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Charlotte’s Sonntagslieblinge (6)

A photo by Ben White. unsplash.com/photos/bS_O0N5oFbM

Ben White, unsplash.com

Jeden Sonntag rufe ich mir inspiriert von  Mirjam von Perfektwir all die positiven Kleinigkeiten in unserem Alltag ins Gedächtnis, die diesen so unglaublich bereichern. Hier sind sie wieder, meine drei Sonntagslieblinge der vergangenen Woche:

  1. Maxim, Nadeschda und ich verbringen gerade ein verlängertes Wochenende in den Bergen. Beide Kinder reiten jeden Tag und wir verbringen die Nachmittage viel draußen mit Spaziergängen und Ausflügen. Am späten Nachmittag genieße ich jeden Tag für ein paar Minuten auf dem Freisitz die langsam hinter den Bergen sich verabschiedende Sonne und bin dankbar für die vielen schönen Momente mit meinen Kindern.
  2. Meine Bürobaustelle schließt sich nun wirklich zum Ende des Monats. Ich kann anfangen einzuziehen.
  3. Die Impulse meiner Weiterbildung lassen mich vor allem hier, in dieser bizarren Bergwelt, noch einmal die Natur ganz anders erleben. Sie öffnen den Blick für Neues und das ist großartig.

Für heute bin ich dankbar und freue mich auf die neue Woche. Habt auch Ihr einen wunderbaren Start in einen wunderbaren Montag!

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Charlotte’s Sonntagslieblinge (5)

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Ben White, unsplash.com

Wie jeden Sonntag, blicke ich inspiriert von  Mirjam von Perfektwir auf meine eigenen, ganz persönlichen Lieblinge dieser Woche zurück. Hier sind sie wieder, meine drei Sonntagslieblinge:

  1. Nach einem mühseligen Start bringt Maxim nun tatsächlich ein paar Töne aus seiner Trompete, die mir nicht mehr in den Ohren Schmerzen, sondern einfach schön sind.
  2. Nadeschda fängt an, zu rechnen, obwohl das noch gar nicht in der Schule dran ist. Aber anscheinend hilft es, dass sie nun Taschengeld bekommt und sie sich ausrechnet, wieviel ihr noch fehlt, um sich selbst bestimmte Herzenswünsche zu erfüllen.
  3. Zwei Tage allein Zuhause. Richard war mit den Kindern auf einem Väterwochenende auf einem Bauernhof. Ich habe es mir – anstatt mich um unsere Baustelle zu kümmern – Zuhause schön gemacht. Herrlich! Ein friedlicher Start in eine entspanntere Zeit.

Für heute bin ich dankbar und freue mich auf die neue Woche. Habt auch Ihr einen wunderbaren Start in einen weiteren zauberhaften Herbstmontag!

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Wenn alles zu viel wird – von Veränderungen, Überforderungen und Lernen, langsam zu machen

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Mit freundlicher Unterstützung von unsplash.com

Abends sitzen Richard und ich zusammen bei einem Glas Wein. Ich erzähle vom Tag und was ein Gespräch mit Maxims Therapeutin ergeben hat. Noch immer haben wir ein Thema mit Maxims mangelnden Bereitschaft, für die Schule zu lernen und Hausaufgaben zu machen. Ja, auf der einen Seite ist es die Tatsache, dass er nicht mit Leistungsdruck   umgehen kann. Auf der anderen Seite bin ich mir dessen bewusst, dass er gerade eine Phase durchlebt, in der er noch einmal mit seinem frühkindlichen Trauma der Trennung von seiner russischen Mutter konfrontiert ist. Da regt es sich wieder, das fehlende Urvertrauen, der Überlebenstrieb, das Streben nach absoluter Autonomie. Üben und Hausaufgaben machen sind Formen von Disziplin. Die lehnt er ab. Vehement. Wir haben also wieder ein Bindungsthema. Daran müsste auch in Maxims Therapie gearbeitet werden. So war meine Idee. Doch Maxims Therapeutin hatte vorgeschlagen, im Zweifelsfall zusätzlich noch einmal eine Lerntherapeutin zu kontaktieren.

