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Gedanken zum Muttertag: Mütter sind im Grunde die „Hauptverdiener“…vor allem von mehr gesellschaftlicher Anerkennung…

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Rochelle Brown on unsplash.com

Neulich betrachtete ich kritisch unser Familienmodell der klassischen Rollenaufteilung: Mein Mann ist der Hauptverdiener, in dem Sinne, dass er deutlich mehr und damit mehr als den Löwenanteil des Geldes mit nach Hause bringt, und uns damit ein durchaus sehr komfortables Leben ermöglicht. Ich darf sozusagen zum Spass arbeiten und übernehme die gesamte Familienarbeit und Fürsorgearbeit für unsere Kinder.

Nun entwickelt sich aber die Konstellation so bei uns zuhause, dass ich zunehmend mehr arbeite (natürlich längst nicht für so viel Geld wie mein Mann!) und dennoch die Familienarbeit und Fürsorgearbeit allein auf meinen Schultern lastet. Meistens sieht das auch mein Mann. Aber zunehmend ärgert mich, wie wenig diese Arbeit in unserer Gesellschaft, die Mütter Zuhause leisten, egal ob und in welchem Umfang sie berufstätig sind, gesehen und wahrgenommen wird. – Als ich zum Beispiel diesen unglücklichen Frauenarzt fragte, wie lange ich nach der OP denn ausfalle, sagte er doch glatt: „Ich kann Sie für die Schule drei Tage krankschreiben. Und für ihre Kinder und so können Sie schon abends wieder da sein.“ – Genauso wie die weitergehende Pflege und Versorgung von pflegebedürftigen Eltern und Angehörigen, die genauso wenig wahrgenommen wird. Nicht umsonst kämpfen Frauen rund um Claire von mamastreikt so vehement um mehr Anerkennung der Fürsorgearbeit. Nicht nur, dass es darum geht, dass Fürsorgearbeit anerkannt und gesehen werden soll, denn ohne sie bricht unser ganzes System zusammen. Nein, vielmehr geht es ganz richtigerweise darum, dass diese Fürsorgearbeit in irgendeiner Form adäquat vergütet werden muss. 

Wenn ich mir dann noch vergegenwärtige, dass mein Mann auch nur so viel und erfolgreich arbeiten kann, weil ich ihm Zuhause alles abnehme – eben nicht nur die lästige Familienarbeit und die so essentielle Fürsorge für unsere Kinder, sondern auch all die Kleinigkeiten, die in einem Haus anfallen -, dann nehme ich schon lange für mich in Anspruch, dass bestimmt ein Drittel (wenn nicht sogar die Hälfte) seines Gehalts mit auf mein Konto geht. In dem Sinne „Seine Karriere ist meine Karriere“.…Fiktiv. Nicht in dem Sinne, dass ich es tatsächlich haben will. Nein. Es geht hier ja um Anerkennung. Und wenn es in unserer Gesellschaft leider oft noch so ist, dass sich die Anerkennung der Arbeit nach unserem Gehaltsscheck bemisst, dann nehme ich mal mindestens die Hälfte seines Gehalts für mich in Anspruch. Denn würde ich all dies nicht noch zuhause tun und mehr auf seine Schultern verlagern, könnte er bei Weitem nicht so arbeiten, wie er es tut. – Über die Ungerechtigkeit, dass ich wahrscheinlich in seinem Job nicht annähernd so viel verdienen würde wie er, weil ich eben eine Frau bin, wollen wir gar nicht reden…

Nehme ich dann noch das dazu, was in der allgemeinen Diskussion gefordert wird, wie Fürsorgearbeit Zuhause vergütet werden sollte und mein eigenes tatsächliches Gehalt, dann kann ich in Summe durchaus für mich proklamieren, dass ich der Hauptverdiener in dieser Familie bin. Ich schreibe dies nicht, um mich über meinen Mann zu erheben. Mir geht es vielmehr darum, dass arbeitende Mütter mit deutlich mehr Selbstbewusstsein auftreten könnten und sollten. Denn sie stemmen die Hauptlast der Familienarbeit und der Fürsorgearbeit und sind darüber hinaus noch berufstätig. Ihnen steht zumindest ideell der Hauptverdienst in der Familie zu. Wenn nicht monetär, dann ideell. Ist es nicht an der Zeit, uns Müttern mit etwas mehr  Wertschätzung gegenüber zutreten? Nicht nur am Muttertag. Oder um mit den Worten meines Mannes zu schließen: „Wir feiern den Muttertag nicht, denn für mich ist jeden Tag Muttertag!“

