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Betreuung: Vom schmalen Grad zwischen den eigenen Werten und Wünschen

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Photo by Guille Pozzi on unsplash.com

Es gab Tage in den vergangenen Wochen, da konnte ich das Wort „Betreuung“ nicht mehr hören. Ich selbst arbeitete in der Nachmittagsbetreuung der Schule meiner Kinder. Ja, es war eine wertvolle Chance für mich in der Ausbildung, Erfahrung zu sammeln und ein wenig Geld habe ich auch verdient. Doch meine Kinder mussten dann ebenso in der „Betreuung“ bleiben, da ihre Mutter, also ich, genauso wie die Eltern der Kinder, die ich betreute, arbeiteten. Das tat Maxim und Nadeschda nur bedingt gut. Geholfen hat, dass ich sozusagen da und im selben Gebäude war, und sie zu mir kommen konnten, wenn sie mich brauchten. Beide genossen das Spielen mit ihren Freunden, sofern die auch in der „Betreuung“ waren. Aber auf der anderen Seite blieb vieles auf der Strecke. Als ich merkte, dass es vor allem Nadeschda zu viel wurde, so lange in der Schule zu bleiben, organisierte ich die Betreuung meiner Kinder mit unserer Kinderfrau so, dass sie die Kinder früher von der Schule abholte, damit die Kinder zumindest mehr Zeit Zuhause hatten und dann ausgeruht, ihren Freizeitaktivitäten nachgehen konnten. Also, wieder Betreuung für meine Kinder, da ich andere Kinder betreute. Irgendwie absurd…

Dann hatte meine Mutter einen Schlaganfall vor ein paar Wochen. Mittlerweile ist sie in der Reha hier in der Nähe. Aber obwohl mein Bruder und ich schon vor Wochen für sie „Betreuung“ Zuhause organisiert hatten, da es ihr schon vor dem Schlaganfall zunehmend schlechter ging – also jemanden, der fast täglich zu ihr kam, um mit ihr spazieren zu gehen und gemeinsam mit ihr – und eben nicht für sie – Besorgungen zu erledigen, ist das alles nicht passiert, sondern die Betreuerinnen haben das gemacht, worum meine Mutter sie bat, nämlich ohne sie einkaufen zu gehen, Sachen zu besorgen, Dinge im Haushalt zu erledigen. Dass sie einen Schlaganfall hatte und ins Krankenhaus gemusst hätte, hat nur eine von ihnen bemerkt und sie auch dahin gebracht. Meine Mutter hat sich wenige Stunden später selbst entlassen. Erst mein Bruder hat meine Mutter dann final eingewiesen. Und dann ist sie auch im Krankenhaus geblieben. Nun ist ihr Gesundheitszustand so, dass man nicht weiß, wie sie sich erholen wird. Viele ihrer Defizite sind nicht durch den Schlaganfall verursacht, sondern durch jahrelanges sich Selbstvernachlässigen. Die Frage ist nun, wie weit die Reha überhaupt helfen kann, die Schäden des Schlaganfalls zu „reparieren“ und wie weit meine Mutter lernen wird, zukünftig selbst für sich zu sorgen. Ich bin nach wie vor der Meinung, wenn sie wollte, könnte sie. Aber ich bezweifele, dass sie wirklich will. Also denken wir wieder über Betreuung nach. Und hier in unterschiedlichster Form. Aber welche ist die „Richtige“? Eigentlich muss sie nicht in ein Heim – will sie auch nicht -, und ich würde ihr das gerne ersparen. Aber….