Bei diesen Worten brauste Richard auf: „Was sollen wir denn noch alles machen? – Das ist mir jetzt gerade alles zu viel. Zu viele Termine. Zu viele Informationen. Wie soll das denn alles weitergehen? Mit Deiner Ausbildung, Deinem ehrenamtlichen Engagement, den ganzen Terminen der Kinder, Ballett, Fussball, Musikschule, Schwimmen, Therapie. Und jetzt auch noch eine Lerntherapeutin.“ Ich halte kurz inne und stutze. „Warum regst Du Dich so auf? Es ist doch mein Programm, was ich irgendwie organisieren muss.“ denke ich, sage es aber lieber nicht. „Was machst Du Dir einen Kopf um unsere Organisation? Bis heute brauchst Du Dich darum nicht zu kümmern. Ich bin doch diejenige, die morgens um sechs aufsteht und abends kaputt vom Tag ohne einen Moment der Ruhe ins Bett fällt. Ich schaue, dass alle Termine und Freizeitaktivitäten der Kinder irgendwie so funktionieren, dass sie noch ein wenig Luft und Raum haben, um zu spielen. Und im Übrigen, ich muss mich ja dann mit der Lerntherapeutin auseinandersetzen und Maxim da hin begleiten, und mit ihm arbeiten.“ Doch anstatt etwas zu sagen, schlucke ich lieber meine Gedanken herunter.

Dennoch seit diesem Gespräch nagt wieder das Gefühl der Überforderung in mir. Ja, es ist viel, zu viel in den letzten Wochen. Wir befinden uns wieder in einer Phase des Übergangs. Nadeschda ist in diesem Sommer in die Schule gekommen. Maxim hat einen neuen Klassenlehrer bekommen. Das war so nicht geplant, aber die alte Lehrerin war für die Schule nicht mehr tragbar gewesen. Das sind zwei große Veränderungen, die meine Kinder sehr beschäftigen. Nadeschda muss eine Beziehung zu ihrer neuen Lehrerin aufbauen, neue Freunde suchen, sie muss sich im Schulalltag zurecht finden, sie muss sich an neue Abläufe gewöhnen. Welch ein Kraftakt für das kleine Mädchen. Auch Maxim muss sich erneut an andere Abläufe, einen anderen Unterricht, an eine neue Bezugsperson gewöhnen und trauert immer noch um seine alte Lehrerin. Nur weil wir Eltern sie für untragbar hielten, heißt das ja nicht, dass die Kinder sie schlecht fanden und nicht mochten. Beide Kinder reagieren auf diese Veränderungen so unterschiedlich wie Tag und Nacht. Während Nadeschda so anhänglich ist, dass ich manchmal das Gefühl habe, dass sie mich mit Haut und Haaren aufsaugt und auszehrt, geht Maxim in die Ablehnung und Konfrontation. In seinem Autonomiebestreben lehnt er jede Disziplin und jede Struktur, die von mir kommt ab. Und gleichzeitig sind seine Ablehnungen auch immer wieder tagtägliche Beziehungsanfragen. „Hält sie mich? Bleibt sie da, wenn sich alles andere außen herum verändert? Hält sie mich aus? Wie weit kann ich gehen?“ Das kostet unendlich viel Geduld, Gelassenheit, aber auch Energie und Kraft. Dorothea Weinberg beschreibt in ihrem Buch „Verletzte Kinderseele“ (Link zu Literaturliste) als eine Übung für Eltern die imaginäre Treppe, die man heruntergehen soll, eh man auf eine Provokation seines Kindes reagiert. Ich bin viel Treppe gelaufen in den vergangenen Wochen.

Ich kann meine Kinder gut verstehen. Denn auch ich spüre, dass ich mich im Grunde mit Veränderungen schwer tue. Oder genauer gesagt, mit diesen Phasen des Übergangs, wenn das Alte noch nicht abgeschlossen ist, das Neue aber schon voll in das Leben hineindrängt, es einen Alltag gibt, der unverändert weiterläuft und doch so etwas wie eine neue Routine noch fehlt. Dann türmt sich alles zu einem riesigen Berg auf, vor dem man steht und nicht weiß, wie man ihn bewältigen soll. Mein Kopf ist so schwer von all den Dingen, die ich abarbeiten muss. Ich habe mein altes Arbeitsverhältnis beendet, doch eine finale Einigung gibt es noch nicht. Der Umbau meines neuen Büros geht nicht so schnell voran, wie ich es geplant hatte. Alles zieht sich, zäh wie alter Kaugummi.  Gleichzeitig habe ich eine Weiterbildung begonnen, die mir wunderbare neue Perspektiven eröffnen kann. Aber es macht mich unzufrieden, dass ich mich ihr noch nicht so widmen kann, wie ich das gerne möchte. Daneben kostet unser ganz normales alltägliches Familienleben viel Zeit und Organisation. Maxim hat angefangen, Trompete zu spielen und im Schulzirkus ist er aufgenommen worden. Zwei Aktivitäten mehr. Eigentlich müsste er dafür etwas anderes sein lassen. Aber wie immer fällt ihm der Abschied von etwas Altem schwer. Unsere Kinderfrau ist zu wenig flexibel für unseren neuen Schulalltag. Eine neue Betreuerin muss her, aber woher? Ja, und dann noch das Thema mit der Lerntherapeutin. Und, und, und, und….

