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Charlotte’s Sonntagslieblinge (106)

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Photo by Jakob Owens on unsplash.com

Seit gut einer Woche hält uns der Alltag mit viel Arbeit, vor allem aber mit vielen Arztbesuchen in Atem. Neben Maxim’s Gespenst, das wir in unserer Ausschlussdiagnostik mit jedem weiteren Arzt- und Therapiebesuch etwas weiter verscheuchen können, hält uns nun auch Nadeschda mit einem Knoten an einer unglücklichen Stelle unter der Achsel in Atem. Unterschiedliche Untersuchungen und Behandlungsversuche haben bisher zu keinem Ergebnis geführt. Nun warten und bangen wir von einem Kontrolltermin zum nächsten, was mich manchmal an den Rand des Erträglichen führt. Zumal wir trotz allem unseren Schulalltag alle gemeinsam weiter meistern müssen. Um so mehr sehnen wir jetzt die Herbstferien herbei, in denen ich mich auch wieder etwas mehr um diesen Blog kümmern kann, um da dann etwas Ruhe und Zeit für uns als Familie ab von Schule, Arbeit und drängenden Terminen zu finden. Um so mehr bin ich im Moment an diesem Sonntag für diese drei Lieblinge der Woche dankbar:

  1. Auch wenn uns die gesundheitlichen Gespenster mit ungeklärten Diagnosen verfolgen, so sind beide Kinder fit und munter, und eigentlich gesund. Sie machen ihre Fortschritte in der Schule, genießen die wenige Zeit Zuhause und machen unseren Alltag mit so vielen Kleinigkeiten ein wenig bunter. Egal ob es die Pfannkuchen sind, die Maxim uns zum Frühstück gestern gebacken hat, oder Nadeschda’s Herzchenbilder, die sie mir nun fast täglich malt.
  2. Anfang der Woche habe ich nun endlich meine Ausbildung abschließen können. Die finale Prüfung und Lehrprobe fanden statt und alles ist gut gelaufen. Die Kinder in der Klasse haben wunderbar mitgemacht und mich quasi durch den Unterricht getragen. Das war ein wahres Geschenk.
  3. Nun zieht der Herbst ein. Gestern haben wir lange im Garten gearbeitet und das Haus ein wenig herbstlich geschmückt. Ich mag diese Jahreszeit ja mit am liebsten. Ich freue mich auf das Kastaniensammeln, unsere Lesenachmittage, wenn draußen Sturm und Regen toben, und so vieles mehr, was der Herbst für uns bereit hält.

Habt noch einen wunderbaren Sonntag und kommt wohlbehalten in die neue Woche!

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Charlotte’s Sonntagslieblinge (56)

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Mit freundlicher Unterstützung von Pixabay

Die letzte Woche vor den Ferien ist nun auch geschafft. Und verkürzt war sie zudem noch aufgrund des Feiertags. Vor allem für mich war diese Woche sehr anstrengend, da ich jeden Abend in die Akademie zu unserer „Intensivwoche“ gehen musste. Eigentlich… Denn am Montag Nachmittag legte sich Richard mit einer Magen-Darm-Grippe ins Bett. So blieb ich also am Montag Abend daheim und hütete Krankenlager und tat alles erdenklich mögliche, damit es mich nicht auch noch erwischte. Der Feiertag brachte insofern auch nicht wirklich Erholung, aber zumindest kam ich so an ein paar Nächten auf mein notwendiges Schlafpensum. So sind nach dieser doch erneut anstrengenden Woche meine heutigen Sonntagslieblinge einfach diese hier:

  1. Ich bin dankbar, dass nun zwei Wochen Ferien vor uns liegen, in denen ich mein Schlafdefizit nachholen kann.
  2. Ich bin stolz auf mich, dass ich trotz Krankenlager und Schlafmangel an meiner Seminararbeit ein wenig weiterschreiben konnte und mein Praktikum nach den Herbstferien vorbereiten konnte. Zumindest zu einem guten Teil.
  3. Ich freue mich auf die nächsten zwei Wochen mit meinen Kindern, vor allem, wenn wir ab Ende der kommenden Woche wieder in meinem Lieblingshaus in den Bergen sind. Und wisst Ihr was? Meine Freundin, die tolle Besitzerin meines Lieblingshauses, hat mir eine Massage geschenkt und ich habe tatsächlich einen Termin gebucht. Das fühlt sich fast eine wenig verwegen an, aber gut!

