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#bestofElternblogs Mai 2019

Kinderzeichnung - Fr meine Mama

Mit freundlicher Unterstützung von Fotolia

Diesmal bin ich spät dran. Heute ist schon der 6. Mai. Irgendwie verstrichen die letzten Tage mit sehr viel Rumwuseln Zuhause, Ordnung schaffen, wieder in den Schultritt kommen. Dennoch: Ich bin ein großer Fan von Anja’s (von der Kellerbande) Blogparade der #bestofElternblogs. Und deshalb mache ich dann auch, wenn auch verspätet, gerne wieder bei den #bestofElternblogs mit. Zumal mir der Beitrag, der von Euch im April am meisten gelesen, geliked und kommentiert wurde, sehr wichtig ist: In „Zwei Kinder und keine Entbindung – über die Ignoranz von manchen Frauenärzten“schreibe ich über meine Erfahrungen bei einem Frauenarzt, der es nicht für möglich hielt eine zweifache Mutter vor sich sitzen zu haben, die dennoch nie eine physische Geburt erlebt hat. Aber lest selbst, sofern Ihr ihn noch nicht kennt….

P.S. Nicht nur weil wir in den letzten Wochen andere Themen bearbeiten mussten und erleben durften – wie etwa unsere Reise nach Moskau, habe ich mich bisher noch nicht auf die Suche nach einem anderen Arzt gemacht. Irgendwie gärt das Thema dann doch in mir…

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„Zwei Kinder und keine Entbindung?“ – Über die Ignoranz von manchen Frauenärzten….

Kinderzeichnung - Fr meine Mama

Mit freundlicher Unterstützung von Fotolia

Vor ein paar Tagen war ich bei einem Frauenarzt, in einer schicken privaten Praxis und ambulanten Klinik, zu dem mich meine reguläre Frauenärztin überwiesen hatte, um für mich ein „Problem“ ggf. operativ zu lösen. Welches tut hier erst einmal nichts zur Sache, auch weil sich am Ende herausstellte, dass sich mein Problem nicht mit der von ihm angebotenen OP lösen lässt. Richard, mein Mann, fasste das im Nachgang so treffend zusammen: „Das ist ja ein wenig so, wie wenn Du in eine Autowerkstatt fährst, sagst, dass der Motor ein schabendes Geräusch macht, und die Werkstatt tauscht dann erst einmal die Reifen aus.“ Nun denn, sei es drum. 

Was den Besuch in dieser Privatpraxis für mich aber noch mehr zu einer Erfahrung der besonderen Art machte, war zunächst der Fragebogen: Hier hieß es „Anzahl der Kinder?“ gefolgt von „Anzahl der Entbindungen“. Das war ja noch okay, denn ich konnte ja faktisch und tatsachengerecht antworten mit 2 Kindern und keiner Entbindung. Doch als der Arzt dann dieselben Fragen wiederholte, bekam der Besuch in der Praxis eine interessante Wendung. 

Der Arzt: „Wie viele Kinder haben Sie?“ 

Ich: „Zwei.“

Der Arzt: „Okay, dann hatten Sie auch zwei Geburten.“

Ich: „Nein. Keine.“

Der Arzt: „Wie geht denn das? Zwei Kinder und keine Entbindung?“

Muss ich das Gespräch noch weiter fortsetzen? Nein, es ist eigentlich alles gesagt und der Arzt mit seinem Unwissen völlig entlarvt. Noch dazu als Gynäkologe. Er sollte doch eigentlich wissen, auch wenn es vielleicht nicht zu seinem „Kerngeschäft“ gehört und manche Praktiken vielleicht auch in Deutschland nicht erlaubt sind, dass Frauen heute auf unterschiedlichste Art und Weisen Mutter werden können. Unsere Adoption ist der eine Weg. Und mit seiner Nachfrage fühlte ich mich irgendwie diskriminiert. Muss ich gebären, um eine Mutter, eine gute Mutter zu sein? Ich erinnerte mich an die Diskussion mit Maxim vor ein paar Wochen. Dass er mit seiner Geschichte diese Frage stellt, ist mehr als berechtigt. Dass ein Frauenarzt aber mit seiner Ignoranz mein Muttersein in gewisser Hinsicht in Frage stellt, ist eigentlich eine Frechheit. Während ich so darüber nachdenke, kamen mir allein in Maxim’s Klasse noch zwei weitere Mütter, die alle Kinder haben, aber keines davon selbst geboren haben. Denn im Zuge von immer mehr Regenbogenfamilien, aber auch Ausnahmen wie Leihmutterschaften, nimmt doch wahrscheinlich auch die Zahl der Frauen zu, die zwar Kinder haben, aber diese nicht immer gleich zwangsläufig selbst geboren haben. Gerade Frauenärzten*innen sollte das doch wohl bewusst sein?