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Charlotte’s Sonntagslieblinge (123)

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Photo by Evan Wise on unsplash.com

Wir haben die erste Schulwoche erfolgreich – und relativ entspannt – hinter uns gebracht. Und das auch noch mit vielen Arztterminen. Was man eben so machen muss – Augenarzt, Kieferorthopäde, …-, auch wenn es leibliche Kinder wären. Doch wir haben andere Sachen dafür sein lassen, das Üben etwas herunter gefahren. Und so klappte der Übergang in den Alltag ziemlich gut. Ohne große Dramen, ohne große Schwierigkeiten, ohne den Atem anhalten zu müssen, ob das alles so klappt. Und so bin ich in diesen frühen Morgenstunden an diesem Sonntag dankbar für diese drei Sonntagslieblinge:

  1. Zu Beginn gleich zwei „Dinge“ auf einmal: Meinen Mann und meinen Trockner. Wir haben tatsächlich am vergangenen Sonntag, nachdem die Stille der besinnlichen Morgenstunden verhallt war, 10 Maschinen Wäsche gewaschen und getrocknet. Es ist einfach unglaublich, was sich nach einem Skiurlaub so alles ansammelt. Unser Trockner, den Richard und ich uns als unser erstes gemeinsames Weihnachtsgeschenk vor bald zwanzig Jahren (!!!)  geschenkt haben, lief und lief und lief. Ohne zu schwächeln. In derselben Zeit haben wir mittlerweile die dritte Waschmaschine angeschafft. – Und genauso begeistert war ich von meinem Mann, der dann auf einmal seine Fähigkeiten zum Wäschzusammenlegen wieder entdeckt hat und mehr als die Hälfte der Waschmaschinenladungen, die von unserem wunderbaren Trockner getrocknet wurden, auch zusammengelegt hat. Großartig!
  2. Nadeschda hat den Wiedereinstieg in die Schule bravurös gemeistert. Mit all der Unlust, die sie vorher hatte, hätte ich das nicht erwartet. Es scheint, als wäre sie nun im Moment in der aktuellen Schreibepoche oben auf. Damit hätte sich all unser Üben und Arbeiten Zuhause wirklich ausgezahlt. Es wäre das erste Mal, dass sie in der Schule mit ganz vorne dran ist. Genau das, was sie verdient hat!
  3. Maxim muss einmal wieder mit dem Rechnen kämpfen. Wie viele andere Kinder in seiner Klasse auch. Aber dennoch, ich mache mir auf der einen Seite Sorgen, ob er auch weiter alles mitbekommt. Aber auf der anderen Seite bewundere ich seinen inneren Kampf und seinen inneren Willen, es doch jeden verdammten Tag immer wieder neu zu versuchen, zu lernen, zu üben, zu wiederholen, sich durch zu kämpfen. Er ist so unglaublich tapfer!

Nun freue ich mich über  ein wenig Neuanfang für das Jahr in meinem Haus. Alle alte Weihnachtsdekoration musste weichen. Und Frühlingsvorboten nehmen ihren Platz ein.

Habt einen wunderbaren Sonntag und einen wohlbehaltenen Start in die neue Woche!