Ich habe in den vergangenen Wochen all die offenen Rechnungen meiner Mutter bezahlt, mich mit Versicherungen, Polizei, Finanzamt und anderen Institutionen rumgeschlagen. Das ist zwar nicht die Betreuung, die ich meine, aber irgendwie habe ich auch immer wieder gedacht: Da liegt eine alte Frau in ihrer Wohnung, kann sich kaum bewegen, erzählt sicherlich irgendetwas vom Gipskrieg: „Ja, das habe ich schonmal gehabt, das ist das und das. Und ich brauch nur das soundso Medikament und dann geht es mir bald besser.“ Und die armen Betreuerinnen haben das geglaubt und sind losgezogen und haben das Medikament besorgt. Ende vom Lied war, dass der Notarzt meine Mutter eingepackt hat. Weil sie nämlich von dem Medikament soundso so einen hohen Blutdruck hatte, dass es wahrscheinlich den Schlaganfall ausgelöst hat. Also fange ich an, ambulante Pflege aus meinen Gedankenkonstrukten zu streichen. Auch wenn es eine wunderbare Lösung wäre. Denn mehr braucht meine Mutter, wenn denn überhaupt, eigentlich nicht. Sie muss gucken, dass sie ihre Medikamente regelmäßig und richtig nimmt, sie muss regelmäßig essen, sie muss jeden Tag spazieren gehen und raus an die frische Luft. Das könnte sie – nach erfolgreicher Reha – theoretisch alleine schaffen. Es ist aber fraglich, ob sie das macht. Hilfe bräuchte sie bei Arztbesuchen, Besorgungen, Wohnung in Schuss halten. Das kann man organisieren. Doch ich sehe die Gefahr, dass mein Bruder und ich wieder „Betreuung“ organisieren, da sie eben nicht ihre Medikamente nimmt, geschweige denn regelmäßig isst und so viel Wasser trinkt, wie sie soll. Ob meine Mutter aber die Hilfe annimmt, die sie braucht, ist fraglich. Die Gefahr besteht, dass am Ende wieder nur Rezepte abgeholt werden, von Ärzten, die diese eigentlich nicht hätten ausstellen dürfen. Also muss ich dann die „Betreuung“ meiner Mutter doch selbst in die Hand nehmen?

Die Versorgung von Eltern ist eine Betreuungsaufgabe, die viele von uns irgendwann trifft, wenn die Eltern so weit abgebaut haben, dass sie nicht mehr für sich selbst sorgen können oder auch nicht mehr wollen. Die kommt vielleicht meist überraschend. Denn sagen wird das einem keiner, dass irgendwann die Eltern wieder auf der Matte stehen, auch wenn an vielen Stellen das Thema „Pflege“ es selbst in den vergangenen Wochen wieder auf den Titel eines führenden Nachrichtenmagazins geschafft hat. Mich hat es kalt erwischt, auch wenn ich es hätte kommen sehen können. Vor einem Jahr schon stand ich vor der Senioreneinrichtung, in die meine Mutter, wenn sie Glück hat – und wenn sie bereit dazu ist – einziehen darf. Da ist es schön, wirklich schön, und eigentlich fast zu schön für jemanden, der das nicht wertschätzen kann.

Ich habe kein gutes Verhältnis zu meines Mutter. Warum auch. Über unser Verhältnis habe ich hier geschrieben. Es besteht im Grunde keinerlei Veranlassung, dass ich mich um meine Mutter kümmern müsste. Schuldig bin ich ihr nichts. Dennoch habe ich irgendwie Werte in meinem späteren Leben gelernt, und mir ist es wichtig, nach diesen zu leben. Sie lassen mich meine Mutter eben nicht einfach dem Schicksal und sich selbst überlassen. Insofern werde ich schauen, dass meine Mutter gut versorgt ist. Aber in manchen Momenten kann ich das Wort „Betreuung“ einfach nicht mehr hören. Ich will auch nicht noch mehr Betreuung für meine Kinder organisieren, damit ich mich um meine Mutter kümmern kann. Ich will Mutter sein und für meine Kinder so da sein, wie sie es brauchen. Das ist meine Aufgabe. Meine Kinder brauchen aufgrund ihrer Geschichte mich als ihren verlässlichen Anker. Für sie trage ich die Verantwortung. Ich will nicht eine Mutter betreuen, die nie eine Mutter für mich war. Und die nicht in der Lage ist, Verantwortung für sich selbst zu übernehmen. Doch ich will und kann diese Verantwortung auch nicht übernehmen. Dennoch muss ich den schmalen Grad gehen, auf der einen Seite meinen Werten zu folgen und auf der anderen Seite meinem Wunsch eine gute Mutter zu sein, und dabei mich selbst nicht zu übernehmen und zu überfordern.