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Gewinnspiel: „Anders Eltern werden, anders Eltern sein…“ beendet. And the winner is….

Silhouette of happy family who standing on the beach at the suns

Mit freundlicher Unterstützung von Fotolia

Im März hatte ich Euch aufgerufen, inspiriert von meinem Buch „Anders Mutter werden…“ zu schreiben, wo auch Ihr in Eurem Elternsein vielleicht ein wenig anders seid. Wo seid Ihr anders? Wo fühlt Ihr Euch anders und wo wird es am besten deutlich? Ein paar spannende Familienkonstellationen und Gedanken zum „Anders Eltern sein“ sind  unter den Kommentaren des Beitrags eingegangen. Das hat mich sehr gefreut! Heute beende ich nun das Gewinnspiel mit der glücklichen Siegerin…. tatatataaaa….. der lieben Klabauterfrau. Sie hat einfach die meisten Aufrufe und Likes bekommen. Ungeachtet dessen, dass sie uns mit ihren Berichten aus ihrem doch an vielen Stellen „etwas anderen Leben“ und vor allem großartigen Hunden begeistert. 😉 Herzlichen Glückwunsch! Dein Buchexemplar geht dann nach Ostern auf die Reise!

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Konfrontation mit der Embryonalentwicklung

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Mit freundlicher Unterstützung von unsplash.com

Ein Teil meiner Ausbildung ist das künstlerische Arbeiten, vor allem Malen und Plastizieren mit Ton. Die Arbeit mit dem Ton ist anstrengend für mich, und oft gehen die Aufgabenstellungen direkt an mein Unterbewusstsein. Für mich ist es eben nicht nur die bloße Gestaltung einer „schönen“ Form. Oft arbeitet die Erfahrung in mir weiter, hin und wieder kommen Emotionen hoch, die ich nur noch schwer kontrollieren kann. Entgegen der allgemeinen Aussage „Die Arbeit mit Ton belebt.“, bin ich nach diesen Stunden meist völlig erledigt. Ich war mir dessen bewusst, dass das passieren kann. Denn lasse ich doch Maxim und Nadeschda mittlerweile seit einigen Jahren in ihrer Kunsttherapie regelmäßig mit Ton arbeiten und habe dort erlebt, was die Arbeit mit dem Ton bewirkt und ausgräbt.

Als der Dozent an einem der vergangenen Wochenende nun ankündigte, dass wir uns in einer der nächsten Einheiten mit der plastischen Gestaltung eines Embryos und seiner Metamorphose zu einem Menschen beschäftigen würden, stockte mir der Atem. Unmittelbar machte sich in mir das Gefühl breit: Das kann ich nicht. Und das will ich nicht. Ich war an einem Punkt angelangt, an dem ich deutlich spürte: Diese Konfrontation werde ich nicht eingehen, nicht zu diesem Zeitpunkt und nicht in diesem Umfeld, ohne zielführende Begleitung. In dieser vernarbten Wunde wollte ich nicht herumstochern, kein Salz hineinstreuen, sie nicht hervorholen aus den Niederungen meines Unterbewussten, wo sie seit Jahren friedlich schlummerte, sie nicht auf den Präsentierteller meiner Ausbildungsgruppe legen. Es reicht, wenn ich weiss, dass sie nach all den Jahren noch da ist. Sie wird auch nicht weggehen, sie ist ein Teil von mir und meinem Leben. Ich habe nur meinen Umgang mit ihr gefunden. Mit meiner Wunde, kein eigenes Kind geboren zu haben.