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Charlotte’s Sonntagslieblinge (122)

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Photo by Michal Prucha on unsplash.com

Wohlbehalten sind wir gestern Nacht aus den Schweizer Bergen zurückgekehrt. Auf mich warten nun gefühlt 10 Waschmaschinenladungen Wäsche, die noch heute vor dem Schulanfang morgen gewaschen werden wollen. Und müssen. Denn der Kleiderschrank meiner Kinder reicht nun leider nur für eine Woche. Insofern herrscht dort gerade gähnende Leere. Ich könnte sie jetzt gar nicht zum Anziehen treiben. Denn da ist nicht wirklich etwas außer ein paar kurzen Hosen und Sommerkleidchen – die nicht wirklich zu den aktuellen Temperaturen passen. Während also meine Waschmaschine ihren ersten Dienst tut und der Rest des Hauses noch schläft, sitze ich nun hier und denke in Dankbarkeit an diese drei Sonntagslieblinge:

  1. Die Zeit, die wir in der vergangenen Woche als Familie verbracht haben. Vor allem das gemeinsame Rodeln war großartig! Ich bin so froh, dass Nadeschda ihre Angst nach dem Lawinenurlaub im vergangenen Jahr, nachdem sie ja auf keinen Berg mehr hinauf wollte, überwunden hat, und mit uns hochgefahren ist, um dann mit dem Schlitten 5 Kilometer ins Tal zu „rasen“… Genauso wie unsere Spieleabende. Solange Maxim die „Bank“ war und damit der Chef, ging das wunderbar.
  2. Schlittschuhlaufen mit beiden Kindern.Wir haben es tatsächlich geschafft: Wir waren Schlittschuhlaufen! Mehrmals! Und es war zauberhaft!
  3. Dennoch recht viel Zeit zum Lesen und für mich zu haben. Ich bin einfach früh aufgestanden und habe die frühen Morgenstunden für mich genutzt. Auch wenn es eher berufliche Lektüre war, aber dennoch, so fühle ich mich immerhin gut vorbereitet auf meine nun in der kommenden Woche startende Theaterproduktion an der Schule und mein Buchprojekt, das nun in den kommenden Wochen ebenso in Angriff genommen werden muss. Ich muss ehrlich gestehen, dass ich „Meister und Margarita“ erst einmal wieder zur Seite gelegt habe.  Es brachte mir dann nicht die gewünschte Ablenkung und Entspannung, neben all der Fachliteratur zu Traumatisierung und ähnlichem. Stattdessen begleitete mich „Altes Land“ von Dörte Hansen. Das hatte ich einfach mal gekauft, als ich auf Richard am Flughafen wartete, und niemals zu Ende gelesen. Nun war es dann dran. Da es ein Taschenbuch war, packte ich es einfach noch mit ein. Durch Zufall. Oder Intuition. Egal. Gelohnt hat es sich, auf jeden Fall.

Habt einen erholsamen und ruhigen Sonntag und startet wohlbehalten in die neue Woche.

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Mein „Couch-Vormittag“ – Ironie und Realität der Fürsorgearbeit

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Photo by Toa Heftiba on unsplash.com

Zum Weltfrauentag hatte die wundere Claire von Mama streikt wieder einmal zum Netzprotest zu #craearbeitmusssichtbarwerden aufgerufen. Zu Recht! Vor allem ein Zitat hat mich nachhaltig beschäftigt, dass es mich zu einem weiteren Beitrag inspiriert hat: „Ich bezahle doch einer Mutter eines gesunden 9-Jährigen nicht ihre Couch-Vormittage.“ hatte ein männlicher User Claire geschrieben. Mmhhh, Couch-Vormittage sind durchaus etwas Wunderbares. Morgens wenn die Kinder das Haus Richtung Schule verlassen haben, der Mann sicher beschäftigt ist im weit entfernten Büro, dann lässt es sich doch wunderbar auf dem Sofa ausruhen, die Nägel lackieren, ein nettes Buch oder eine nette Frauenzeitschrift lesen, vielleicht einmal mit einer lieben Freundin, die gerade genauso auf der Couch chillt, telefonieren. Über Stunden bis es dann Zeit ist, dass die lieben Kinder wieder aus der Schule kommen. Und auch dann muss frau ja nicht wirklich die Couch verlassen, denn die Kinder sind ja schon so groß, dass sie die Hausaufgaben alleine machen und dann auch noch den Müll rausbringen, die Spülmaschine ausräumen, die Wäsche zusammenlegen und das Abendessen vorbereiten. Herrlich! Was für ein Leben! – Doch irgendetwas stimmt nicht an diesem Bild. Warum muss ich an Fernsehserien wie „Vorstadtweiber“ denken, wo die Damen tatsächlich ihre Vormittage – neben vielem anderen – Proseccoschlürfenderweise verbringen. Aber das wirkliche Leben sieht anders aus. So wie etwa meines zu Beginn der Woche – und im übrigen irgendwie jeden Tag:

