen. Denn, und das scheinen viele immer wieder zu vergessen: Es ist die Lebensgeschichte meiner Kinder. Nicht meine oder Richards. Oder dies nur zu einem Teil. Nüchtern betrachtet war es für Richard und mich ein Prozess von etwa einem Jahr, doch eine Familie werden zu können, mit vier aufregenden Reisen nach Russland. Das Schicksal meiner Kinder, ihre Lebensgeschichte bis zur Adoption, die irgendwie ja auch diesen Schritt und Akt der Adoption notwendig gemacht hat, die Adoption an sich und all das, was damit verbunden ist, ist ihre ganz persönliche Geschichte. „Es ist ihre Herkunft, es sind ihre ersten Lebensjahre, die sie nicht mit uns Adoptiveltern verbracht haben, es sind ihre Erfahrungen und Ereignisse, die sie mit geprägt haben.“ wie ich schon einmal hier geschrieben habe. Maxim und Nadeschda wird ihre Adoption ein Leben lang prägen. Sie werden sich irgendwann mit ihrer Herkunft auseinandersetzen müssen, sie werden ihre russische Mutter suchen wollen, sie werden vielleicht lange nach einer Antwort auf die Frage suchen: „Warum hat sie uns abgegeben?“ Aber egal wie, es ist ihre ganz persönliche Angelegenheit. Und sie entscheiden, wie sie damit umgehen und wen sie dabei involvieren. Nicht wir als ihre Eltern.

Ja, natürlich prägt die Adoption unseren Alltag als Familie mit und hat meine Rolle als Mutter mich anders ausgestalten lassen über all die Jahre. Mich anders werden lassen. Doch manchmal habe ich das Gefühl, dass die Bedeutung der Adoption bei mir als Mutter immer mehr abnimmt, je länger Maxim und Nadeschda bei uns und mit uns leben. – Dass sie an vielen Stellen mehr und andere Bedürfnisse haben, mag mit der Adoption zusammenhängen. Doch letztendlich könnte dies genauso, dann eben vielleicht in anderer Ausprägung, bei einem leiblichen Kind sein. – Und auf der anderen Seite nimmt, je länger Maxim und Nadeschda bei uns leben, die Bedeutung der Adoption gerade für sie stetig zu. Und gerade deshalb gehen wir, je älter unsere Kinder werden, umso sensibler mit diesem Thema um. Aber eben auch mit einer größeren Distanz. Denn wie schon oben gesagt, wem würde man so unvermittelt seine Familiengründungsgeschichte auftischen, wenn es keine Adoption ist?

Da wir uns nun eben auch an dem Punkt befinden, dass Maxim und Nadeschda auf der einen Seite beginnen, selbst über ihre Herkunft zu sprechen, aber auf der anderen Seite noch zu klein sind, um bewusst und reflektiert alle Konsequenzen der Offenheit abzuschätzen, müssen wir um so achtsamer mit diesem Thema umgehen. Wenn sie älter sind und ihren Umgang damit gefunden haben, dann wären wir vielleicht in der Situation, dass wir als Familie durchaus auch in eine breitere Öffentlichkeit gehen könnten. So wie die Töchter von Marion Gaedecke, die bei dem Film ihrer Mutter „Wunschkinder“ aktiv mitgewirkt haben. Da waren sie aber schon mindestens 14 Jahre alt. Bis dahin bleibt unser Adoption nur eins: unsere Privatsache!

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#BestofElternblogs im Juni

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Danke an unsplash.com

Anja von der Kellerbande ruft regelmäßig zum 1. des Monats zu den besten Beiträgen der Elternblogs auf. So auch heute und natürlich mache ich wieder mit. „#muttertagswusch – Mein Wunsch für mehr Respekt und Anerkennung der Leistung von Adoptivfamilien“ war im Mai der meist gelesene Beitrag von Euch. Darin folgte ich der Aktion #muttertagswunsch von mutterseelesonnig und ließ ich mich über die ungleiche Behandlung von Adoptivfamilien aus. Die Aufmerksamkeit, die der Beitrag erhalten hat, freut mich sehr, zumal sie deutlich und mit Abstand höher war, als bei anderen Beiträgen. Vielleicht geht ja mein Wunsch irgendwann ein wenig in Erfüllung, dass mit Adoptivfamilien, die den Schritt der Adoption und Annahme eines bedürftigen Kindes mutig und unerschrocken gegangen sind und die jeden Tag darum ringen, ihre ihnen anvertrauten Kinder gut und gesund ins Leben zu begleiten,  irgendwann ein Stück weit respektvoll umgegangen wird.

Ich danke Euch für’s Lesen und für Eure Kommentare. Habt eine wunderbare Restwoche und erholsame Pfingsten!