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Charlotte’s Sonntagslieblinge (158)

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Photo by Nicol Honeywill on unsplash.com 

Mehrere Wochen ist es nun her, dass ich zum letzten Mal meine Sonntagslieblinge veröffentlicht habe. Andere Dinge hatten einfach an den Wochenenden Prioritäten, und ich habe die Umstellung zur Vollzeitarbeit einfach auch unterschätzt. Da vergeht die Zeit an den Wochenenden auch mit Dingen, zu denen ich unter der Woche nicht komme. Oder Wochenenden bekommen auch eine andere Qualität. Noch einmal mehr genieße ich die Zeit mit meiner Familie, mit Freunden oder auch mit einem guten Buch, wenn ich nicht gerade Berge von Wäsche abarbeite, Unterricht vorbereite oder meinen Haushalt irgendwie auf Vordermann bringe. Unser Alltag ist unter der Woche dicht und sehr voll, was aber – ich glaube ich schrieb es schon einmal – nicht nur daran liegt, dass ich nun Vollzeit arbeite, sondern auch daran, dass Nadeschda und Maxim einfach seit diesem Schuljahr mehr Schule haben, und allein damit viel Zeit belegt ist.

Unser tägliches Üben behalten wir bei, und wenn es auch nur manchmal eine halbe Stunde ist. Doch zeigt es seine Erfolge. Nadeschda’s Rechenschwäche hat sich in den vergangenen Wochen als „Mär“ herausgestellt. In der Klasse erzählte sie auf die Frage ihrer Lehrerin, warum sie nun so gut rechnen könnte: „Nun ja, ich habe jeden Tag eine Übezeit.“ Als die Lehrerin (die das natürlich schon lange wusste) mit Blick auf die anderen Kinder in der Klasse fragte: „Aha, und wie geht das dann bei Euch so?“, antwortete meine Tochter: „Ganz einfach, ich komme nachmittags nach Hause, dann ist erst einmal Pause. Ich spiele oder bin draußen im Garten oder fahre eine Runde Fahrrad. Dann essen wir einen Snack und dann habe ich mit der Mama eine Übezeit. Da lesen wir, ich schreibe und rechne. Die Mama hat mir auch die Schreibschrift beigebracht. Und das mache ich einfach jeden Tag.“ Die Lehrerin darauf hin: „Seht Ihr, wenn man jeden Tag ein wenig übt, dann wird man ein wirklich guter Rechner…“

Doch an diesem Sonntag, an dem die Lieblingstante meiner Kinder zu Besuch ist, und wir gestern traditionell wieder unsere Lebkuchenhäuser verziert und zusammengebaut haben, bin ich ich besonders dankbar für diese drei Sonntagslieblinge, die diesmal einfach Momente aus unserem Alltag widerspiegeln:

  1. Mein Sohn, der zu mir vermeidlich genervt sagt: „Oh Mama, liest Du schon wieder ein Buch über dieses Rom????“ Ich: „Ja.“ Er: „Wann darf ich die endlich auch lesen?“ (In der 5. Klasse ist das Geschichtsthema an unserer Schule Ägypten und Griechenland. Ersteres fand er nicht so spannend, zumindest nicht seine Lektüre. Erst in der 6. Klasse kommt dann das alte Rom.) Ich denke mir: „Von mir aus gleich.“
  2. Es ist großartig, wenn ich mit meiner Tochter zu Lotte’s und Max Giesinger’s „Auf das, was da noch kommt“ laut aufgedreht im Auto sitzend tanze und singe, wir die Musik voll aufdrehen, noch ordentlich den Bässen Dampf geben und uns völlig egal ist, was die Nachbarn sagen oder denken. Meinem Sohn ist das dann eher peinlich….Aber dann singt er doch auch mit….
  3. Shoppen gehen mit meiner Tochter, das ist inzwischen einfach fantastisch. Ich hätte nie gedacht, dass das funktioniert mit Miss-„Ich probier nichts an. Und Mama, wann können wir endlich gehen.“ Jetzt auf einmal kann sie nicht genug davon bekommen. Nun, sie braucht auch alle Nase lang neue Sachen. Neulich habe ich sie dann heimlich beobachtet, als ich an der Kasse schon anstand, und sie noch gedankenverloren durch den Laden zog. Es war zu süß zu sehen, wie sie so das ein oder andere Outfit anfasste, eine Schritt zurückging, sich wohl überlegte, wie es an ihr aussehen würde, dann den Gedanken wieder fallen ließ, dann zum nächsten Kleiderständer ging, ein Oberteil rauszog und sich anhielt und auch hier das Kleidungsstück mit einem Kopfschütteln zurück hängte. Beim Verlassen des Ladens, in dem wir fünf neue Oberteile für sie erstanden hatten, sagte sie: „Mama, ich glaube, ich muss dann auch mal wieder mit meiner Lieblingstante shoppen gehen.“