06:00h Mühsam quäle ich mich aus dem Bett. Die Nacht war wieder kurz und unruhig. Nadeschda schläft einmal wieder bei uns im Bett. Nach einem Kaffee packe ich Brotdosen für die Schule, räume die Küche auf, schmeiße die Waschmaschine an und gehe duschen.

06:30h Ich wecke Maxim und Nadeschda, ziehe sie an, schaue, dass ihre Ranzen gepackt sind, mache Frühstück.

07:25h Die Kinder und Richard verlassen das Haus. Ich räume die Überreste des Wochenendes auf, sauge und wische im Erdgeschoss. Danach mache ich mich zu Ende fertig.

08:15h Ich sitze am Schreibtisch, lese und ergänze den neuen Mietvertrag meiner Mutter, drucke ihren Versicherungsantrag aus, schreibe ihren Wochenplan mit allen Arzt- und Therapieterminen, mache ihre Finanzübersicht, gucke, ob die Krankenkasse endlich die Rechnungen erstattet hat, überleg noch, wann wir ein neues Bett kaufen können, recherchiere, wie und wo sie einen Schwerbehindertenausweis bekommt. Über meinen Hausarzt organisiere ich ihr ein Rezept für ein Medikament, das sie vermeintlich „dringend“ braucht.

09:15h Bei meiner Mutter bin ich 10 Minuten zu spät. Eigentlich hätte sie schon angezogen sein müssen, da wir eventuell zum Arzt hätten gehen müssen. Doch sie steht immer noch im Bademantel Kaffeetrinkenderweise in ihrem Zimmer. Sie schaut mich an mit den Worten: „Was willst Du hier?“ Sie hat vergessen, dass wir zum Arzt wollten und dass sie ein paar Dinge unterschreiben muss. Ganz Anstrengungsverweigerin  fragt sie, ob sie nicht später die Dinge unterschreiben kann. Das Schreiben fällt ihr seit dem Schlaganfall schwer. Ihre Unterschrift üben, wie sie soll, tut sie nicht. Ich verneine, denn später habe ich keine Zeit und sie wird dann schlafen oder spazierengehen, oder was auch immer tun. Widerwillig setzt sich meine Mutter hin, geht mit mir die Papiere durch und unterschreibt. Beim Wochenplan, in den ich auch ihre täglichen Übungen geschrieben habe, wird sie noch missmutiger: „Da habe ich keine Lust zu.“ Als sie dann ihren geballten Unmut über ihre neue Wohnung entlädt und wir auf ihren alten Vermieter kommen, dessen Nachzahlungsforderungen ich bezahlt habe, denn Mietrückstände muss man in Deutschland einfach bezahlen, knallt es. Sich mit alten Vermietern zu streiten, steht jetzt einfach nicht auf der Agenda, weder auf meiner – denn ich habe keine Zeit dafür mich um 50,00 EUR zu streiten- , und vor allem nicht auf der Agenda meiner Mutter. Sie muss gucken, dass sie fit wird, um einigermaßen alleine zu leben. Das will sie ja eigentlich auch. Doch die Übungen des Physiotherapeuten macht sie nicht, Schreiben übt sie nicht und Gedächtnistraining macht sie schon mal gar nicht. Stattdessen sitzt sie lieber vorm Fernseher. Aber dafür braucht man ja mindestens eine 100qm Wohnung….(????) Nun ja, am Ende verlasse ich als böse Tochter mit knallender Tür und Tor (- Ach, es ist einfach großartig, dass wir an unserem Haus gegenüber so ein riesiges schmiedeeisernes Tor haben, dass so richtig laut scheppert, so richtig laut, dass es die ganze Straße hört, wenn man es mit voller Wucht zuknallt. – ) das Gelände.