Genießt noch dieses zauberhafte Herbstwochenende. Wir gehen jetzt in den Wald zum Kastanien Sammeln. Und kommt gut in die neue Woche!

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Charlotte’s Sonntagslieblinge (5)

A photo by Ben White. unsplash.com/photos/bS_O0N5oFbM

Ben White, unsplash.com

Wie jeden Sonntag, blicke ich inspiriert von  Mirjam von Perfektwir auf meine eigenen, ganz persönlichen Lieblinge dieser Woche zurück. Hier sind sie wieder, meine drei Sonntagslieblinge:

  1. Nach einem mühseligen Start bringt Maxim nun tatsächlich ein paar Töne aus seiner Trompete, die mir nicht mehr in den Ohren Schmerzen, sondern einfach schön sind.
  2. Nadeschda fängt an, zu rechnen, obwohl das noch gar nicht in der Schule dran ist. Aber anscheinend hilft es, dass sie nun Taschengeld bekommt und sie sich ausrechnet, wieviel ihr noch fehlt, um sich selbst bestimmte Herzenswünsche zu erfüllen.
  3. Zwei Tage allein Zuhause. Richard war mit den Kindern auf einem Väterwochenende auf einem Bauernhof. Ich habe es mir – anstatt mich um unsere Baustelle zu kümmern – Zuhause schön gemacht. Herrlich! Ein friedlicher Start in eine entspanntere Zeit.

Für heute bin ich dankbar und freue mich auf die neue Woche. Habt auch Ihr einen wunderbaren Start in einen weiteren zauberhaften Herbstmontag!

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Charlottes Sonntagslieblinge (4)

A photo by Ben White. unsplash.com/photos/bS_O0N5oFbM

Ben White, unsplash.com

Es gibt so unendlich vieles, für das ich dankbar sein kann in meinem Leben mit Maxim und Nadeschda. Auch wenn wir gerade wieder eine Zeit haben, die mit Herausforderungen und dem schwierigen Umgang mit Veränderungen, so klein sie auch sind, gekennzeichnet ist. Umso mehr will ich mir all die positiven Kleinigkeiten in unserem Alltag ins Gedächtnis rufen, die diesen so unglaublich bereichern. Deshalb blicke ich inspiriert von  Mirjam von Perfektwir auf meine eigenen, ganz persönlichen Lieblinge dieser Woche. Hier sind sie wieder, meine drei Sonntagslieblinge:

  1. Nach einer leichten Lebensmittelvergiftung, die uns in der vergangenen Woche ereilt hat, sind wir alle wieder gesund. Das Schicksal hält doch immer wieder ein Lehrstück bereit. Wenn alles zu viel wird, dann kommt von irgendwo her ein Zeichen: „Tue langsam und mit Bedacht.“ Doch wäre mir lieber gewesen, die erzwungene Ruhe ohne Magenschmerzen und ohne Sorgen um zwei kranke Kinder zu genießen. Dennoch: Es war der richtige Hinweis zur richtigen Zeit.
  2. Ein wunderbarer Herbstspaziergang im Wald mit unzähligen Kilos an Kastanien, die wir gesammelt haben.
  3. Ein ausgiebiger Vorlesenachmittag, an dem sich Maxim, Nadeschda und ich uns auf die Couch kuscheln, Kekse essen, Erdbeertee trinken und die Kinder in meinem Schoß versunken, meinen Geschichten lauschen.

Für heute bin ich dankbar und freue mich auf die neue Woche. Habt auch Ihr einen wunderbaren Start in einen zauberhaften Herbstmontag!