Habt einen wunderbaren Sonntag! Lasst es euch wohl ergehen und kommt gut in die neue Woche!

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Charlotte’s Sonntagslieblinge (147)

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Photo by Aleksandr Eremin on unsplash.com

Die erste Ferienwoche liegt hinter uns. Nachdem sie überraschend harmonisch begann, und Maxim und Nadeschda (fast) ungewöhnlich friedlich und harmonisch bei Stimmung waren, zog dann doch wieder – hoffentlich nur vorübergehend – die Wut bei uns ein. Es war ja eigentlich abzusehen. Die Ferien bedeuten zwar auf der einen Seite eine große Verschnaufpause, doch auf der anderen Seite heißen sie nicht nur akut im Sinne von „Jetzt ist mal alles ein wenig anders“ Veränderung, auch wenn wir versuchen Routine und Struktur aufrechtzuerhalten, sondern genauso spüren die Kinder, und hier vor allem Nadeschda, dass auch nach den Ferien uns neue Veränderungen erwarten werden.  Ein neues Schuljahr, neue Dinge zu lernen in der Schule, und vielleicht auch, dass ich dann mit einer nahezu vollen Stelle an der Schule anfange zu arbeiten. Wohlmöglich ist letzteres noch ein wenig weit weg für die Kinder. Wahrscheinlich ist es in dieser Woche eher die Aufregung um unseren bevorstehenden Urlaub gewesen. Und die Ungewissheit, wie dort alles dann so wird. Neben der Tatsache, dass tatsächlich einfach die Umstellung in den Ferienmodus nicht so reibungslos von statten geht. So wachte Nadeschda in dieser Woche morgens auf und war der festen Überzeugung, dass sie in die Schule gehen muss… Um so mehr bin ich also für diese drei Sonntagslieblinge heute morgen dankbar:

  1. Struktur und Routine zahlen sich wirklich aus. Und manchmal muss man dann auch die vermeintlich „alte“ Struktur des Schulalltags aufrechterhalten: Dienstags war immer unser „Übfrei-Tag“, da er voll war mit nachmittäglichen Terminen – Musikunterricht und Therapien -. Nun hatten wir auch an diesem Dienstag nachmittags Termine, aber dazwischen wäre Zeit gewesen, um zu üben. Doch bei der Ankündigung der Übezeit argumentierten beide Kinder so überzeugend, dass ja Dienstag wäre und später noch – wie immer – die Therapietermine – und da gäbe es ja eigentlich keine Übezeit. In Gedanken an Rhythmus, Rituale und Gewohnheiten habe ich dann dem Wunsch der Kinder nachgegeben. Wir haben nicht geübt und für die Schule gearbeitet, sondern sie haben im Garten gespielt und ich habe ihnen bei einer Tasse Kaffee dabei zugesehen….Manchmal tut es auch gut, den Dingen seinen Lauf zu lassen.
  2. Nachdem am Montag erst einmal Alltagsorganisation über mich hereinbrach, habe ich mich an den anderen Tagen entschieden, nicht mein Buch weiter zu schreiben, sondern mich dem emotional dringlicheren Thema der Unterrichtsvorbereitung zu widmen. Ich werde in unseren Urlaub noch ein paar Bücher für mein eigenes Buch mitnehmen und es danach mit frischem Kopf zu Ende schreiben. Und die Unterrichtsvorbereitung nun bis zu den Herbstferien quasi vorerst abgeschlossen zu haben, ist ein beruhigendes Gefühl.
  3. Auch für unseren Urlaub sind nahezu alle Vorbereitungen getroffen. Ich muss jetzt nur noch die rausgelegten Kleidungsstücke und Dinge, die wir sonst noch so mitnehmen müssen, in die Koffer packen und dann darf es morgen losgehen. Auch dafür bin ich dankbar, dass wir wieder einmal einen unglaublichen Urlaub in den USA verbringen dürfen, in einem Jahr, in dem sich mein erster Aufbruch in die USA zum 30. Mal jährt.