P.S. Claire von mamastreikt schreibt seit Monaten viel über Carearbeit. Schon ihrem Netzprotest #carearbeitmusssichtbarwerden bin ich aufmerksam gefolgt. Doch erst mit der bei mir einziehenden doppelten Care-Arbeit hat das Thema für mich eine neue Brisanz bekommen. Umso mehr möchte ich Euch Claire’s aktuelle Aktion „Care eine Stimme geben“ ans Herz legen.

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1000 Fragen an dich selbst – #8

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Photo by thought catalog on unsplash.com

Trotz aller Betreuungsarbeit halte ich zum Wochenbeginn für einen Moment Inne und widme mich den nächsten Fragen aus „1.000 Fragen an Dich selbst“. Hier sind also nächsten 20 Antworten der wunderbaren Blogparade von Johanna von Pinkepank. Zum Wochenbeginn geht es heute um übersinnliche Kräfte, die ein oder andere Peinlichkeit und andere Selbsterkenntnisse. Doch lest selbst!

141. In welche Länder möchtest du noch reisen? Ich bin schon so viel gereist, da steht nicht mehr all zu viel auf meiner Liste. Mein Projekt ist im Moment, wenn ich das nächste Lebensjahrzehnt erreiche, mit Maxim und Nadeschda mit der transsibirischen Eisenbahn durch Russland zu reisen.

142. Welche übernatürliche Kraft hättest du gerne? Zaubern.

143. Wann wärst du am liebsten im Erdboden versunken? Als ich in meiner Ausbildung zum ersten Mal Flöte spielen sollte.

144. Welches Lied macht dir immer gute Laune? Mmmh, ich kann mir so schlecht Musiktitel merken.

145. Wie flexibel bist du? Auf der einen Seite überhaupt nicht. Meine Kinder brauchen ganz viel Struktur und Routine. Da bleibt wenig Raum für Flexibilität. Und auf der anderen Seite bin ich dann doch sehr flexibel in dem, wie ich unseren Alltag mit den immer wieder neuen Herausforderungen so organisiere, dass die Struktur erhalten bleibt.

146. Gibt es eine ungewöhnliche Kombination beim Essen, die du richtig gerne magst? Nein.

147. Was tust du, wenn du in einer Schlange warten musst? Wenn Maxim und Nadeschda mit dabei sind, schaue ich, dass sie keinen Unfug machen. Wenn ich alleine bin, lese ich.

148. Wo siehst du besser aus: im Spiegel oder auf Fotos? Auf Fotos.

149. Entscheidest du dich eher für weniger Kalorien oder mehr Sport? Ich habe zum Glück kein Problem mit meiner Figur. Doch ich würde mich für mehr Sport entscheiden, da die Bewegung meinem Körper gut tut.

150. Führst du oft Selbstgespräche? Ja, wenn ich alleine bin und über neue Texte nachdenke.

151. Wofür wärst du gern berühmt? Für mein Schreiben.

152. Wie fühlt es sich an, abgewiesen zu werden? Im Laufe meines Lebens habe ich gelernt, damit umzugehen. Es macht mich vielleicht noch kurzfristig wütend. Aber dann macht es mich auch wieder frei, meine Dinge durchzuziehen, manchmal auch ohne Rücksicht auf Verluste.