In einem ruhigen Moment wird mir klar, dass ich langsamer machen muss, Dinge weglassen muss, mir nicht noch mehr Kleinkram aufhalsen sollte. Ich muss nicht die Wäsche aus der Schule waschen und bügeln, ich muss nicht gleich zwei Beiträge für eine Gemeindezeitung schreiben, ich muss nicht zu jeder Elternbeiratssitzung gehen.  Jetzt mit Einzug des Herbsts soll es ruhiger werden. Mara hat so einen schönen Post  dazu geschrieben, über Vorlesen und wunderbare Kinderbücher, aber auch buntes Laub, Kastanien, Eicheln sammeln, die Nachmittage im Wald verbringen. Ich habe dieses Bild vor meinem inneren Auge, mit Maxim und Nadeschda an einem kühlen Herbsttag in den Wald zu ziehen, Berge von Kastanien und bunten Blättern zu sammeln und wenn die Dämmerung einzieht, bei einer Tasse warmen Kakao auf der Couch gemütlich vorzulesen. Das ist es doch, was zu dieser Zeit im Vordergrund steht. Und für alles andere kommt dann eine andere Zeit.

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Charlottes Sonntagslieblinge (1)

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Ben White, unsplash.com

Im Moment stehen in meinem Blog viele schwere Themen an: Bindung, Vertrauen, Lernherausforderungen in der Schule, tägliche Konflikte und Machtkämpfe, Tobsuchtsanfälle, etc. Zum einen weil sie unseren Alltag doch immer einmal wieder dominieren, zum anderen weil sie mich in der Auseinandersetzung mit anderen Adoptivfamilien einfach beschäftigen und mich dazu bringen, mich dazu zu äußern. Das wird auch noch eine Weile so anhalten. Es ist ein wenig, als müsste eine Menge Aufgestautes raus. Doch unser Leben mit Maxim und Nadeschda ist alles andere als nur schwierig und dramatisch. Nein, ganz im Gegenteil. Und deshalb gibt es ab jetzt eine neuen Reihe: Charlottes Sonntagslieblinge!

Mirjam von Perfektwir  blickt freitags oft auf fünf Dinge zurück, für die sie dankbar ist. Mich hat sie damit auf die Idee gebracht, meine eigenen, ganz persönlichen Lieblinge von nun an jeden Sonntag aufzuschreiben. Dies ist für mich der Tag, an dem ich morgens dankbar auf die Woche zurückblicke und mich innerlich auf die am folgenden Tag beginnende Woche einschwinge. Meine Lieblinge sind immer drei ganz besondere Dinge, Ereignisse, Begebenheiten, die mein Leben als Adoptivmutter in der vorangegangenen Woche tief berührt haben. In dieser Woche waren das:

  1. Mein Sohn Maxim, der nach acht Wochen harter Arbeit und täglichem Üben nun lesen kann. Als wir an einem Nachmittag zu Freunden fuhren, las er mir eine halbe Stunde glockenklar im Auto aus seinem Lesebuch vor. Für mich ein kleines Wunder!
  2. Die Einschulung von drei befreundeten Adoptivkindern. Es bewegt mich in solchen Momenten, mit welchem Mut und mit welcher Tapferkeit, ja auch kämpferischer Hartnäckigkeit diese Kinder ihren Weg gehen, immer weiter und weiter, hoch hinauf zum Himmel streckend. Einfach bezaubernd.
  3. Die bereichernde Lektüre von „Survivaltipps für Adoptiveltern“ von Christel Rech-Simon und Fritz B. Simon. Ich hatte es schon vor Jahren gelesen und immer einmal wieder zur Hand genommen, um mir einzelnen Passagen noch einmal bewusst zu machen. Nun habe ich es noch einmal von Anfang bis Ende gelesen. Es ist und bleibt meine persönliche „Bibel“ für Adoptiveltern.

Ich bin dankbar und freue mich auf die neue Woche. Habt auch Ihr einen wunderbaren Start in den Montag!