Habt einen wunderbaren Sonntag und einen gelungenen Start in die neue Woche!

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Charlotte’s Sonntagslieblinge (144)

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Photo by Jez Timms on unsplash.com

Erdbeeren. Ich habe dieses Bild von einer satten Erdbeere vor den Augen, dass mich diese ganze Woche begleitet hat. Trotz allem. Trotz viel Arbeit an der Schule. Die nächste und letzte Theaterproduktion für dieses Schuljahr hat begonnen, läuft aber gut. Denn ich hatte die Eingebung, zwei Schülerinnen, die extra nur für Maske, Requisiten und Kostüme eingeteilt sind, einfach in ihren „Job“ einzuweisen und sie dann machen zu lassen. In der Oberstufe darf so etwas funktionieren und es funktioniert. So freue ich mich darüber, habe Bilder von Erdbeeren im Kopf und bin an diesem Sonntag dankbar für diese drei Sonntagslieblinge:

  1. Wir waren Erdbeeren pflücken. Ganze sechs Kilo haben wir gesammelt. Die Kinder waren nach dem Sammeln erschöpft und wollten lieber spielen. So bleiben die Erdbeeren Richard und mir überlassen. Zum ersten Mal in Partnerproduktion putzen wir Erdbeeren, kochten sie zu Marmelade ein und produzierten Sirup, während unsere Kinder im Garten spielten. Auch nach bald 20 Jahren Ehe gibt es immer noch Raum für neue Erfahrungen…;-)
  2. In der Schule steuern wir auf die Ferien zu. Der Druck lässt etwas nach. Auch weil beide Kinder, wenn sie nicht mehr so unter Stress stehen, viel eher auf ihr Können und Wissen zurückgreifen können, fällt das tägliche Üben deutlich leichter. Manchmal lassen wir es nun auch mal ausfallen und gönnen uns kleine Pausen in unserem Alltag. Das tut gut!
  3. Maxims Klasse organisierte in der vergangenen Woche einen „Orientierungslauf“. Als Ersatz für den Sportunterricht hatten sie dies als Fach in der Schule gehabt. Die Lehrerin hatte sich zum Abschluss des Schuljahres überlegt, die Kinder selbst einen Orientierungslauf zu organisieren, mit allem, was dazugehört: Einladungen, Anmeldungen, Streckenplanung, Büfett, Urkunden etc. Bei den meisten Eltern – und ganz ehrlich auch bei mir – war zunächst das Gefühl „Oh Gott, noch ein Termin vor den Ferien…“ Doch dann war es wie so oft ganz im Gegenteil eine großartige Erfahrung. Die Kinder hatten eine perfekte Veranstaltung organisiert. Das machte viel Spaß, das zu beobachten. Und für eine knappe Stunde durch den Wald zu laufen und mit meiner Tochter die nächsten Stationen zu suchen, war eine überraschende Auszeit von allen To Do Listen, Alltäglichkeiten, die noch zu erledigen wären und Aufgaben an der Schule, die noch organisiert werden mussten. Es war eine Stunde pures Konzentrieren auf die Strecke und meine Tochter, die uns emsig durch den Wald lotste. Wunderbar!

Habt einen erholsamen Sonntag und kommt gut in die neue Woche! Unsere wird kurz sein, da noch ein Feiertag auf uns wartet. Das ist schön!