153. Wen würdest du gern besser kennenlernen? Das hatten wir doch schon mal….

154. Duftest du immer gut? Ja, ich achte peinlich darauf. Denn ich kann Schweißgeruch nicht ausstehen.

155. Wie viele Bücher liest du pro Jahr? Ich würde gerne wieder mehr lesen. Früher vor den Kindern habe ich teilweise über 50 Bücher im Jahr gelesen. Das schaffe ich heute nicht mehr. Ich muss natürlich einige Fachliteratur lesen. Dabei kommt die Unterhaltungsliteratur oft zu kurz. Doch in diesem Jahr bin ich ganz gut dabei, und lese mittlerweile schon das vierte Buch.

156. Googelst du dich selbst? Nein.

157. Welches historische Ereignis hättest du gerne mit eigenen Augen gesehen? Hannibal’s Marsch über die Alpen.

158. Könntest du mit deinen Freundinnen zusammenwohnen? Ja. Mit meinen engsten Freundinnen habe ich tatsächlich in Studienzeiten auch zusammengelebt.

159. Sprichst du mit Gegenständen? Nein, höchstens mit Pflanzen.

160. Was ist dein größtes Defizit? Zuviel Verantwortung zu übernehmen und mich selbst damit manchmal zu übernehmen und zu wenig Rücksicht auf mich selbst zu nehmen.

Mehr Antworten zu den „1.000 Fragen an Dich selbst“ findet Ihr zum Beispiel hier oder hier.

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Charlotte’s Sonntagslieblinge (76)

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Photo by Benjamin Manley on unsplash.com

Meine Wochen sind einfach voll zur Zeit. Zu voll. Viel zu voll. Vor allem meine Mutter in der Reha und ihre Zukunft, oder vielmehr ihre jüngste Vergangenheit halten mich beschäftigt. Viel zu beschäftigt. Wenn alles gut klappt, dann haben wir in der kommenden Woche ihr Leben nach der Reha organisiert. Bis darauf, dass wir dann noch ihr altes Leben in ihrer ehemaligen Wohnung abwickeln müssen. Aber okay, das wird dann auch irgendwie gehen. Die ganzen kleinen Überraschungen, die so passieren, wenn eine ältere Dame meint, sich nicht mehr um ihr Post kümmern zu müssen und das über Monate – nicht weil sie es nicht kann, sondern weil sie keine Lust hat, und weil Arte im Fernsehen schauen oder Daniel Barenboim hören oder Gold Mann lesen eben spannender ist, als Rechnungen zu bezahlen, und die dann bitte auch richtig MIT Mehrwertsteuer und eben nicht ohne -, das koste zur Zeit sehr viel Zeit. Ich hatte mir diese Wochen reserviert, um an meiner Abschlussarbeit zu schreiben und habe keine neuen Aufträge angenommen. Nun die Abschlussarbeit schreibe ich nicht und so habe ich die Zeit. Vermeidlich…. Dennoch habe ich mir in dieser Woche auch schöne Momente beschert. Neben dem Alltag mit Maxim und Nadeschda, der auch selbst wenn er an manchen Stellen wieder hart ist – unsere Freundin, die Anstrengungsverweigerung, besucht uns wieder -, doch einfach noch einmal in diesem ganzen Mutterthema eine andere Bedeutung bekommt. Ich genieße es einfach, mit meinen Kindern den Nachmittag und Abend zu verbringen, egal wie er abläuft. Die zwei sind einfach wunderbar! Und während sie gerade mit dem Papa schwimmen gehen, sind dies hier meine drei Sonntagslieblinge (und Achtung, diesmal ist es nur ganz viel über und für mich…):