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Wenn alles zu viel wird – von Veränderungen, Überforderungen und Lernen, langsam zu machen

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Mit freundlicher Unterstützung von unsplash.com

Abends sitzen Richard und ich zusammen bei einem Glas Wein. Ich erzähle vom Tag und was ein Gespräch mit Maxims Therapeutin ergeben hat. Noch immer haben wir ein Thema mit Maxims mangelnden Bereitschaft, für die Schule zu lernen und Hausaufgaben zu machen. Ja, auf der einen Seite ist es die Tatsache, dass er nicht mit Leistungsdruck   umgehen kann. Auf der anderen Seite bin ich mir dessen bewusst, dass er gerade eine Phase durchlebt, in der er noch einmal mit seinem frühkindlichen Trauma der Trennung von seiner russischen Mutter konfrontiert ist. Da regt es sich wieder, das fehlende Urvertrauen, der Überlebenstrieb, das Streben nach absoluter Autonomie. Üben und Hausaufgaben machen sind Formen von Disziplin. Die lehnt er ab. Vehement. Wir haben also wieder ein Bindungsthema. Daran müsste auch in Maxims Therapie gearbeitet werden. So war meine Idee. Doch Maxims Therapeutin hatte vorgeschlagen, im Zweifelsfall zusätzlich noch einmal eine Lerntherapeutin zu kontaktieren.

Bei diesen Worten brauste Richard auf: „Was sollen wir denn noch alles machen? – Das ist mir jetzt gerade alles zu viel. Zu viele Termine. Zu viele Informationen. Wie soll das denn alles weitergehen? Mit Deiner Ausbildung, Deinem ehrenamtlichen Engagement, den ganzen Terminen der Kinder, Ballett, Fussball, Musikschule, Schwimmen, Therapie. Und jetzt auch noch eine Lerntherapeutin.“ Ich halte kurz inne und stutze. „Warum regst Du Dich so auf? Es ist doch mein Programm, was ich irgendwie organisieren muss.“ denke ich, sage es aber lieber nicht. „Was machst Du Dir einen Kopf um unsere Organisation? Bis heute brauchst Du Dich darum nicht zu kümmern. Ich bin doch diejenige, die morgens um sechs aufsteht und abends kaputt vom Tag ohne einen Moment der Ruhe ins Bett fällt. Ich schaue, dass alle Termine und Freizeitaktivitäten der Kinder irgendwie so funktionieren, dass sie noch ein wenig Luft und Raum haben, um zu spielen. Und im Übrigen, ich muss mich ja dann mit der Lerntherapeutin auseinandersetzen und Maxim da hin begleiten, und mit ihm arbeiten.“ Doch anstatt etwas zu sagen, schlucke ich lieber meine Gedanken herunter.

Dennoch seit diesem Gespräch nagt wieder das Gefühl der Überforderung in mir. Ja, es ist viel, zu viel in den letzten Wochen. Wir befinden uns wieder in einer Phase des Übergangs. Nadeschda ist in diesem Sommer in die Schule gekommen. Maxim hat einen neuen Klassenlehrer bekommen. Das war so nicht geplant, aber die alte Lehrerin war für die Schule nicht mehr tragbar gewesen. Das sind zwei große Veränderungen, die meine Kinder sehr beschäftigen. Nadeschda muss eine Beziehung zu ihrer neuen Lehrerin aufbauen, neue Freunde suchen, sie muss sich im Schulalltag zurecht finden, sie muss sich an neue Abläufe gewöhnen. Welch ein Kraftakt für das kleine Mädchen. Auch Maxim muss sich erneut an andere Abläufe, einen anderen Unterricht, an eine neue Bezugsperson gewöhnen und trauert immer noch um seine alte Lehrerin. Nur weil wir Eltern sie für untragbar hielten, heißt das ja nicht, dass die Kinder sie schlecht fanden und nicht mochten. Beide Kinder reagieren auf diese Veränderungen so unterschiedlich wie Tag und Nacht. Während Nadeschda so anhänglich ist, dass ich manchmal das Gefühl habe, dass sie mich mit Haut und Haaren aufsaugt und auszehrt, geht Maxim in die Ablehnung und Konfrontation. In seinem Autonomiebestreben lehnt er jede Disziplin und jede Struktur, die von mir kommt ab. Und gleichzeitig sind seine Ablehnungen auch immer wieder tagtägliche Beziehungsanfragen. „Hält sie mich? Bleibt sie da, wenn sich alles andere außen herum verändert? Hält sie mich aus? Wie weit kann ich gehen?“ Das kostet unendlich viel Geduld, Gelassenheit, aber auch Energie und Kraft. Dorothea Weinberg beschreibt in ihrem Buch „Verletzte Kinderseele“ (Link zu Literaturliste) als eine Übung für Eltern die imaginäre Treppe, die man heruntergehen soll, eh man auf eine Provokation seines Kindes reagiert. Ich bin viel Treppe gelaufen in den vergangenen Wochen.