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Charlotte’s Sonntagslieblinge (137)

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Photo by Ivan Di on unsplash.com

Habt Ihr auch so viele Ostereier gesucht und gefunden wie wir? Maxim und Nadeschda haben im wahrsten Sinne des Wortes Körbeweise die Eier gefunden. (Was aber auch daran lag, dass wir Besuch von lieben Freunden hatten, die neben unserem Osterhasen – mein Bruder – auch Ostereier versteckt hatten.) Am besten gefielen mir ja die so offensichtlichen Verstecke, die eigentlich keine waren, wie ein kleiner Schoko-Osterhase mitten auf dem Gartentisch oder ein Schokoei auf dem Heckscheibenwischer des geparkten Autos. Die Kinder – nicht nur meine, sondern alle – liefen so oft daran vorbei…

Ostern verbrachten wir als Familienfest mit lieben Freunden. Es war schön! Nicht nur wegen des unglaublichen Wetters. Viel habe wir unternommen, viele Ausflüge in die Umgebung gemacht, viel gegessen, viel gespielt, viele Ostereier gesucht.

Doch Mitte der Woche kehrte dann der Alltag und auch die Unzufriedenheit zurück. Denn vieles andere blieb leider über die Ostertage auf der Strecke. Meine ToDo Liste wuchs, anstatt abzunehmen.  Das machte mich zunehmend unzufrieden. Doch ab Mitte der Woche lief es dann wieder recht gut voran. Auch wenn dringende Dinge nun in letzter Minute in den vergangenen Tagen erledigt wurden, wie etwa das Kommuniongeschenk für die Kommunion, zu der wir gleich aufbrechen werden, erst gestern Nacht fertig wurde. So etwas ist eigentlich nicht meine Art. Ich habe gerne alles rechtzeitig vorbereitet und eben nicht auf den allerletzten Drücker. Das werde ich wohl auch nicht mehr ändern können. Nicht den „letzten Drücker“, sondern meine Unzufriedenheit damit. Nun denn… So bin ich in diesen frühen Morgenstunden dankbar für diese drei Sonntagslieblinge: 

  1. Maxim und Nadeschda haben einmal wieder einen unglaublichen Wachstumsschub hingelegt. Bei beiden haben wir die Kleiderschränke ausgemistet und aufgeräumt. Vieles musste wieder ausgetauscht werden. Langsam werden sie wirklich groß! Selbst unsere kleine und zierliche Nadeschda. Bei unseren vielen Einkäufen um Ostern – bei zehn Leuten im Haus und davon zwar fünf Kinder, die aber essen wie Erwachsene, musste entsprechend viel Nahrung herbeigeschafft werden – passierte es zwei Mal, dass jemand zu Nadeschda sagte: “ Kann die kleine Dame einmal Platz machen?“ Meine Tochter war mächtig sauer: „Mama, ich bin NICHT MEHR KLEIN!“ Recht hat sie! Und wie zur Bestätigung wog sie sich mit ihrer besten Freundin am Freitag Abend – Finja ist gefühlt deutlich größer, schwerer und kräftiger als Nadeschda. Die Zahlen sagte aber etwas anderes. Nur ein Kilo trennt die beiden Mädchen. Und der Kommentar meiner Tochter: „Siehst Du, ich bin wirklich nicht klein. Ich bin fast so schwer wie Finja. Ätsch!!!“
  2. Ein schlechtes Gewissen hatte ich, weil wir so wenig für die Schule in den Ferien geübt hatten. Die Pause bis weit nach Ostern kam mir viel zu lang vor. Um so mehr habe ich mich gefreut, dass Nadeschda dennoch ihre 1 x 1 Reihen konnte, besser als zu Schulzeiten. Und Maxim scheint sich nun doch mit der deutschen Rechtschreibung endgültig anzufreunden beziehungsweise sie zu verinnerlichen. Wenn er ganz bei der Sache ist, dann macht er keinen einzigen Fehler. Das war sehr beruhigend. Anscheinend ist es manchmal doch gut, die Dinge einfach absacken zu lassen, sie sich im Inneren verankern zu lassen, um sie dann wieder hervorholen zu können, besser als zuvor.
  3. Die Kinder und ich haben unseren Garten nun endgültig hübsch und sommertauglich gemacht. Wir haben endlich unser Gemüsebeet bepflanzt, neben vielen Blumen und Kräutern. In diesem Jahr versuchen wir es einmal wieder mit Paprika, Gurken und Salat, nachdem uns im vergangenen Jahr die Rüben einfach in der Hitze und der Trockenheit – auch wenn wir fleißig gegossen hatten – , einfach vertrocknet waren. Wir ernteten nur noch verschrumpelte Minirüben. Nun sind wir gespannt, wie es sich in diesem Jahr entwickeln wird.