10:30h Ich schicke Krankenhausrechnungen meiner Mutter an die Krankenkasse, fahre zum Arzt, hole besagtes Rezept ab, gehe in die Apotheke und bestelle das Medikament, das meine Mutter ja so dringend braucht.

11:20h Wieder Zuhause schreibe ich noch einen Post für meinen Blog und stelle einen zweiten online. Mittlerweile schmeiße ich auch die dritte Ladung Wäsche in die Waschmaschine und lege die erste von heute morgen, die inzwischen im Trockner war zusammen.

12:30h Ich gehe wieder zu meiner Mutter. Ich repariere ihre Brille, worum sie mich heute morgen gebeten hatte und sage ihr, dass das Medikament heute nachmittag kommt. Spazieren war sie nicht. Stattdessen hatte sie sich, wie die Pflegerin mir sagte, ins Bett gelegt. Beleidigt. Ist ja klar. Ich lasse meine Mutter in ihrem Bett und gehe wieder. Wichtigere Menschen brauchen mich jetzt: Ich hole Maxim und Nadeschda von der Schule ab.

Nach meinem „Vormittag auf der Couch“ folgt nun ein Nachmittag so wie wir ihn immer verbringen: Hausaufgaben machen, Üben, Instrumente spielen, zwischendrin ein wenig Hausarbeit (Waschmaschine Nr. 2 ist zum Zusammenlegen bereit). Und dann geht es auch schon zum Sport für Maxim und Nadeschda. Auf dem Weg fahren wir noch einmal zur Apotheke, holen das Medikament für meine Mutter ab und kaufen Wasser für sie. Ist ja wichtig, sie muss ja viel trinken. Um halb sieben wieder Zuhause, koche ich Abendessen, dann bringe ich meine wunderbaren Kinder ins Bett, wir lesen „Jim Knopf“ weiter, ich genieße Nadeschda’s Lachen und Maxim’s Wärme, der sich schon verschlafen an mich kuschelt. Beim Einschlafen sagt Nadeschda – wieder in unserem Bett -: „Mama, ich brauche Deine Hand, damit ich etwas Schönes träume.“ Als ich sie ruhig atmen höre, stehe ich auf, gehe runter, lege Waschmaschinenladung Nr.3 zusammen. Mittlerweile ist es 20:30h. Ich bin seit 06:00h ohne Pause für die Familie in Fürsorge tätig. Das sind über 14 Stunden. Nur mal so. Ich kann dankbar sein, dass Richard währenddessen auf Nadeschda’s Elternabend sitzt. Beim Wäsche zusammenlegen kommt mir das Zitat aus Claire’s Beitrag wieder in den Sinn und anstatt mein Buch – „Into the Magic Shop“ von James R. Dotty – weiterzulesen, setze ich mich an den Rechner und schreibe diesen Post.

Die Realität einer Mutter sieht anders aus, als das gemeine Bild ist. Der Haushalt macht sich nicht von allein, das hatten wir ja auch schon mal anderer Stelle , die Kinder werden eben nicht von alleine groß und wenn dann auch noch ein zu pflegender Elternteil dazukommt, dann ist es gänzlich vorbei mit der Möglichkeit zu Arbeiten, geschweige denn einen Vormittag auf der Couch zu verbringen. Ich kann dankbar sein, dass ich nicht arbeiten muss, doch wäre meine Mutter nicht da, so hätte ich dies in der Zeit getan, oder für meine Ausbildung gearbeitet, die mir die Möglichkeit gibt, wieder in geregelten Verhältnissen mehr Geld zu verdienen.

Den Männern da draußen, die wirklich glauben, wir würden einen Vormittag auf der Couch verbringen, denen empfehle ich, mal einen Vormittag mit einer Mutter „eines gesunden 9jährigen“ zu tauschen, anstatt „Vorstadtweiber“ abends zu schauen. Das reale Leben ist meist erhellender als jede Spätabendserie….