  1. Ich war beim Friseur und habe mir meine Haare rot färben lassen, so wie sie mal waren, so vor dreißig Jahren. Molly Ringwald war wohl noch in meinem Kopf. Spannend waren die Reaktionen. Vor allem eine, die wieder so auf das Adoptionsthema passt. Eine Kollegin aus meiner Weiterbildung sagte, als ich ihr erklärte, dass ich früher rot war:“ Ahh, dann haben also Deine Kinder rote Haare?“ Ich: „Nein, mein Sohn ist hellblond und meine Tochter dunkelblond.“ Die Kollegin: „Dann hat sich da wohl der Vater durchgesetzt.“ Ich: „Kann sein.“
  2. Ich habe schon vor ein paar Wochen dank Sherrie Eldridge eine wunderbare amerikanische Adoptionsseite entdeckt: Confessionsofanadoptiveparent.com. Großartig! Ich habe Kristin’s Buch „Born Broken“ gelesen. Und war hoch berührt. Es hat mich manchmal sehr, sehr traurig gemacht, selbst wenn meine Kinder eben nicht die Diagnose „FASD“ haben. Mehr dazu sicherlich noch einmal an anderer Stelle. Erleichternd fand ich vor allem, dass Kristin so über ihre Muttergefühle und ihre Gefühle des Scheiterns reflektiert. Allein dafür ist das Buch so lesenswert.
  3. Mein wunderbarer Mann hatte mir zu Weihnachten einen „Innenausstatter“ geschenkt. Mehr so einen „Schick mal jemanden durchs Haus, der sich die noch offenen Baustellen anschaut und sie behebt. Ich habe keine Zeit und keine Nerven, noch eine weitere Gardinenstange anzubringen.“ Nun, das habe ich gemacht – im wesentlichen geht es wirklich um neue Vorhänge, da wir in unserem alten Haus eben keine Rollläden haben – und das ist eine ganz wunderbare Erfahrung. Am Freitag war ich nun im Laden und habe Stoffe ausgesucht. Und Kissen und zwei Teppiche… Ach, das war einfach schön! – Ich bin so dankbar dafür, dass auch so etwas geht. Auf wenn es der absolute Luxus ist….

Habt einen wunderbaren Sonntag und einen gelungen Start in die kommende Woche!

 

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1.000 Fragen an dich selbst – #7

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Photo by thought catalog on unsplash.com

Willkommen neue Woche und ein frischer Montag! Hier sind die nächsten 20 der „1.000 Fragen an Dich selbst“, der wunderbaren Blogparade von Johanna von Pinkepank. Zum Wochenbeginn geht es um unverarbeiteten Schmerz, Prioritäten, Berühmtheiten und Traumberufe. Wieder war es spannend, sich mit den Fragen auseinanderzusetzen. Manchmal zweifele ich, was das mit Selbstfindung zu tun hat, und an anderen Stellen tauche ich ab in lange unberührte Gründe meiner Vergangenheit. Aber lest selbst….

121. Gibst du der Arbeit manchmal Vorrang vor der Liebe? Wenn die Liebe für meine Kinder steht, dann nein. Wenn Maxim und Nadeschda mich brauchen, bin ich da egal wie. Sie sind meine oberste Priorität. Wenn Liebe aber auch Selbstfürsorge heißt, um die es ja hier bei diesen Fragen und dieser „Entdeckungsreise“ geht, dann ja. Dann kommt erst die Arbeit und dann ich selbst. Ich kann dann auch schwer oder gar nicht alle viere grade sein lassen. Geschweige denn kann ich um Hilfe bitten (siehe Frage 134). In all den Jahren mit Maxim und Nadeschda ist es ein einziges mal vorgekommen, dass ich Richard im Büro angerufen habe und gesagt habe: „Du musst nach Hause kommen, ich kann nicht mehr.“

122. Wofür bist du deinen Eltern dankbar? Für nicht wirklich viel. Oder vielleicht doch irgendwie für das schlechte Vorbild, das sie waren. Sich im Leben weiterzuentwickeln, um genauso nicht zu werden, ist auch ein Antrieb.

123. Sagst du immer, was du denkst? Nein, eher zu selten.

124. Läuft dein Fernsehgerät häufig, obwohl du gar nicht schaust? Nein, nie.

125. Welchen Schmerz hast du nicht überwunden? Dank jahrelanger therapeutischer Begleitung bin ich da eigentlich ganz gut aufgestellt, denke ich.