Morgen beginnt nun wieder die Schule. Auch hier werde ich auf den letzten Drücker heute Abend die Sachen packen. Denn nun feiern wir erst einmal die Heilige Kommunion der Kinder unserer Freunde. Habt einen wunderbaren ruhigen Sonntag. Das Wetter lädt ja eher zum Couchverweilen ein. Startet gut in die neue Woche, mit einem gelungenen Ferienende!

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Charlotte’s Sonntagslieblinge (123)

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Photo by Evan Wise on unsplash.com

Wir haben die erste Schulwoche erfolgreich – und relativ entspannt – hinter uns gebracht. Und das auch noch mit vielen Arztterminen. Was man eben so machen muss – Augenarzt, Kieferorthopäde, …-, auch wenn es leibliche Kinder wären. Doch wir haben andere Sachen dafür sein lassen, das Üben etwas herunter gefahren. Und so klappte der Übergang in den Alltag ziemlich gut. Ohne große Dramen, ohne große Schwierigkeiten, ohne den Atem anhalten zu müssen, ob das alles so klappt. Und so bin ich in diesen frühen Morgenstunden an diesem Sonntag dankbar für diese drei Sonntagslieblinge:

  1. Zu Beginn gleich zwei „Dinge“ auf einmal: Meinen Mann und meinen Trockner. Wir haben tatsächlich am vergangenen Sonntag, nachdem die Stille der besinnlichen Morgenstunden verhallt war, 10 Maschinen Wäsche gewaschen und getrocknet. Es ist einfach unglaublich, was sich nach einem Skiurlaub so alles ansammelt. Unser Trockner, den Richard und ich uns als unser erstes gemeinsames Weihnachtsgeschenk vor bald zwanzig Jahren (!!!)  geschenkt haben, lief und lief und lief. Ohne zu schwächeln. In derselben Zeit haben wir mittlerweile die dritte Waschmaschine angeschafft. – Und genauso begeistert war ich von meinem Mann, der dann auf einmal seine Fähigkeiten zum Wäschzusammenlegen wieder entdeckt hat und mehr als die Hälfte der Waschmaschinenladungen, die von unserem wunderbaren Trockner getrocknet wurden, auch zusammengelegt hat. Großartig!
  2. Nadeschda hat den Wiedereinstieg in die Schule bravurös gemeistert. Mit all der Unlust, die sie vorher hatte, hätte ich das nicht erwartet. Es scheint, als wäre sie nun im Moment in der aktuellen Schreibepoche oben auf. Damit hätte sich all unser Üben und Arbeiten Zuhause wirklich ausgezahlt. Es wäre das erste Mal, dass sie in der Schule mit ganz vorne dran ist. Genau das, was sie verdient hat!
  3. Maxim muss einmal wieder mit dem Rechnen kämpfen. Wie viele andere Kinder in seiner Klasse auch. Aber dennoch, ich mache mir auf der einen Seite Sorgen, ob er auch weiter alles mitbekommt. Aber auf der anderen Seite bewundere ich seinen inneren Kampf und seinen inneren Willen, es doch jeden verdammten Tag immer wieder neu zu versuchen, zu lernen, zu üben, zu wiederholen, sich durch zu kämpfen. Er ist so unglaublich tapfer!

Nun freue ich mich über  ein wenig Neuanfang für das Jahr in meinem Haus. Alle alte Weihnachtsdekoration musste weichen. Und Frühlingsvorboten nehmen ihren Platz ein.