Mein Körper war nicht in der Lage, ein Kind auszutragen, es in ihm wachsen zu lassen von einem Embryo bis zu einem kleinen Menschlein, das ich dann in die Welt gebäre. Über das Embryonalstadium bin ich nicht hinausgekommen. Die Natur entschied zweimal, frühzeitig diese Entwicklung in meinem Körper abzubrechen. Jedes Mal, wenn das passierte, war es eine traumatische Erfahrung. Über die Jahre habe ich meinen Frieden damit gefunden. Ich kann ohne Gräuel und Schmerz das Glück anderer schwangerer Frauen teilen. Manchmal bin ich sogar froh für all das, was mir mit meinem anderen Mutterwerden erspart geblieben ist. Gelegentlich wünschte ich mir, ich hätte Maxim und Nadeschda schon von Beginn an unter meinem Herzen getragen. Viele Schwierigkeiten und Schmerzen wären uns vielleicht erspart geblieben. Doch ich habe mein Schicksal angenommen, so Mutter geworden zu sein, wie ich es wurde. So sollte es sein und so ist es auch gut. Dennoch die Narbe meiner leiblichen Kinderlosigkeit ist geblieben, auch wenn ich mit meinem anderen Weg, Mutter geworden zu sein, mehr als im Reinen bin. Um keinen Preis in der Welt, würde ich meine Entscheidung, die Mutter von Maxim und Nadeschda zu werden, rückgängig machen und mein Leben als Adoptivmutter eintauschen. Zu dankbar bin ich für das Leben mit all seinen Lernerfahrungen, das meine zwei Kinder mir geben. Jeden Tag von neuem!

Ja, da ist auf der einen Seite die Narbe, des eigenen unerfüllten biologischen Kinderwunsches. Doch während ich so in mich hineinhorchte, warum mir die Ankündigung des Dozenten den kalten Angstschweiß auf die Stirn trieb, so spürte ich auch eine zweite Wunde, die ich nicht in diesem Umfeld meiner Ausbildungsgruppe konfrontieren wollte: Egal wie wohlwollend und fürsorglich die russische Mutter meiner Kinder gewesen war, wie sehr sie sich vielleicht diese zwei Kinder gewünscht hatte, um dann später lernen zu müssen, sie nicht großziehen zu können, die Schwangerschaften waren allein aufgrund der sozialen Rahmenbedingungen auf keinen Fall leichte gewesen. Und das hatten Maxim und Nadeschda bereits im Mutterleib erleben und erfahren müssen. Das hat sich tief eingebrannt in ihren kleinen Seelen. Der Mangel, die Entbehrungen, die Zweifel, die fehlende Fürsorge. Die Wunden, die sie eben nicht nur durch die Trennung von ihrer russischen Mutter, sondern durch die Lebensumstände erfahren haben, prägen ihr Unterbewusstsein bis heute. Die Folgen oder Auswirkungen dessen bestimmen häufig unseren Alltag, mal mehr mal weniger. Sei es das mangelnde Urvertrauen , seien es die mangelnden Lebenskräfte, die immer wieder die Ursache für Zeichen der Anstrengungsverweigerung  sind. Irgendwann werden diese Wunden heilen, doch auch sie werden als Narben im Unterbewusstsein meiner Kinder bleiben. Mir gelingt es hoffentlich, dass sie mit der Zeit einen Umgang damit finden, jeden Tag ein wenig mehr und besser. Mir jedoch den Schmerz vorzustellen, durch den meine Kinder am frühen Beginn ihres Lebens gehen mussten, ist für mich eine nahezu unerträgliche Erfahrung. Ja, hin und wieder, vor allem, wenn alles einmal wieder sehr schwierig ist, schicke ich mich durch diese Erfahrung, um zu versuchen, meine Kinder zu verstehen. Doch meist ist dies für mich kaum auszuhalten.

Würde ich mich nun der Aufgabe der plastischen Metamorphose eines Embryos zu einem Kind stellen, müsste ich genau durch diese Erfahrungen wieder gehen. Das will und kann ich nicht. Und ich muss es auch nicht. Am Ende beschließe ich, mit dem Dozenten zu sprechen und an dieser Einheit nicht teilzunehmen. Denn der Schmerz und die Trauer gehören zwar zu unserem Leben, aber nicht in meine Ausbildung.

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Berührende Buchrezension zu „Anders Mutter werden“

cover_anders_mutter-werden_blogKatja von homeiswheretheboysare hat eine sehr berührende und treffende Rezension zu meinem Buch „Anders Mutter werden – Das erste Jahr nach einer Auslandsadoption“ geschrieben. Es bewegt und freut mich, dass unsere Geschichte und die Worte, die ich gefunden habe, um sie aufzuschreiben, so ankommen, wie ich es gemeint habe. Vor allem begeistert es mich, dass ich mit dem Buch nicht nur Adoptivmütter und-familien erreichen kann, sondern so viele Mütter ansprechen kann. Dank Dir Katja, für Deine wunderbare Rezension!