126. Was kaufst du für deine letzten 10 Euro? Wahrscheinlich etwas zum Essen für meine Kinder. Ich bin sehr dankbar, dass ich mir um unser finanzielles Wohlergehen keine Sorgen machen muss und nicht jeden Euro umdrehen muss.

127. Verliebst du dich schnell? Nein. Zum letzten Mal vor bald zwanzig Jahren und auch da hat es lange gedauert, bis ich wirklich verliebt war.

128. Woran denkst du, bevor du einschläfst? Am besten an gar nichts.

129. Welcher Tag der Woche ist dein Lieblingstag? Der Donnerstag. Bis dahin sind die Kinder und ich organisch in unseren Groove gekommen und es ist der Tag in der Woche, an dem wir selten etwas vorhaben und keine Verpflichtungen uns erwarten. Schade ist es, dass dann schon wieder der Freitag folgt, an dem dann alles wieder anders ist.

130. Was würdest du als deinen größten Erfolg bezeichnen? Ein Buch zu schreiben.

131. Mit welcher berühmten Person würdest du gern mal einen Tag verbringen? Molly Ringwald. Als Teenagerin habe ich sie und ihre Filme geliebt und sie war mir zumindest in ihren Rollen irgendwie ein Vorbild. Ich habe immer gedacht: „So wäre ich auch gerne.“ „Pretty in Pink“ war einfach großartig und ich habe mir dann auch so Locken machen lassen, wie Molly sie hatte. Es hat noch ein paar Jahre gedauert und dann kamen die Locken von selbst. Und heute sehe ich tatsächlich fast aus wie Molly. Nur eben ein paar Jahrzehnte älter….

132. Warst du schon mal in eine (unerreichbare) berühmte Person verliebt? Nee, so unrealistisch bin ich nicht.

133. Was ist dein Traumberuf? Schriftstellerin

134. Fällt es dir leicht, um Hilfe zu bitten? Nein, überhaupt nicht. Ich tue es viel zu selten. Obwohl ich gerade im Moment auch einmal wieder in einer Situation wäre, wo ich  Hilfe brauchen könnte.

135. Was kannst du nicht wegwerfen? Ich könnte jetzt schreiben Geld, Schmuck, Fotos, oder ähnliches. Doch grundsätzlich bin ich ziemlich gut im Wegwerfen und aussortieren. Ich finde ausmisten und wegschmeißen eigentlich so grandios befreiend!! Ich bin so froh, dass wir keinen Keller haben und nur eine 10qm Dachkammer. Das zwingt zum Wegschmeißen. Richard wollte vor einigen Jahren mit uns in ein größeres Haus ziehen. Am Ende war seine Hauptmotivation, mehr Stauraum zu haben. Ich habe ihn davon überzeugt, dass das Schwachsinn ist. Wir müssen nicht viel Geld bezahlen, um Müll zu horten….

136. Welche Seiten im Internet besuchst du täglich? Keine wirklich. Zuerst hatte ich an meinen Blog gedacht, doch auch in den schaue ich in bestimmten Phasen nicht jeden Tag rein.

137. Sind die besten Dinge im Leben gratis? Ja. Es sind die Erfahrungen, die man machen darf, und die Erlebnisse, die man hat. Das kann einem keiner nehmen un dort kosten sie kein Geld.

138. Hast du schonmal etwas gestohlen? Nein.

139. Was kochst du, wenn du Gäste hast? Das kommt drauf an, wer zu Besuch kommt. Manche Freuden von uns ernähren sich vegan. Da ist es dann die vegan Küche. Manche Freuden von uns teilen mit uns die Liebe zu Russland, da ist es dann die russische Küche. Und wenn es seitens des Gastes keine Essenvorlieben gibt, dann ist es auch einfach das,w drauf ich gerade an dem Tag Lust drauf habe.