Habt einen wunderbaren Sonntag und einen wohlbehaltenen Start in die neue Woche!

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Interviewreihe „Anstrengungsverweigerung“ – eine Adoptivmutter erzählt… (3/3)

Unterstützung für Eltern im Umgang mit anstrengungsverweigernden Kindern

Silhouette of a young mother lovingly kissing her little child o

Mit freundlicher Unterstützung von Fotolia

Im dritten Teil meines Gesprächs mit Julia, schildert sie sehr anschaulich, was ihr und ihrem Sohn in Phasen der Anstrengungsverweigerung hilft und welche externe Unterstützung sie in unterschiedlicher Form hat. Wertvoll sind auch ihre Literaturtips. 

Wie verhältst Du Dich in Situationen, wenn die Überlebensstrategie bei Deinem Sohn zu Tage tritt?

Erst einmal versuche ich, abzuwarten und herauszufinden, was jetzt gerade genau sein Problem ist. Dazu versuche ich, Blickkontakt zu ihm zu halten, aber erst einmal nichts zu sagen. Dies hilft mir dabei, mich selbst kurz zurückzunehmen und innerlich durchzuatmen. Ich muss innerlich auf Distanz zu seinem Verhalten gehen, aber nicht zu ihm selbst. Wichtig ist, Ruhe zu bewahren. Ihm zu zeigen, dass es ok ist, dass ich da bin und bleibe, komme, was wolle. Das ist ein Drahtseilakt und gelingt mal mehr, mal weniger.

Manchmal schaffen wir es, dass eine Situation gar nicht erst eskaliert. Mit Eskalieren meine ich Schreien, verzweifeltes Weinen, Zerstörungswut, also wirklich massive Emotionen, die er zu Hause auch nach Außen trägt. In der Öffentlichkeit passiert so etwas nicht. Da hat er sich sehr stark unter Kontrolle, und diese Kontrolle verlangt ihm natürlich sehr viel Kraft ab. Das führt dann eher dazu, dass er nicht mehr in der Lage ist, auf Aufforderungen zu reagieren, Antwort zu geben, wenn er etwas gefragt wird oder Entscheidungen zu treffen. Er ist dann wie erstarrt und schaut mich nur noch hilfesuchend an. Ich muss dann quasi für ihn zum Sprachrohr werden und für ihn sprechen. Manche legen ihm das als Schüchternheit aus, aber ich weiß, dass das nicht der einzige Grund ist, sondern tiefer liegt.

Wenn sich die Spirale bis zum Ende dreht, bleibt uns nicht viel anderes, als bei ihm zu bleiben, Körperkontakt anzubieten, aber ihm nicht aufzuzwingen und ihn in den Arm zu nehmen und wie ein Baby zu wiegen. Oft schläft er dann völlig erschöpft ein. Ich glaube, er klinkt sich dann einfach aus, weil er es nicht länger aushalten kann.

Manchmal gelingt es mir auch nicht, ruhig zu bleiben. Meistens dann, wenn ich selbst gestresst bin, weil ich noch etwas anderes erledigen muss, oder weil ich noch zur Arbeit muss oder ganz banal, weil ich nicht ausgeschlafen genug bin. Das sind alles Störfaktoren, die sein anstrengungsverweigerndes Verhalten sozusagen noch mehr triggern.

Gibt es etwas, was ihm besonders gut hilft, sich wieder zu beruhigen?

Wie gesagt, je ruhiger wir bleiben, desto eher kann auch er sich wieder beruhigen. Was ihm auch hilft, ist, wenn ich versuche, mit meinen Worten nach Gründen für sein Verhalten zu suchen und er einfach nur nicken oder den Kopf schütteln muss. Je eher wir dazu kommen, darüber zu reden, desto weniger verliert er sich in diesem Strudel der Verzweiflung.