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#bestofElternblogs im September

happy family with two kids walking at sunset

Mit freundlicher Unterstützung von Fotolia

Anja von der Kellerbande ruft regelmäßig zum 1. des Monats zu den besten Beiträgen der Elternblogs auf. Und auch heute mache ich gerne wieder mit. Mein meist gelesener Beitrag im August war „Meine Karriere, seine Karriere, unsere Karriere? – Vom Zurückstecken, Unterordnen oder klassischer Arbeitsteilung in der Familie“, in dem ich  über meine Karriere nachdenke, die es so nicht mehr gibt und wahrscheinlich auch nicht mehr geben wird. Aber an ihre Stelle eine andere „Karriere“ getreten ist….

Habt Dank für’s Lesen, Teilen, Mitfühlen! Das freut mich jedes Mal wieder von Neuem.

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Meine Karriere, seine Karriere, unsere Karriere? – Vom Zurückstecken, Unterordnen oder klassischer Arbeitsteilung in der Familie

happy family with two kids walking at sunset

Mit freundlicher Unterstützung von Fotolia

Meine Berufstätigkeit beschäftigt mich gedanklich nach wie vor. Gerade im Augenblick, wo wir uns noch in die 1. Klasse einfügen, wo wir nach einer langen und erholsamen Sommerpause wieder in unseren Tritt und Rhythmus kommen müssen. Gerade jetzt ist die „Familienarbeit“ wieder sehr intensiv und eine Teilzeitarbeit egal in welchem Umfang eher fraglich. Doch auch meine Kinder werden größer, eine irgendwie geartete Altersversorgung braucht es dann auch einmal irgendwann und ob wir uns auf den beruflichen Erfolg meines Mannes auf Dauer verlassen können, ist auch nicht immer gewiss. Insofern ist ein sich vollständig aus der Arbeitswelt verabschieden auf Dauer nicht unbedingt eine Option. Über Katharina’s Beitrag „Mein Mann, seine Karriere und ich und warum diese Überschrift für uns doch nicht passt“ auf Kinderleute bin ich auf Berdiens Blogparade „Mein Mann, seine Karriere und ich“ auf ihrem Blog Bejewly aufmerksam geworden und mache gerne mit.

Als Richard und ich uns kennenlernten, arbeiteten wir in ähnlichen Jobs in ein und derselben Branche. Gleichberechtigt arbeiteten wir und teilten uns unseren Alltag. Im Gegensatz zu Katharinas Erfahrung, war er auch ein Partner, der mich immer ermutigte, meine Hobbys aufrechtzuerhalten bzw. eingeschlafenen Hobbys wieder aufzugreifen. Er richtete mir sogar eine eigene Werkstatt zum Malen ein. In unserer Lebensplanung sagten wir immer: „Derjenige der mehr verdient, bestimmt den Wohnort und den Lebensmittelpunkt.“  Es gehört zu den Ungerechtigkeiten des Lebens und der Wirtschaft und zu Richards Verhandlungskünsten, dass er schnell deutlich mehr verdiente als ich und zügiger in seiner Karriere vorankam. Insofern war bei unserer Familienplanung klar, dass ich in Elternzeit gehen würde und danach für das Kind vorerst beruflich zurückstecken würde. Mich vollständig aus dem Berufsleben zu verabschieden, stand damals nicht zur Diskussion. Auch im Adoptionsprozess hielt ich an der Idee fest, nach einem Jahr wieder – zwar reduziert – in meinen alten Beruf einzusteigen.

