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In den vergangenen zwei Wochen hat sich so etwas wie Alltag bei uns eingependelt. Keine Katastrophen, keine Reisen, keine großen Familienfeste. Richard arbeitet, Maxim geht in den Kindergarten, Nadeschda und ich verbringen unsere Vormittage meist mit Hausarbeit. Manchmal haben wir gute Tage, manchmal schlechte. Maxims Launen nach den Kindergartenvormittagen sind sehr wechselhaft. Doch inzwischen findet er meist mit dem Mittagessen sein inneres Gleichgewicht.
Nadeschda hatte ein paar harte Tage, an denen sie eine schwere Erkältung quälte. Kurze Nächte mit viel Husten und gelegentlichen Alpträumen brachten sie verständlicherweise durcheinander. Meist waren die Nächte, wenn sie zu Richard und mir in unser Bett umgezogen war, früh beendet. Häufig beschloss Nadeschda, dass bereits um sechs Uhr früh ihr Schlafbedarf gestillt war und sie nun spielen wollte. Sicherlich kam hinzu, dass es mit dem nahenden Sommer nun auch früher hell wird. Wenige Stunden später war sie dann aber wieder müde und entsprechend anhänglich und knatschig. An diesen Tagen sehnte ich die Mittagspause herbei, damit wir beide, Nadeschda und ich, unser Schlafdefizit aufholen konnten.
Die Mittagspausen verlaufen nun seit einigen Wochen sehr friedlich. Nach einem erneuten Kampf mit Maxim ums Schlafen, hatte ich neulich beschlossen, dass ich darauf keine Lust mehr hatte, und wechselte meine Strategie. Seitdem darf Maxim sich jeden Mittag zwei Bilderbücher alleine im Bett anschauen. Wenn er Krach macht, nehme ich sie ihm weg. Meist schläft er dabei ein. Entweder höre ich, wie er sich nach dem zweiten Buch umdreht und schläft, oder ich höre im Wohnzimmer ein kleines Poltern, wenn eines der Bücher aus dem Bett gefallen ist. Ebenso ein sicheres Zeichen, dass der Schlaf auch meinen Sohn übermannt hat. Unsere Nachmittage verbringen wir inzwischen wieder viel draußen, außer mittwochs, wenn Maxim und inzwischen auch Nadeschda turnen. Wir fahren in den Zoo, gehen auf den Spielplatz oder sind draußen in den Feldern mit dem Laufrad oder den Dreirädern unterwegs. Da leisten sich Maxim und Nadeschda gerne Wettrennen. Dies in einem abenteuerlichen Tempo, so dass sich in den Kurven meist ein Hinterrad hebt.
Es ist herrlich zu beobachten, wie sich zwischen Nadeschda und Maxim nun eine Geschwisterbeziehung entwickelt. Sie streiten sich um Spielzeug, sie hauen, beißen, kratzen sich, ziehen sich an den Haaren. Das ist die eine Seite. Doch auf der anderen Seite ist das schlechte Gewissen, dass ein Kind hat, wenn es dem anderen wehgetan hat, ebenso nicht zu übersehen. Selbst Nadeschda schaltet in Sekunden um, entschuldigt sich bei ihrem weinenden Bruder und flitzt zum Kühlschrank, um Eis zum Kühlen zu holen. Über die Streitigkeiten überwiegen aber die Stunden, in denen sie friedlich zusammen spielen oder die Augenblicke besonderer Fürsorge, wenn Maxim zum Beispiel in der Mittagspause versucht, Nadeschda noch etwas „vorzulesen“. Er muss nur leider dieses Vorhaben immer sehr schnell aufgeben, da Nadeschda viel zu schnell einschläft. Sie haben so viel Spaß zusammen und hecken eine Menge Unfug aus, den Richard und ich manchmal gar nicht mitbekommen.
Gestern Abend wollten beide keine Ruhe geben, obwohl es wieder einmal ungewöhnlich spät geworden war, bis beide im Bett lagen. Nach dem Vorlesen, bei dem Nadeschda inzwischen abends mit dabei ist, zeigten beide Kinder keine Anzeichen von Müdigkeit. Ich verließ dennoch das Kinderzimmer, nachdem ich beide in ihre Betten gelegt und „Gute Nacht“ gesagt hatte. Denn ich hatte den Eindruck, dass meine Anwesenheit den Einschlafprozess im Kinderzimmer nur verlängerte. Maxim und Nadeschda verbrachten danach gute fünfzehn Minuten damit, immer wieder „Hallo!“ über das Babyphone zurufen. Irgendwann verstummten sie, und wohlmöglich hatte der Schlaf sie übermannt. Als Richard jedoch noch einmal später im Kinderzimmer nachschaute, stand Nadeschdas Bett in der Mitte des Zimmers mit einem Kinderstuhl davor, Nadeschda hatte sich den Schlafsack ausgezogen und in ihrem Bett lag Maxims dünne Bettdecke. Dieser lag mit seiner dicken Decke zugedeckt in seinem Bett, neben ihm seine kleine Schwester. Was auch immer die Kinder angestellt hatten, würde ihr Geheimnis bleiben, genauso wie es Nadeschda geschafft hatte, aus ihrem Gitterbett zu klettern. Es war an der Zeit, das Bett so umzubauen, dass sie aus dem Bett herauskrabbeln konnte, ohne halsbrecherische Kletterübungen über das Gitter, egal ob mit oder ohne Hilfe ihres Bruders.