Momentan sind es ja häufig die Hausaufgaben, die ihn sehr stark fordern. Dazu muss man wissen, dass er, wenn an 3 Tagen/Woche erst um 15:30 nach der Betreuung nach Hause kommt, er einfach schon sehr viel Input hatte und wir natürlich nicht gleich weitermachen können. Also bekommt er dann erstmal eine Ruhepause von ca. einer halben Stunde. Dann rufe ich ihn zu den Hausaufgaben und wir stellen uns einen Wecker für eine halbe Stunde. Da er gottseidank nicht jeden Tag neue Hausaufgaben bekommt, sondern in der Regel am Anfang der Woche eine Wochenaufgabe, können wir uns die Zeit so einteilen, dass er nicht länger als 30 Minuten arbeiten muss. Wird er in dieser Zeit fertig, wird an den anderen Tagen weiter geübt, auch ca. eine halbe Stunde, aber ich merke ganz deutlich, wenn erst einmal der Druck raus ist, dass er seine Aufgaben, die er abgeben muss, erledigt hat, dann schaffen wir unser Übepensum sehr gut. Alles, was er in der halben Stunde nicht schafft, machen wir an den folgenden Tagen.

Du Dich sehr intensiv mit dem Thema der Anstrengungsverweigerung auseinandergesetzt hast. Wie und womit hast Du das getan?  

Wie ich schon einmal gesagt hatte, habe ich noch während unserer Bewerbungsphase beim Jugendamt angefangen, alle erdenklichen Informationen rund um das Thema Adoption zu sammeln und habe jedes irgendwie interessant klingende Buch darüber gelesen.

Auch als unser Sohn schon bei uns war, haben wir über unser Jugendamt regelmäßig an Tages- und Wochenendseminaren teilgenommen, u.a. bei Irmela Wiemann, die mich bis heute sehr inspiriert und von der wir sehr viel lernen konnten. Und nicht zuletzt bin ich dann vor ungefähr zwei oder drei Jahren auch im Zuge eines Seminares auf das Buch von Bettina Bonus zur Anstrengungsverweigerung aufmerksam geworden.

Habt Ihr externe therapeutische Hilfe und Unterstützung? Wenn ja, welche?

Im Hinblick auf die Schule haben wir uns ca. 1 – 1 1/2 Jahre vor der Einschulung um therapeutische Unterstützung bemüht. Durch die Mithilfe seiner Erzieherin im Kindergarten haben wir auch sehr schnell, was außergewöhnlich ist, da die Wartezeiten erfahrungsgemäß sonst sehr lang sind, einen Therapieplatz bei einer Kinder- und Jugendpsychotherapeutin bekommen. Auch sie ist besonders geschult in der Hilfe für Pflege- und Adoptivkinder. Das ist umso erfreulicher, als dass es solche Angebote eher nicht wie Sand am Meer gibt. Mit ihrer Hilfe hat er spürbare Fortschritte im Hinblick auf sein sozial-emotionales Verhalten gemacht, auch im Hinblick auf sein Selbstvertrauen und seine Zutrauen in seine Kompetenzen.

Ich kann nur jedem in ähnlicher Situation raten, sich Hilfe von außen zu holen. Es ist eine große Erleichterung und Hilfe, wenn man nicht alles alleine mit sich und seinem Kind ausmachen muss. Wir erleben deutliche Fortschritte. Gut war, denke ich, dass wir schon recht frühzeitig mit einer Therapie begonnen haben, lange bevor es an die Einschulung ging. Wir werden die Therapie zunächst bis zum Halbjahr weiterführen und dann mit der Therapeutin zusammen entscheiden, ob es sinnvoll ist, erst einmal eine Pause einzulegen oder nicht.

Gibt es Literatur, die Du empfehlen kannst?