140. In welchem Laden möchtest du am liebsten mal eine Minute lang gratis einkaufen? Beim Bulgari Juwelier in Manhattan – wenn es den Laden noch gibt. Ich würde mir einfach ratzfatz irgendein gigantisches Collier aussuchen, was ich dann sicher nie trage, da es für mich viel zu schwer und zu wuchtig ist. Da ich aber Bulgari’s Düfte schon seit Jahrzehnten liebe und irgendwann einmal staunend vor eben diesem Laden stand, fand ich das in Anbetracht der Kürze der Zeit am Effektivsten.

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Charlotte’s Sonntagslieblinge (75)

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Photo by Tim Gouw on unsplash.com

Eine kurze Schulwoche liegt hinter uns. So allmählich kommt ein wenig Ruhe in unser Alltagsgeschehen. Fasching war großartig! So viel Spaß hatten wir schon lange nicht mehr!! Und an den restlichen Tagen der Woche haben die Kinder und ich einfach unsere alte Routine wieder aufleben lassen und sind zumindest in dieser Zeit des Tages zu gewohnten Rhythmen zurückgekehrt. Das tat gut! Nachdem ich wieder ein Wochenende in der Akademie verbracht habe, schaue ich dankbar auf diese drei Sonntagslieblinge:

1. Beide Kinder machen nach ihrer Erfahrung in der Betreuung in der Schule jetzt ihre Hausaufgaben alleine in ihren Zimmern. Sie kommen dann und ich darf kontrollieren. Manchmal klappt es gut, manchmal weniger. Aber der Weg führt in die richtige Richtung. Üben tun wir noch zusammen, doch irgendwie haben beide in den vergangenen Wochen einen riesigen Schritt in Richtung Selbstständigkeit gemacht.

2. Keine Vorsätze für das neue Jahr zu haben, scheint sich auszuzahlen: Nun finde ich doch wieder Zeit zu lesen. Und wenn es nur abends eine Stunde noch ist, nachdem die Kinder schlafen. Mein „Projekt“ heißt im Moment, endlich einmal wieder Bücher über Russland oder von Russischen Autoren zu lesen. Nach Jens Mühling’s  „Mein Russisches Abenteuer“ hat mich in dieser Woche eine Biografie über die Romanows und den letzten russischen Zaren begleitet.

3. Nachdem mich zum zweiten Mal innerhalb von vier Wochen eine heftige Erkältung – oder war es gar eine Grippe und ich habe das einfach geflissentlich ignoriert und mit entsprechenden freizugänglichen Medikamenten weggedrückt – gebeutelt hat, war ich nun doch mal beim Arzt und habe ein Blutbild machen lassen. Genauso wie ich die Mahnung von Nadeschdas Hautarzt ernst genommen habe, dass ich nicht nur meine Kinder zur Kontrolle schleifen sollte, sondern selbst auch mal zur Hautkrebsvorsorge gehen, und gleich einen Termin für eben diese ausgemacht habe. Wie war das mit der Selbstfürsorge…

Habt einen erholsamen Sonntag und möge die neue Woche gut für Euch alle beginnen.

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Gastbeitrag: Vom Übergang auf die weiterführende Schule für Adoptivkinder

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Danke an Pixabay

Kennengelernt habe ich Kerstin Blank-Bringmann durch ihr wundervolles „Tagebuch meiner Adoption“, das mir eine Freundin nach der Adoption von Maxim und Nadeschda damals schenkte. Heute betreibt die mehrfache Adoptivmutter die Seite „adoptivsinn.de“ und bringt vor allem regelmäßig einen Newsletter zu adoptionsrelevanten Themen heraus und berät Schulen und Kindergärten im Umgang mit Adoptivkindern. In ihrem aktuellen Newsletter widmet sie sich dem Thema „Übergang in die weiterführende Schule“. Vor allem der Beitrag „Vorbereitet sein“ sensibilisiert noch einmal für die enge Begleitung unserer Kinder in der Schule, spätestens ab der 5. Klasse:

Vorbereitet sein

Grundsätzlich kann man sagen, dass beinahe alle Anfangsschwierigkeiten auf einer weiterführenden Schule daher kommen, dass unsere Kinder mehr brauchen als sicher gebundene Kinder. Sie brauchen mehr Halt, mehr Sicherheit, mehr Zuverlässigkeit, mehr Regelmäßigkeit, mehr Struktur und mehr Ansprache – vor allem von Außen.