Ich kann meine Kinder gut verstehen. Denn auch ich spüre, dass ich mich im Grunde mit Veränderungen schwer tue. Oder genauer gesagt, mit diesen Phasen des Übergangs, wenn das Alte noch nicht abgeschlossen ist, das Neue aber schon voll in das Leben hineindrängt, es einen Alltag gibt, der unverändert weiterläuft und doch so etwas wie eine neue Routine noch fehlt. Dann türmt sich alles zu einem riesigen Berg auf, vor dem man steht und nicht weiß, wie man ihn bewältigen soll. Mein Kopf ist so schwer von all den Dingen, die ich abarbeiten muss. Ich habe mein altes Arbeitsverhältnis beendet, doch eine finale Einigung gibt es noch nicht. Der Umbau meines neuen Büros geht nicht so schnell voran, wie ich es geplant hatte. Alles zieht sich, zäh wie alter Kaugummi.  Gleichzeitig habe ich eine Weiterbildung begonnen, die mir wunderbare neue Perspektiven eröffnen kann. Aber es macht mich unzufrieden, dass ich mich ihr noch nicht so widmen kann, wie ich das gerne möchte. Daneben kostet unser ganz normales alltägliches Familienleben viel Zeit und Organisation. Maxim hat angefangen, Trompete zu spielen und im Schulzirkus ist er aufgenommen worden. Zwei Aktivitäten mehr. Eigentlich müsste er dafür etwas anderes sein lassen. Aber wie immer fällt ihm der Abschied von etwas Altem schwer. Unsere Kinderfrau ist zu wenig flexibel für unseren neuen Schulalltag. Eine neue Betreuerin muss her, aber woher? Ja, und dann noch das Thema mit der Lerntherapeutin. Und, und, und, und….

In einem ruhigen Moment wird mir klar, dass ich langsamer machen muss, Dinge weglassen muss, mir nicht noch mehr Kleinkram aufhalsen sollte. Ich muss nicht die Wäsche aus der Schule waschen und bügeln, ich muss nicht gleich zwei Beiträge für eine Gemeindezeitung schreiben, ich muss nicht zu jeder Elternbeiratssitzung gehen.  Jetzt mit Einzug des Herbsts soll es ruhiger werden. Mara hat so einen schönen Post  dazu geschrieben, über Vorlesen und wunderbare Kinderbücher, aber auch buntes Laub, Kastanien, Eicheln sammeln, die Nachmittage im Wald verbringen. Ich habe dieses Bild vor meinem inneren Auge, mit Maxim und Nadeschda an einem kühlen Herbsttag in den Wald zu ziehen, Berge von Kastanien und bunten Blättern zu sammeln und wenn die Dämmerung einzieht, bei einer Tasse warmen Kakao auf der Couch gemütlich vorzulesen. Das ist es doch, was zu dieser Zeit im Vordergrund steht. Und für alles andere kommt dann eine andere Zeit.