Wie gesagt, gelesen habe ich sehr viel, aber einige Bücher sind für mich absolut empfehlenswert nicht nur, aber gerade auch im Hinblick auf Traumatisierung und Leistungsverweigerung, wobei die Reihenfolge nichts mit einer Wertung zu tun hat:

„Survival-Tipps für Adoptiveltern“ von Christel Rech-Simon und Fritz B. Simon: Dieses Buch ist mir ein richtiger kleiner Schatz und Begleiter für schwierige Lebenslagen geworden. Die beiden Autoren sind nicht nur selbst Adoptiveltern, sondern auch erfahrene Psychotherapeuten. Der Titel des Buches mag im ersten Moment etwas plakativ erscheinen, wenn man jedoch die ersten Seiten gelesen hat, merkt man schnell, wie sehr das Leben mit Adoptivkindern manchmal tatsächlich einem Überlebenskampf gleichen kann. Besonders gefällt mir an dem Buch, dass man es durchaus in einem Stück lesen kann, aber auch immer wieder mal reinlesen kann, um sich wieder neu mit den Tipps, die keineswegs Patentrezepte sein wollen, auseinanderzusetzen. Die Autoren verbinden ihre wissenschaftlichen Aussagen auch immer wieder mit Szenen aus dem Alltag mit ihren Kindern oder Fallbeispielen aus ihrer Praxis. Wichtig finde ich auch immer wieder den Hinweis, dass man etwas tun kann, egal wie ausweglos oder krisenhaft die Situation auch scheinen mag.

„Mit den Augen eines Kindes sehen lernen“ von Bettina Bonus, hierbei besonders hervorzuheben, Band 1 und 2: Band 1 behandelt grundlegend die Entstehung einer Frühtraumatisierung bei Adoptiv- oder Pflegekindern, und Band 2 geht sehr explizit auf das Phänomen der Anstrengungsverweigerung ein. Sehr anschaulich beschreibt sie diese als eine der bedeutendsten Folgen einer Frühtraumatisierung. Auch dieses Buch würde ich jedem Interessierten ans Herz legen, allerdings muss man deutlich sagen, dass sich dieses Buch wie auch die „Survivaltipps“ oben besonders auf hochproblematisches Verhalten bei Pflege- und Adoptivkindern beziehen. Auch Bettina Bonus verbindet ihre fachlichen mit ihren persönlichen Erfahrungen als Ärztin und Pflegemutter.

„Adoptiv- und Pflegekindern ein Zuhause geben“ von Irmela Wiemann: ein Klassiker der Adoptionsliteratur würde ich sagen und sollte von jedem gelesen werden, der mit Adoptiv- oder Pflegekindern zu tun hat, sei es als Eltern oder professionell.

„Ratgeber Adoptivkinder: Erfahrungen, Hilfen, Perspektiven“ von Irmela Wiemann: Dieses Buch sei ebenfalls erwähnt. Die Autorin hat es sich in ihrer jahrzehntelangen Arbeit mit Adoptiv- und Pflegekindern zur Aufgabe gemacht, allen am Adoptionsprozess Beteiligten Hilfestellungen an die Hand zu geben, damit möglichst gelingende Beziehungen entstehen können und das Kind trotz widriger Umstände eine gesunde Identität und die Fähigkeit zum selbstständigen bürgerlichen Leben entwickeln kann.

Was wünschst Du Joshua für die Zukunft?

Wie ich schon gesagt habe, Joshua hat ein waches Auge und ein offenes Herz für die zwischenmenschlichen Beziehungen um ihn herum. Eine Gabe die Mangelware in unserer Gesellschaft ist. Von solchen Menschen profitiert unsere Gesellschaft. Das ist meine Überzeugung.  Und so wünsche ich ihm vor allem, dass er sich diese Fähigkeit erhält. Dass er lernt, sie in positive Energie umzuwandeln und mit diesen Eigenschaften, seine Zukunft, sein Leben zu lieben und zu gestalten.

Für seine nahe Zukunft wünsche ich ihm und allen Kindern in ähnlichen Situationen oder Konstellationen, dass sie Menschen ums sich herum haben, die ihre Bedürfnisse achten, ihre Ängste ernst nehmen und ihnen in Guten wie in schlechten Zeiten zur Seite stehen. Denn das haben sie verdient!

Liebe Julia, hab an dieser Stelle noch einmal vielen lieben Dank für Deine wertvollen Impulse in den vergangenen Wochen!

Die anderen Beiträge von Julia könnt ihr hier und hier lesen. 

Und Julia’s Literaturtips findet Ihr auch in meiner Literaturliste