Das bedeutet, dass sie bei jedem neuen Lehrer in jedem Fach zuerst einmal mit den ihnen eigenen Verhaltensweisen überprüfen, ob der jeweilige Lehrer dazu geeignet ist, diese Ansprüche zu erfüllen. Manche sind es, viele sind es nicht und unsere Kinder sind nicht die einzigen, die dies fordern und brauchen. Das größte Problem besteht hier darin, dass in einer weiterführenden Schule vorausgesetzt wird, dass Kinder selbständig arbeiten können und wollen – je höher die Schulform, desto mehr.

In der Grundschule ist es normal, dass die Kinder „ nur für den Lehrer/die Lehrerin“ lernen und die jeweiligen Lehrer wissen das natürlich. Sicher gebundene Kinder legen diesen Eifer zum Ende der Grundschulzeit tatsächlich ab und sind in der Lage das Lernen emotionsloser und nicht mehr personengebunden anzugehen.

Adoptiv- und Pflegekinder hingegen sind oft bei einem Schulwechsel anfangs zunächst komplett damit überfordert, sich alleine auf den Schulstoff zu konzentrieren. Hinzu kommt, dass jedes Kind natürlich auch innerhalb der neuen Klassengemeinschaft erst einmal seinen Platz finden muss.

Je schneller Kinder sich in einer Klasse und dazu noch beim jeweiligen Fachlehrer sicher fühlen, desto eher können sie wirklich fachbezogen am Unterricht teilnehmen. Deshalb ist ab der 5. Klasse der Lernerfolg unserer Kinder sehr oft komplett abhängig von den pädagogischen Fähigkeiten des jeweiligen Fachlehrers. Diese besonderen Bedürfnisse bilden nicht selten einen extremen Gegensatz zur offensichtlich allgemeinen Annahme, dass Kinder in der weiterführenden Schule wesentlich weniger pädagogische Betreuung und Anleitung benötigen.

Hier ist es sinnvoll, die ersten Elterngespräche dafür zu nutzen, die Bedürfnisse des Kindes wirklich deutlich zu machen! Trifft man auf Verständnis und Offenheit: Glück gehabt! Dies eröffnet viele Möglichkeiten, auch Konsequenzen individuell abzusprechen, denn je „freier“ sich viele Kinder fühlen, desto mehr probieren sie sich aus und desto weniger Kapazitäten bleiben für den Unterrichtsstoff übrig.

Dieses neue Gefühl der „Freiheit“ führt oft dazu, dass die Kinder nicht sehen, was sie selbständig erledigen sollten. Sie sind noch auf der Suche nach Bindung innerhalb der Schülergruppe sowie schlimmstenfalls in jeder neuen Unterrichtsstunde zum jeweiligen Lehrer. Dabei handeln sie größtenteils immer noch im „Grundschulmodus“, mit der Einstellung „wenn der Lehrer nicht sagt, dass ich das tun muss, muss ich das auch nicht tun.“

Dass wir Eltern etwas anderes fordern, ermutigt unsere Kinder nur, die „neue Freiheit“ zu nutzen, um Informationen nicht weiter zu geben und Hefte/Mappen „in der Schule zu vergessen“, damit wir Eltern ihre „Nichtarbeit“ nicht kritisieren können.

Kerstin Blank-Bringmann 2018

Mehr zum Thema „Schule“ und dem Übergang in die 5. Klasse könnt Ihr im aktuellen Newsletter von Kerstin Blank-Bringmann lesen.