Doch das Leben hatte vielleicht anderes im Sinn mit mir. Denn es kam alles anders. Wir adoptierten nicht nur ein Kind, sondern gleich zwei. Meine Schwiegermutter, die Teil einer Unterstützung hätte sein können, erkrankte an Krebs und starb zehn Monate nach Ankunft von Maxim und Nadeschda. Und erst mit der Zeit zeigte sich immer mehr, wie viel Fürsorge, Unterstützung und konstante Präsenz unsere beide Kindern von einem Elternteil brauchten und bis heute brauchen. So blieb ich also weiter Zuhause. Ich kann zwar inzwischen ein wenig freiberuflich arbeiten und habe ein Buch geschrieben. Doch eine Aufgabe in einem regelmäßigen Angestelltenverhältnis ist zur Zeit noch undenkbar. Denn der Hauptteil der Fürsorge für Maxim und Nadeschda liegt bei mir. Ich kümmere mich um die Schule, begleite Hausaufgaben und tägliches Üben, ich organisiere ihre Hobbies und Verabredungen, ich sorge für die richtige Begleitung durch Ärzte, Therapeuten etc. Ich sage Abendtermine ab, wenn Richard auf Geschäftsreise ist und der eine Abend mit Kinderfrau schon ausgeschöpft ist, ich komme später zu Fortbildungen oder Seminaren, wenn Richard einen Geschäftstermin hat und die Kinder nicht zur Schule bringen kann. Ich bleibe Zuhause, wenn der Babysitter krank ist. Wie Katharina schrieb: Ich habe meine berufliche Karriere aufgegeben, damit wir eine Familie sein können.

Doch vielleicht gibt es ja gar nicht MEINE Karriere und SEINE Karriere. Dass Richard so erfolgreich im Job ist und so viel Geld verdient, dass wir auf ein zweites Gehalt nicht angewiesen sind, liegt ja auch daran, dass ich mich zuhause um (fast) alles kümmere. Er kann weitestgehend frei agieren und muss niemals auf meine Termine oder die Kinder Rücksicht nehmen. Denn ich bin ja immer verfügbar. Richard weiß diese Freiheit zu schätzen und rechnet mir dies hoch an. Insofern ist sein beruflicher Erfolg ein Stück weit auch meiner. Genauso wie die stetige Entwicklung unserer Kinder und unser Zusammenwachsen als Familie auch ein Großteil meines „Verdienstes“ ist. Mit vielen Schritten, die Maxim und Nadeschda gegangen sind, weiss ich, dass sie diese nur gehen konnten, weil ich immer für sie da bin. Weil Richard und ich ihnen in unserer klassischen Arbeitsteilung – der Vater verdient das Geld und die Mutter kümmert sich um das Zuhause – eine sichere Umgebung geben, in denen sie wachsen und heilen können.  So ist es dann vielleicht UNSERE Karriere. Doch eben nicht nur in beruflicher Hinsicht, sondern unsere Karriere als Familie.

Letztendlich hat unsere Arbeitsteilung auch etwas sehr privilegiertes. Und dies nicht nur, weil ich nicht jeden Morgen wie so viele im Stau stehen muss, um in irgendein Büro zu fahren. Nein, denn ich kann meine wenigen – aber mit zunehmendem Heranwachsen von Maxim und Nadeschda immer größer werdenden – Freiräume nutzen, um mir selbst neue Perspektiven zu eröffnen. So wie ich es ja bereits mit meiner Ausbildung begonnen habe. Mit dem Muttersein haben sich für mich auch neue Horizonte eröffnet, die ich anders nicht hätte erfahren können. Wahrscheinlich hätte ich nie ein Buch geschrieben, geschweige denn würde mich nun mit einem zweiten gedanklich tragen. Wahrscheinlich hätte ich nie diesen Blog begonnen. Ich hätte mich nicht so intensiv mit Kindesentwicklung, Erziehung und der Begleitung von traumatisierten Kindern beschäftigt. Und sicherlich hätte ich nie in Erwägung gezogen, eine Ausbildung zu machen, die wenig mit meinem vorangegangenen Berufsleben zu tun hat. Somit hat das auch alles sein Gutes.

Vielleicht muss man einfach den Begriff der Karriere anders definieren. Denn es geht im Leben ja nun nicht nur um den beruflichen Erfolg und immer mehr Geld auf dem Konto. (Vorausgesetzt der Lebensunterhalt ist gesichert.) Vor allem geht es doch darum, ein erfülltes und glückliches Leben zu haben. Das wäre für mich „Karriere“. Und wenn ich mir in guten Momenten Maxim und Nadeschda, unsere Kinder, betrachte, dann weiss ich, mein Leben ist mehr als erfüllt.